In ihrem Buch „Against World Literature“ richtet sich die Literaturwissenschaftlerin Emily Apter gegen ein scheinbar weltoffenes, letztlich jedoch restriktives und hegemoniales Verständnis von ‚Weltliteratur‘. Worin besteht das Problem und welche Konsequenzen ergeben sich aus Apters Kritik?

Lite­ratur, so scheint es, wird überall auf der Welt geschrieben. Nicht überall versteht man dasselbe darunter. Aber geschrieben wird heut­zu­tage vermut­lich mehr als je zuvor in der Geschichte. Ist aber das, was ‚welt­weit‘ geschrieben und als ‚Lite­ratur‘ gehan­delt wird, auto­ma­tisch ‚Welt­li­te­ratur‘? Welche Welt oder welche Welten eröffnet oder betritt Lite­ratur heute? Wie bezieht sich Lite­ratur auf jene Welten? Und was hält sie ihnen allen­falls entgegen?

In ihrem 2013 erschie­nenen Buch Against World Lite­ra­ture. On the Poli­tics of Untrans­la­ta­bi­lity wirft die an der New York Univer­sity lehrende Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­lerin Emily Apter die zwar auf der Hand liegende, aber dennoch selten gestellte Frage auf, welche ‚Welt‘ – d.h. welches Verständnis von ‚Welt‘ – denn gemeint ist, wenn von ‚Welt­li­te­ratur‘ die Rede ist. Im Blick hat sie dabei insbe­son­dere die ökono­mi­schen, poli­ti­schen und akade­mi­schen Leit­vor­stel­lungen und Präfe­renzen, die dieser Rede heut­zu­tage zugrunde liegen. Diese wirken insbe­son­dere in der engli­schen bzw. anglo­ame­ri­ka­ni­schen Bezeich­nung ‚World Lite­ra­ture‘ undurch­sichtig zusammen.

Über­win­dung von Grenzen?

Als Goethe den Begriff ‚Welt­li­te­ratur‘ in deut­scher Sprache prägte, versprach er sich davon eine Über­win­dung nicht nur der engen natio­nal­sprach­li­chen, sondern auch der darauf bezo­genen natio­nal­po­li­ti­schen Grenzen der Literatur:

Natio­nal­li­te­ratur will jetzt nicht viel sagen; die Epoche der Welt­li­te­ratur ist an der Zeit, und jeder muß jetzt dazu wirken, diese Epoche zu beschleunigen.

Aller­dings war Goethe durchaus davon über­zeugt, dass „Der Deut­sche“ in diesem Beschleu­ni­gungs­pro­zess eine beson­ders wich­tige Rolle zu spielen habe. Die ‚Über­win­dung‘ natio­naler Grenzen kann auch hege­mo­niale, expan­sive Züge tragen… Das verhält sich im Falle der ‚World Lite­ra­ture‘ nicht anders. Nur scheint mit der engli­schen Bezeich­nung zugleich deut­lich gemacht, dass der dies­be­züg­lich tonan­ge­bende Diskurs heute nicht mehr auf Deutsch, und auch nicht mehr auf Fran­zö­sisch oder gar Latein, sondern (bis auf Weiteres) mehr­heit­lich in einem ‚globa­li­sierten‘ Englisch – von seinen Kriti­ke­rinnen und Kriti­kern als ‚Globish‘ bezeichnet – stattfindet.

Die Frage, welche ‚Welt‘ gemeint ist, wenn von ‚World Lite­ra­ture‘ die Rede ist, hat ihre Berech­ti­gung schon dadurch, dass ‚Welt‘, ‚world‘ oder ‚monde‘ zunächst bloß Wörter sind, von denen nicht klar ist, ob ihre Bedeu­tungen in den unter­schied­li­chen Spra­chen und ihren mutmaß­li­chen wört­li­chen Entspre­chungen jeweils dieselben sind. Es ist also frag­lich, ob es sich – in den konkreten Verwen­dungen dieser Wörter – über­haupt um dieselben Begriffe handelt.

Weitere Kandi­daten stehen auf dem Feld: Erde, Globus, Planet, Umge­bung (sogar Heimat?) etc. / earth, globe, planet, envi­ron­ment (even home or home­land?) etc. / terre, globe, planète, envi­ron­ne­ment (même patrie?) etc. – Diese dienen teils der Präzi­sie­rung von Welt / world / monde, teils werden sie zur Abgren­zung ins Spiel gebracht. Doch damit nicht genug. Was passiert erst, wenn all die Spra­chen und Dialekte dazu­kommen, die mit denje­nigen der ehema­ligen euro­päi­schen Kolo­ni­al­herren nicht kongruent oder verwandt sind, allein schon geogra­fisch jedoch einen großen Teil der ‚Welt‘ – oder hier viel­leicht eher: unserer ‚Erde‘ oder unseres ‚Planeten‘ – kenn­zeichnen (Arabisch, Mandarin, Hindi, Kisuaheli…)?

Quelle: versobooks.com

Emily Apter setzt an dieser Stelle an und fragt, was die ‚Welt‘ der ‚World Lite­ra­ture‘ denn auszeichnet. Dazu muss man wissen, dass in den vergan­genen zwei Jahr­zehnten insbe­son­dere an briti­schen und US-amerikanischen Univer­si­täten (an erster Stelle: Harvard) reihen­weise Studi­en­pro­gramme oder Kurs­an­ge­bote in ‚World Lite­ra­ture‘ (oder ‚Global Lite­ra­tures‘) einge­führt worden sind, teils direkt oder indi­rekt auf Kosten einzel­sprach­li­cher Philo­lo­gien (z.B. Germa­nistik), teils als Ergän­zung oder in Konkur­renz zu anglis­ti­schen Programmen oder aber zu solchen der ‚Comp-Lit‘ (Compa­ra­tive Lite­ra­ture – also der Kompa­ra­tistik, der Verglei­chenden Literaturwissenschaft).

Vorder­gründig ist die Botschaft ebenso klar wie einleuch­tend: Lite­ratur hält sich nicht an Länder­grenzen. Lite­ratur findet überall und in verschie­denen Spra­chen statt. Sie ist viel breiter aufge­stellt, als eine euro­zen­tri­sche Perspek­tive dies viel­leicht wahr­haben möchte. Migra­ti­ons­be­we­gungen sind immer auch solche, die Bewe­gung in die Lite­ratur bringen und mit denen sich Lite­ratur bewegt. Dabei müssen auch dieje­nigen Stimmen zu Wort kommen, die bislang über­hört worden sind. Stimmen von überallher.

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Jeder dieser Punkte ist richtig und wichtig. Wo liegt also das Problem? Apter zufolge liegt es darin, dass ein Groß­teil der Forschungen zur ‚World Lite­ra­ture‘ sowie der entspre­chenden univer­si­tären Lehre und außerdem – wichtig! – des Buch­marktes sich darauf einge­stellt hat, prak­tisch ausschließ­lich mit engli­schen Über­set­zungen zu arbeiten. Das ist inso­fern verständ­lich, als niemand auf der ‚Welt‘ alle Spra­chen spricht und versteht. Was aber folgt daraus?

Für Apter ist ausschlag­ge­bend, dass sich im Falle der ‚World Lite­ra­ture‘ als Label, als Diszi­plin und als Markt eine Praxis des Umgangs mit über­setzter Lite­ratur etabliert hat, in der im Extrem­fall a) die jewei­ligen lite­ra­ri­schen Vorlagen in ihrer sprach­li­chen Eigenart sowie den damit verbun­denen kultu­rellen und poli­ti­schen Impli­ka­tionen gar keine Rolle mehr spielen und sich somit b) hinter­rücks ein Verständnis von ‚Welt‘ breit­macht, das davon ausgeht, dass grund­sätz­lich alles problemlos in die eigene – sprich: engli­sche bzw. anglo­ame­ri­ka­ni­sche – Sprache über­setzt werden kann.

Mono­kultur und ‚Oneworl­ded­ness‘

Die ‚eine‘ Welt erscheint dann plötz­lich als eine sehr kleine Welt, sehr klein jeden­falls mit Blick auf das, wofür sie zu stehen scheint. Apter spricht von einer Mono­kultur der ‚Oneworl­ded­ness‘. Der Vorsatz, kultu­relle Viel­falt anzu­er­kennen, erweist sich aus der Perspek­tive einer derar­tigen Mono­kultur als reines Lippen­be­kenntnis. Und mehr noch: Wenn am Ende über­haupt nur noch dieje­nigen Texte als ‚Lite­ratur‘ wahr­ge­nommen werden, die in der ‚Welt‘ der englisch­spra­chigen Über­set­zung heimisch werden, dann verbindet sich damit auch ein sehr merk­wür­diges Verständnis von Literatur.

Nicht, dass Lite­ratur partout unüber­setzbar wäre. Das ist keines­wegs der Fall. Die Frage lautet jedoch, was passiert, wenn sich eine bestimmte Vorstel­lung lite­ra­ri­scher Über­setz­bar­keit durch­zu­setzen beginnt: die Vorstel­lung insbe­son­dere, dass die Erwar­tungen auf Verständ­lich­keit und Konsu­mier­bar­keit einer lite­ra­ri­schen Vorlage in der ‚Ziel­sprache‘ erfüllt sein müssen.

Zielte Lite­ratur tatsäch­lich darauf ab, derar­tige Erwar­tungen zu erfüllen, dann gäbe es im Grunde kein Problem. Dann wäre aber zugleich deut­lich gemacht, dass in der Rede von ‚World Lite­ra­ture‘ nicht nur die ‚Welt‘ auf tönernen Füßen steht, sondern still­schwei­gend auch eine beschränkte Vorstel­lung von ‚Lite­ratur‘ leitend ist: Lite­ratur als Reflektor von Wünschen, in denen Fremd­heits­er­fah­rungen nur in über­setzter Form statt­finden dürfen.

Quelle: press.princeton.edu

Apters Vorhaben besteht nun nicht etwa darin, den Prozess der Über­set­zung als solchen zu disqua­li­fi­zieren. Im Gegen­teil. Mit dem voran­ge­gan­genen Buch von 2006, The Trans­la­tion Zone. A New Compa­ra­tive Lite­ra­ture, ist sie selbst als profi­lierte Übersetzungs- und Kultur­theo­re­ti­kerin hervor­ge­treten – und auch Against World Lite­ra­ture dreht sich zu einem Groß­teil um Fragen der Übersetzung.

Genau das ist jedoch der Punkt: Für Apter ist Über­set­zung ein Prozess, der selbst reflek­tiert werden muss, der also nicht einfach als immer schon geleistet voraus­ge­setzt werden sollte, sondern der selbst in seinen Voraus­set­zungen, Schwie­rig­keiten und mögli­chen Folgen ernst­ge­nommen werden muss. Nur dann, so der Gedanke, besteht auch eine Chance darauf, die durch Lite­ratur provo­zierten – und besten­falls als Provo­ka­tionen zu über­set­zenden – Einsichten in die sprach­li­chen Impli­ka­tionen kultu­reller und poli­ti­scher Prozesse, Phäno­mene und Stör­fälle zu erkennen.

Gut möglich, dass genau dies gelingt, wenn Lite­ratur beispiels­weise vorherr­schende Sprech­weisen der Politik vorführt, indem sie deren Muster frei­legt. Ein lite­ra­ri­sches Verfahren kann etwa darin bestehen, ideo­lo­gi­sche Parolen (z.B. ‚das Volk muss das Sagen haben!‘) derart exzessiv zu wieder­holen und damit gleich­zeitig als Sprach­ma­te­rial zu verfremden, dass die Parolen zumin­dest temporär untaug­lich werden. Das gesamte Werk von Elfriede Jelinek etwa ließe sich auf dieser Ebene lesen. Ähnlich Thomas Pynchon, den Apter selbst als Beispiel für eine Form von Lite­ratur nimmt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, para­noide Züge US-amerikanischer ‚Welt‘-Anschauung lite­ra­risch noch zu über­bieten und auf diese Weise zur Kennt­lich­keit zu entstellen. Ähnlich Gustave Flau­bert, der im 19. Jahr­hun­dert den aufkom­menden ‚globalen‘ Kapi­ta­lismus in seinen sprach­li­chen, sozio-psychologischen und poli­ti­schen Grund­lagen, Auswir­kungen und Darstel­lungs­formen analysierte.

Tempel­ge­bäude „The Parthenon of Books“ der argen­ti­ni­schen Künst­lerin Marta Minujín im Rahmen der aktu­ellen docu­menta 14 in Kassel. Der Tempel besteht aus ehemals oder aktuell verbo­tenen Büchern der ganzen Welt – darunter auffal­lend viele ‚Klas­siker‘. Foto: SZ.

Der ‚west­liche‘ Kanon bleibt bei allen Anstren­gungen um eine ‚plane­ta­ri­sche‘ Auswei­tung des Blicks auch im Buch von Apter eine domi­nante Bezugs­größe. Doch liegt das Entschei­dende darin, dass sie zeigt, wie Lite­ratur in der Lage ist, jeweils selbst eine bestimmte Auffas­sung von ‚Welt‘ zu entwerfen und zugleich – auch in ihren Über­tra­gungen – analy­tisch zugäng­lich zu machen bzw. für Kritik offen­zu­halten. Dass Lite­ratur damit auch Risiken eingeht, wäre an der Geschichte der Zensur, der Bücher­ver­bote sowie der Verur­tei­lung und Inhaf­tie­rung von Schrift­stel­le­rinnen und Schrift­stel­lern weiter­zu­ver­folgen – eine Geschichte, die heut­zu­tage keines­wegs passé ist.

Unüber­setz­bar­keit als Chance

Apter hebt in ihren Ausfüh­rungen vor allem die Rolle der von ihr als „untrans­lat­a­bles“ bezeich­neten „unüber­setz­baren“ Wörter einer Sprache hervor. Der Begriff der „untrans­lat­a­bles“ ist schil­lernd. Entnommen ist er einem Projekt, an dem Apter indi­rekt selbst mitge­ar­beitet hat: dem von der Philo­so­phin Barbara Cassin 2004 heraus­ge­ge­benen Voca­bu­laire euro­péen des philo­so­phies. Diction­n­aire des intra­dui­si­bles, den Apter 2014 zusammen mit Jacques Lezra und Michael Wood in einer engli­schen Über­set­zung (!) mit dem Titel Dictionary of Untrans­lat­a­bles: A Philo­so­phical Lexicon heraus­ge­bracht hat.

Kafkas „Odradek“ – radikal unübersetzbar…

Als „untrans­lat­a­bles“ / „intra­dui­si­bles“ werden zentrale Wörter insbe­son­dere aus der Philo­so­phie aufge­führt, die sich in den unter­schied­li­chen Spra­chen nicht einfach zu einem Begriff fügen und die deshalb dem Traum einer belie­bigen Über­setz­bar­keit eines jeden Wortes in ein anderes Wort einer jeden belie­bigen Sprache der Welt wider­streben. Genau dies ist jedoch so gut wie bei allen diskurs­be­stim­menden Wörtern der Fall: Welt, Wahr­heit, Weis­heit… (oder um beim Beispiel der ‚Heimat‘ zu bleiben, diese ist weder bloß ‚home‘ noch ‚home­land‘, und diese wiederum decken sich nicht mit der fran­zö­si­schen ‚patrie‘, in der sich wie im deut­schen ‚Vater­land‘ der Vater einge­schmug­gelt hat).

Das Projekt des Diction­n­aire bzw. Dictionary besteht – ebenso wie Apters Streit­schrift Against World Lite­ra­ture, die den Unter­titel On the Poli­tics of Untrans­la­ta­bi­lity trägt – darin, Unüber­setz­bar­keit nicht als einen zu besei­ti­genden Miss­stand zu inter­pre­tieren, sondern als Chance, die kultu­rellen, psycho­lo­gi­schen und poli­ti­schen Impli­ka­tionen ernst zu nehmen, die dem Wunsch nach unge­hin­derter Über­setz­bar­keit im Sinne gefäl­liger Verständ­lich­keit auf eine aufschluss­reiche Weise im Wege stehen. Dabei weiß Apter darum, dass der Begriff der „untrans­lat­a­bles“ letzt­lich wider­sprüch­lich ist und bleibt. Denn die damit gemeinten Wörter (ebenso wie das Wort „untrans­lat­a­bles“ selbst) sind durchaus über­setzbar. Die Frage ist bloß, wie im Einzel­fall eine Über­set­zung statt­finden soll.

Das Plädoyer von Apter ist dabei weniger klar als die Geste der Abgren­zung. Erst gegen Ende des Buches finden sich Hinweise darauf, mit welchen spezi­fi­schen Para­me­tern sich die jewei­ligen Zuwen­dungen der Lite­ratur zur Welt – im Sinne einer viel­leicht durch­dach­teren Konzep­tion von ‚World Lite­ra­ture‘ – heut­zu­tage erhellen lassen könnten und sollten. Die Perspek­tive ist dabei eine ‚plane­ta­ri­sche‘ in dem Sinne, dass Apter mit Fredric Jameson von vier grund­le­genden Bedro­hungen des Planeten Erde ausgeht: 1) ökolo­gi­sche Kata­stro­phen, 2) welt­weite Armut und Hunger, 3) struk­tu­rell bedingte Arbeits­lo­sig­keit, 4) Aufrüs­tung und Krieg. Für jede einzelne dieser Bedro­hungen lässt sich nun wiederum die Frage stellen, wie sie in den spezi­fi­schen „untrans­lat­a­bles“ einer Sprache bzw. eines lite­ra­ri­schen Textes verhan­delt wird – und wie diese Verhand­lungen insge­samt wiederum in problem­be­wussten Über­set­zungen ihre Fort­set­zungen finden können. Diese Aufgabe scheint immens. Aber doch lohnens­wert. Man wird sie nicht alleine unter­nehmen können.

Man mag sich am Ende fragen, inwie­fern es über­haupt möglich ist, die ‚Oneworl­ded­ness‘ in der eigenen Sprache zu über­winden. Immerhin ist auch der Diskurs, den Apter führt, auf ein Publikum zuge­schnitten, das Englisch versteht – und das größ­ten­teils wohl nicht merken wird, dass beispiels­weise viele deut­sche Wörter, auf die Apter rekur­riert, falsch geschrieben sind. Die Gegen­frage lautet jedoch: In welcher Sprache, wenn nicht in der ‚eigenen‘, sollte die Ausein­an­der­set­zung denn statt­finden? Einzu­räumen wäre dann nur, dass die ‚eigene‘ Sprache einem nicht nur nicht gehört, sondern in sich selbst keinen reinen Kern aufweist.

Gerade an den (vermeint­li­chen?) „untrans­lat­a­bles“ wäre wohl zu zeigen, dass ein Rein­heits­gebot mit Blick auf scheinbar ‚auto­chthone‘ Wort­be­deu­tungen auch und erst recht in der ‚eigenen‘ Sprache und ‚Kultur‘ nichts verloren hat. Die Schwie­rig­keiten, das Eigene der Sprache ding­fest zu machen, bieten Grund dazu, zunächst einmal mit den hege­mo­nialen Ansprü­chen in derje­nigen ‚Sprach­welt‘ aufzu­räumen, die einem selbst am nächsten liegt: Auch dies ist ein Projekt, das sich nicht alleine reali­sieren lässt, sondern nur im Kontakt mit anderen und ihren jewei­ligen Sprachen.

Emily Apter, Against World Lite­ra­ture. On the Poli­tics of Untrans­la­ta­bi­lity, New York / London: Verso 2013.
Eine ausführ­li­chere Version dieses Arti­kels samt Diskus­sion wird im Sommer 2018 in der Zeit­schrift Collo­quium Helve­ticum erscheinen.