Auch die Wissenschaft ficht Arbeitskämpfe aus. In Deutschland wurde das Reformvorhaben zum Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) zurecht von den betroffenen Wissenschaftler:innen abgelehnt. Aber statt der vorgetragenen Sorge um die „internationale Wettbewerbsfähigkeit“ der deutschen Wissenschaft wäre transnationale Solidarität angesichts vielerorts ähnlicher neoliberaler Regierungsmechanismen gefragt.

  • Georg Döcker

    Georg Döcker forscht und schreibt zu Tanz, Theater und Performance, sowie zu Themen rund um Macht, Politik und die Universität. Aktuell ist er PhD-Student an der University of Roehampton in London; zuvor war im Rahmen des DFG-Projekts „Theater als Dispositiv“ am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen angestellt. Er betreibt einen Blog auf: https://georgdoecker.wordpress.com

Wer in den letzten Wochen die Bericht­erstat­tung zur deut­schen Wissen­schafts­po­litik verfolgt hat, ist an einem Thema nicht vorbei­ge­kommen: Das FDP-geführte Bundes­mi­nis­te­rium für Bildung und Forschung (BMBF) hat seine Reform­pläne für das soge­nannte Wissen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz (WissZeitVG) vorge­legt und musste dafür prompt die einhel­lige wie vernich­tende Kritik der Betrof­fenen hinnehmen. Man zeigte sich „fassungslos ange­sichts der Reali­täts­ferne“ der Vorhaben, wie die spontan gegrün­dete Initia­tive #Profs­für­Hanna (bzw. #Profs­fürReyhan) in ihrer Stel­lung­nahme kommen­tierte. Die Selbst­ti­tu­lie­rung #Profs­für­Hanna verweist dabei auf den Twitter-Hashtag #Ichbin­Hanna (bzw. #Ichbin­Reyhan), mit dem junge Wissenschaftler:innen seit zwei Jahren auf ihre schon bisher schwer zu ertra­genden Arbeits­be­din­gungen aufmerksam machen. Sie berichten von scheinbar selbst­ver­ständ­li­cher unent­lohnter Mehr­ar­beit, einem Übermaß an Admi­nis­tra­ti­ons­auf­gaben, das die eigene Forschung behin­dert, oder mangelnden Zukunfts­aus­sichten. Mit der ange­kün­digten Novel­lie­rung des WissZeitVG würden sich die Zustände weiter verschlechtern.

2007 erlassen, erlaubt das WissZeitVG eine Sonder­re­ge­lung für wissen­schaft­li­ches Personal, die in den aller­meisten Fächern (die Medizin ist eine Ausnahme) eine Befris­tung von je sechs Jahren Anstel­lung vor und nach der Promo­tion vorsieht. Der Gesetz­geber argu­men­tiert die Befris­tung gerne damit, dass es sich um Quali­fi­ka­ti­ons­stellen handelt. Er schafft aber für den wissen­schaft­li­chen Mittelbau eine Arbeits­rea­lität, die von einer Serie kurzer Verträge geprägt ist und nach zwölf Jahren nur noch eine von zwei Alter­na­tiven erlaubt: Entweder man gehört zu den Glück­li­chen, die auf eine Professur berufen werden, oder man darf nicht mehr weiter in der Wissen­schaft arbeiten – es sei denn, man umgeht das effek­tive Berufs­verbot, indem man wiederum immerzu begrenzte Drit­tel­mit­tel­pro­jekte einwirbt. Dem nicht genug, hat das BMBF nun unter anderem vorge­schlagen, die Phase nach der Promo­tion von maximal sechs auf drei Jahre zu halbieren. Zwar soll die stren­gere Befris­tung von Post-Doc-Stellen im Gegenzug die Ausschrei­bung von mehr unbe­fris­teten Jobs beför­dern, doch ange­sichts der Unter­fi­nan­zie­rung vieler Univer­si­täten ist unklar, woher die Mittel für zusätz­liche Dauer­stellen kommen sollen.

Der laut­starke Protest scheint inso­fern bereits erfolg­reich gewesen zu sein, als dass die neue Rege­lung für Post-Docs wohl vorerst vom Tisch ist. Nach einer eilig einbe­ru­fenen Konfe­renz vom 30. März, bei der Wissenschafts-Vertreter:innen ihren Unmut und ihre Verbes­se­rungs­vor­schläge kundtun durften, soll der wissen­schafts­po­li­ti­sche Spre­cher der FDP-Bundestagsfraktion Stephan Seiter kapi­tu­lie­rend fest­ge­stellt haben, dass die maximal drei Jahre nach der Promo­tion „nicht mehr zu halten“ sind (siehe Jan-Martin Wiardas dies­be­züg­li­cher Blog­ein­trag). Zugleich aber ist die Debatte in Wissen­schaft und Medien, die den Protest wesent­lich begleitet, bis dato in einer Hinsicht geschei­tert, und zwar wie darin „das Ausland“ als Vergleichs­größe für den deut­schen Wissen­schafts­be­trieb heran­ge­zogen wird. Die Kritik der WissZeitVG-Pläne wird mehr­fach im Namen der „inter­na­tio­nalen Wett­be­werbs­fä­hig­keit“ vorge­bracht und steht damit jener trans­na­tio­nalen Soli­da­rität im Weg, die ange­sichts verwandter poli­ti­scher Kämpfe im In- und Ausland gefragt wäre. Denn vieler­orts ist man ähnli­chen neoli­be­ralen Regu­lie­rungs­be­mü­hungen ausge­setzt, das heißt Formen von neoli­be­raler gover­nance und Gouver­ne­men­ta­lität, die darauf abzielen, kriti­sche Wissen­schaft zu verunmöglichen.

Das Argu­ment des inter­na­tio­nalen Wettbewerbs

Zuletzt war es Max-Planck-Präsident Martin Strat­mann, der bei der besagten Konfe­renz vom 30. März warnte, dass die wissen­schafts­po­li­ti­sche Reform nicht mit dem Resultat enden dürfe, „dass wir inter­na­tional nicht wettbewerbsfähig sind.“ In der FAZ sorgten sich Chris­tian Less­mann, Tim Krieger und Jan Schnel­len­bach zuvor, „dass die sehr guten Promo­vierten ihre Karriere im Ausland fort­setzen. Die Wissen­schaft ist in vielen Fächern voll­ständig globa­li­siert. Wenn die Verei­nigten Staaten, Groß­bri­tan­nien oder Austra­lien sehr viel bessere Karrie­re­per­spek­tiven bieten, dann werden die Talente dorthin abwan­dern.“ Auch #Profs­für­Hanna hielt fest: „Viele gehen ins Ausland, der brain drain ist immens.“

Das Ausland – vorzugs­weise Staaten aus dem Globalen Norden, mit anderen will man sich anschei­nend nicht verglei­chen (#Profs­für­Hanna listet „die USA, die Nieder­lande, Frank­reich, Däne­mark oder UK“) – wird in solchen Aussagen vor allem als Vorbild und Konkur­rent im Kampf um die soge­nannten besten Köpfe ange­führt. Weil es „das“ Ausland angeb­lich besser kann, das heißt, weil es dort einen breiter aufge­stellten Mittelbau und für profes­sorable Anwärter:innen viel­fach Posi­tionen mit tenure track gibt, gerade deshalb muss man es dem Ausland nach­ma­chen, um Studie­rende und Forscher:innen ins Inland zurückzuholen.

Diese Argu­men­ta­ti­ons­logik ist leider doppelt absurd. Erstens scheint zwar ein Bewusst­sein dafür vorhanden, dass noch kürzere Post-Doc-Zeiten und mehr unbe­fris­tete Stellen nur die Konkur­renz inner­halb des deut­schen Unibe­triebs erhöhen, wenn die finan­zi­ellen Bedin­gungen ansonsten gleich­bleiben. Schließ­lich müssen die unbe­fris­teten Posten mangels Zusatz­fi­nan­zie­rung auf Kosten von anderen Posten gehen, und dieje­nigen, die keine Entfris­tung ergat­tern, müssen umso mehr um Dritt­mittel buhlen. Auf der Strecke dabei blieben wohl zuerst jene, die wegen struk­tu­reller Benach­tei­li­gung aufgrund von gender, race, oder class oder auch zum Beispiel wegen psychi­schen Erkran­kungen dem Druck nicht stand­halten. Insge­samt fürchten die zitierten Less­mann und Kollegen „erheb­liche interne Vertei­lungs­kämpfe“, genauso wie #Profs­für­Hanna daran erin­nert, dass die vielen kurzen Befris­tungen schon jetzt „unver­hält­nis­mäßig hohe Arbeits­res­sourcen“ von Verwal­tung und Professor:innen binden. Wenn es um die inner­deut­sche Vertei­lung des Kuchens geht, zeigt man sich demnach soli­da­risch und lehnt den Konkur­renz­ge­danken ab. Dennoch appel­liert man gegen­über dem Minis­te­rium, den Wissen­schafts­standort im Vergleich zum Ausland attrak­tiver zu machen, befeuert also an dieser Front die Riva­li­täts­rhe­torik. Dass die Forschung von inter­na­tio­naler Koope­ra­tion, nicht von einem natio­na­lis­ti­schen Gegen­ein­ander lebt, lässt man unerwähnt.

Zwei­tens verstrickt sich die Kritik an der geplanten Reform in einen neoli­be­ralen Diskurs des Wett­be­werbs – was man jedoch hinzu­nehmen scheint, so selbst­ver­ständ­lich wie das Adjektiv „wett­be­werbs­fähig“ im Mund geführt wird (neben Strat­mann auch #Profs­für­Hanna). Auch sieht man sich bemü­ßigt, den Wett­be­werb als allge­meines, vermeint­lich von den aktu­ellen poli­ti­schen Verhält­nissen abstra­hier­bares Prinzip zu loben, denn: „Wett­be­werb ist ja an sich etwas Gutes“ (Paula-Irene Villa Bras­lavsky in der taz). Man unter­wirft sich damit jenem Prinzip der Konkur­renz­stei­ge­rung, das Ideen wie die einer noch schnel­leren Post-Doc-Laufbahn erst ermög­licht. Zuge­geben, mit dem Wett­be­werbs­vo­ka­bular mag die Wissen­schaft eine Sprache spre­chen, die FDP-Politiker:innen verstehen, was die Wort­wahl stra­te­gisch recht­fer­tigt. Man tut das aber um den Preis, im Kampf um die Diskurs­ho­heit ein dezi­diert nicht neoli­be­rales Verständnis von Wissen­schaft und Politik anmelden zu können, das in Punkto Ausland von inter­na­tio­naler bezie­hungs­weise trans­na­tio­naler Soli­da­rität geprägt sein könnte. Ein Berufs­stand, der viele seiner Fächer als „voll­ständig globa­li­siert“ begreift, weiß nicht zu arti­ku­lieren, dass der natio­nale Disput um Anstel­lungs­si­cher­heit Teil eines Staats­grenzen über­grei­fenden Arbeits­kampfs in der Wissen­schaft ist. Auch Lisa Janotta und Álvaro Morcillo Laiz kriti­sieren zwar die bestehende deut­sche „Wett­be­werbs­ord­nung mit ihrer Doppel­helix aus Dritt­mit­tel­fi­nan­zie­rung und Befris­tung“, rufen aber das Ausland nur als Inspi­ra­tion für bessere Struk­turen auf, anstatt dortige Verwer­fungen zu erwähnen.

Reali­täts­check zum Ausland

In welchem Zustand befinden sich Univer­si­täten in Ländern wie den USA oder den UK tatsäch­lich? Es mag stimmen, dass man dort über Jahr­zehnte gewach­sene Arbeits­struk­turen mit mehr entfris­teten Stellen vorfindet, doch diese Struk­turen sehen sich seit Jahren poli­ti­schen Kampa­gnen ausge­setzt. Beson­ders seit der COVID-19-Pandemie und der jüngsten Teue­rungs­welle, die sich in den USA und den UK auch für prekär ange­stellte Wissenschaftler:innen zu einer cost of living crisis ausge­wachsen hat, sieht man in beiden Ländern eine harte Ausein­an­der­set­zung zwischen Univer­si­täts­ma­nage­ment und Gewerkschaft.

In Groß­bri­tan­nien hat die Univer­sity and College Union im vergan­genen November die größten Streiks ihrer Geschichte orga­ni­siert, mit mehr als 70.000 Strei­kenden von 150 Univer­si­täten, und das nachdem man schon davor jahre­lang gestreikt hatte. Es geht um Lohn­er­hö­hungen, höhere Pensi­ons­zah­lungen, gerin­gere Arbeits­be­las­tung – und um den Kampf gegen casua­li­sa­tion, also gegen struk­tu­rell veran­kerte befris­tete Verträge. Das Mitte März von Arbeit­ge­bern vorge­legte Angebot entspricht keiner vollen Abgel­tung der Infla­tion, geschweige denn einer vollen Revi­sion jener Politik der Verar­mung, die auf über ein Jahr­zehnt neoli­be­raler Austeri­täts­po­litik der Tories zurück­geht und durch welche die Arbeiter:innen aus der Wissen­schaft mehr als 20 Prozent ihrer Kauf­kraft verloren. Abge­sehen davon haben manche Unis in den UK ohnehin schon einen massiven Stel­len­abbau hinter sich. An der Univer­sity of Roehampton in London nutzte der Vize-Kanzler die Corona-Pandemie als Vorwand, um im Zuge eines restruc­tu­ring mehr als zwei­hun­dert Wissenschaftler:innen aus den arts and huma­ni­ties zu kündigen, ganz so, als hätte er Naomi Kleins Kritik der Schock-Doktrin zur Hand­lungs­an­wei­sung verkehrt.

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In den USA hat unter­dessen die Gewerk­schaft an der Univer­sity of Cali­fornia bewiesen, wie man das eigene Univer­si­täts­ma­nage­ment tatsäch­lich in die Knie zwingen kann. Neben großen Mobi­li­sie­rungs­an­stren­gungen setzte man auf eine entschei­dende, minu­tiös geplante direkte Aktion: Mitte Dezember 2022 infil­trierten die Strei­kenden unter Umge­hung des Sicher­heits­ap­pa­rats das Treffen des hono­rigen Board of Regents und legten es stun­den­lang komplett lahm. Der Uniprä­si­denten geriet derart in die Bredouille, dass er ad hoc bis dahin unvor­stell­bare Zuge­ständ­nisse machte, nicht zuletzt in Sachen Entloh­nung der gradu­ierten Studie­renden, deren Lehr­tä­tig­keit beson­ders schlecht entlohnt wird.

Gegen die neoli­be­rale Politik der Verunmöglichung

In welchen Wett­be­werb mit dem Ausland will man also treten? Welche auslän­di­schen Prak­tiken will man dem BMBF zur Nach­ah­mung empfehlen? Was der frei­lich hoch­se­lek­tive Verweis auf die USA und das UK vorschlagen soll ist, dass man der Rhetorik des inter­na­tio­nalen Wett­be­werbs eher die Vorstel­lung einer trans­na­tio­nalen Koope­ra­tion unter Wissenschafts-Arbeiter:innen vorziehen sollte. Mit einem Grenzen über­schrei­tenden Zusam­men­halt sollte man gegen jene neoli­be­ralen Bestre­bungen auftreten, welche die Konkur­renz zwischen Insti­tu­tionen und Wissenschaftler:innen im In- und Ausland erst schüren.

Sicher­lich, jede lokale Bege­ben­heit hat ihre Beson­der­heiten, jede soge­nannte Reform versucht an anderen Stell­schrauben zu drehen, und jeder Kampf verlangt nach eigenen Formen der kollek­tiven Aktion. Dennoch ist unüber­sehbar, dass im Namen von Restruk­tu­rie­rungen und besserer Plan­bar­keit vieler­orts eine ähnliche Form neoli­be­raler Gouver­ne­men­ta­lität instal­liert wird. Es geht darum zu erkennen, dass alleine die Notwen­dig­keit zum Wider­stand gegen immer neue Angriffe aus Politik und Manage­ment dazu führt, dass man die eigene wissen­schaft­liche Arbeit nicht mehr entspre­chend ausüben kann und statt­dessen in aufrei­bende Vertei­di­gungs­kämpfe gedrängt wird. Egal ob in London oder Berlin, beson­ders betroffen sind wiederum jene, bei denen sich diese Taktik der Zermür­bung mit viel­fäl­tigen Formen der Diskri­mi­nie­rung paart oder zu ohnehin schon beschwer­li­cher Sorge­ar­beit hinzu­tritt. Genauso ist es offen­sicht­lich, dass die von #Profs­für­Hanna ins Feld geführten „unver­hält­nis­mäßig hohe[n] Arbeits­res­sourcen“, die zur Verwal­tung des wissen­schafts­po­li­ti­schen Miss­ma­nage­ments auf der opera­tiven Ebene nötig sind, von eben­diesem Miss­ma­nage­ment stra­te­gisch provo­ziert sind. Mit anar­chis­ti­scher und poli­ti­scher Theorie (vgl. Dario Gentili oder Das Unsicht­bare Komitee) kann man von der Regie­rungs­form der Krise spre­chen, wobei der kafka­eske Wissen­schafts­ap­parat dafür beson­ders geeignet ist. Das Spiel mit Befris­tungen wie jetzt in Deutsch­land bietet sich genauso als Subjek­ti­vie­rungs­in­stru­ment an wie die Lähmung durch eine über­for­derte Verwal­tung oder jahre­lange Gewerk­schafts­kämpfe wie im UK. Und so ist auch das aktu­elle Vorgehen der FDP-Leitung im BMBF, von der Ankün­di­gung der Novel­lie­rung des WissZeitVG über die über­has­tete Repa­ra­tur­ver­laut­ba­rung bis zur kurz­fristig ange­setzten Konfe­renz, als Insze­nie­rung von poli­ti­schem Unver­mögen zu begreifen, mit der wir regiert werden.

Der Effekt ist die Verun­mög­li­chung der kriti­schen wissen­schaft­li­chen Tätig­keit in Forschung und Lehre durch die Wissen­schafts­po­litik selbst. Wenn Marabel Ries­meier, die in Deutsch­land studiert hat und derzeit in Cambridge promo­viert, in der FAZ zu den geplanten drei Jahren Post-Doc-Zeit fest­hält: „In so kurzer Zeit kann ich kein ausge­reiftes, breites Forschungs­profil aufbauen, niemand kann das“; und wenn sich, wie eingangs zitiert, arri­vierte Professor:innen von #Profs­für­Hanna „fassungslos ange­sichts der Reali­täts­ferne“ im Minis­te­rium zeigen, dann wird damit messer­scharf die Dimen­sion von Unmög­lich­keit und Irrea­lität ange­spro­chen, die diese Politik syste­ma­tisch verfolgt. Ob Massen­ent­las­sungen oder das reform­tech­ni­sche Behin­dern derje­nigen, die noch eine Stelle haben – das Resultat ist, dass Wissen­schaft in einem empha­ti­schen und viel­fach poli­ti­schen Sinn kaum noch statt­finden kann.

Diese Art des Regie­rens lässt sich zuletzt mit einem Begriff benennen, den Stefano Harney und Fred Moten in ihren „last words“ zur Univer­sität hervor­ge­hoben haben. Sie haben einge­mahnt, dass die Regu­lie­rung in den insti­tu­tio­nellen Einschlie­ßungs­mi­lieus, zu denen die Univer­sität gehört, ulti­mativ zur Elimi­nie­rung tendiert. In diesem Sinn: Zeit für trans­na­tio­nale Soli­da­rität ange­sichts der Unzeit der Eliminierung.