Von nächster Woche an bis Ende August nehmen sich die Redaktion und Herausgeber*innen von Geschichte der Gegenwart Zeit für ein wenig Urlaub (dieses Jahr mehr nah als fern). Wir publizieren daher, wie auch schon in den letzten Jahren, während des Sommers jeden Sonntag Hinweise und Empfehlungen für Bücher, die wir Ihnen gerne empfehlen möchten, und Filme oder Serien, die wir interessant finden. Lassen Sie sich überraschen!
Aber bevor’s losgeht, erinnern wir Sie auch gerne an einige Lektüreempfehlungen aus den vergangenen vier Sommerprogrammen, die den Zahn der Zeit und die Hektik der Aktualität besonders gut überstanden haben. Da wären zum Beispiel aus dem Sommerprogramm 2016 die Tagebücher von Susan Sontag von 1964-1980, publiziert unter dem schönen Titel „Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke“ und besprochen von Sandro Zanetti. Es sind Denknotizen einer großen Intellektuellen, Zeugnisse eines langsamen, sorgfältigen Denkens und es ist eine Stimme, die in den USA heute fehlt.
Apropos USA, und auch nochmals eine Stimme, die fehlt: Toni Morrison war bei uns im Sommerprogramm von 2017 mit zwei Romanen vertreten, die Svenja Goltermann vorgestellt hat: Heimkehr, und Gott, hilf dem Kind. In einer Zeit, in der der Rassismus zum dringenden Thema geworden ist, in der aber auch Populisten viel Gehör finden und Moralisten glauben, stets sauber zwischen richtig und falsch, gut und böse trennen zu können, ist es notwendig, Bücher von Toni Morrison zu lesen. Sie zeigen, dass die Welt komplizierter ist.
Und wenn wir schon dabei sind, da die Welt ja auch bei uns reichlich kompliziert ist: Wie wär’s mit dem deutschen Krokodil? Das Buch des Literaturkritikers Ijoma Mangold ist durch ein schönes Paradox gekennzeichnet, wie Gesine Krüger im Sommerprogramm 2018 schrieb: Es gewinnt seine poetische Kraft aus dem Versuch zu beweisen, dass es nicht ums Schwarzsein geht. Und weil das gelingt, dreht sich das Buch eben doch ums Schwarzsein. Alles klar? Näheres hier in der Besprechung, zusammen mit der Empfehlung für das Buch Vom Versuch, nicht weiß zu schreiben. Oder: wie Journalismus unser Weltbild prägt, 2014 schon publiziert von Charlotte Wiedemann.
Aber schon klar, es dreht sich nicht alles ums Schwarz- oder Weißsein, und wir beschäftigen uns ja auch nicht nur mit Gegenwart, sondern auch mit Geschichte. Dazu können wir einen Klassiker empfehlen, der sich heute so frisch liest wie 1976, als das Buch erstmals in Italien erschienen ist: Carlo Ginzburg, Der Käse und die Würmer. Die Welt eines Müllers um 1600, im Sommerprogramm 2019 besprochen von Brigitta Bernet. Es geht darin um eine microstoria, eine (scheinbar) kleine Geschichte eines kleinen Müllers im Friaul des 16. Jahrhunderts, der sich ein ganz eignes, eigenartiges Weltbild zimmerte, eine richtige Kosmologie, die allem widersprach, was die Kirche lehrte.
Oder interessieren Sie sich im Sommer doch mehr für Filme oder Musik? Wir empfehlen gerne nochmals die Bowie-Biographie von Peter Doggett, The Man Who Sold the World, Rainer Werner Fassbinders Film Angst essen Seele auf, die spätsowjetische Sci-Fi-Komödie „Kin-dza-dza!“, oder Helke Sanders Film Die allseitig reduzierte Persönlichkeit.
Und wenn das alles Ihren Lesehunger noch nicht befriedigt: In unserer Rubrik Lesezeichen finden Sie noch mehr –auch Texte, die nicht für den Liegestuhl unter dem Sonnenschirm geschrieben wurden.
Am nächsten Sonntag aber starten unser diesjähriges Sommerprogramm mit einem Text von unserer neuen Herausgeberin Christine Lötscher über die Netflix-Serie „Dark“. Sie dürfen gespannt sein!