Twin Peaks, Sopranos, The Wire, Breaking Bad, Game of Thrones, Westworld, Succession – und jetzt? Die nächste US-Blockbuster-Serie des sogenannten Quality oder Peak TV zeichnet sich zurzeit noch nicht ab am Horizont – und wird es vielleicht auch niemals. Denn die Zeiten, in denen man sich bestimmte TV-Serien nicht entgehen lassen konnte und die Fliege aus Breaking Bad oder das Into aus Westworld das beliebteste Thema für intellektuellen Smalltalk waren, sind schon wieder vorbei. Warum das so ist, wird die Amerikanistin Elisabeth Bronfen im Gespräch mit GdG erläutern.
TV-Serien sind aber nach wie vor ein wichtiges Genre für kulturelle Selbstreflexion, gesellschaftliche Transformationen und ästhetische Experimente. In den letzten Jahren hat sich das Serienangebot so stark diversifiziert, dass anstelle eines Masternarrativs viele widersprüchliche Zugänge parallel zueinander entstanden sind; es ist unmöglich geworden, sich einen Überblick zu verschaffen. Das kann man positiv sehen oder auch als eine Unübersichtlichkeit kritisieren, die mit dem Boom bzw. der Überproduktion von Serien in den letzten Jahren einhergegangen ist. Allein in den USA sind 2022 600 Serien produziert worden.
Ein paar Serien möchten wir in unserem Seriensommer unter die Lupe nehmen – von der Arztserie bis zu den Klassikern.
Doch weil GdG sich schon lange mit dem Phänomen TV-Serie beschäftigt, beginnen wir heute mit einem Blick in unser Archiv.
*
Psychotherapie im Fernsehen? Ist das nicht langweilig? Die TV-Serie „In Treatment“ führt vor, wie spannend Geschichten über die Abgründe und Leiden moderner Seelen sein können. Philipp Sarasin leuchtet es ein, dass sich für dieses endlose Thema nichts so sehr eignet wie Romane – oder eine TV-Serie.
Emily Dickinson gilt heute als die bedeutendste amerikanische Dichterin des 19. Jahrhunderts. Zu Lebzeiten war sie unbekannt. Ihre Gedichte rasen seither durch die Zeit. Die TV-Serie „Dickinson“ kommt ihnen dabei entgegen, findet Sandro Zanetti.
https://geschichtedergegenwart.ch/schraeg-durch-die-zeit-emily-dickinson-als-serie/
Die Erfolgsserie Babylon Berlin geht in die dritte Staffel und treibt ihr Programm, Geschichte schockzugefrieren, auf die Spitze. Eine Analyse von Ruth Mayer.
https://geschichtedergegenwart.ch/babylon-berlin-oder-die-weimarer-republik-als-standbild/
Die Klimakrise kommt auf Netflix bislang vor allem in postapokalyptischen Szenarien vor. Aktuelle Serien wie Ragnarök oder Sweet Tooth verhandeln ökologische Katastrophen und bedienen sich dabei in der Mottenkiste der Fantasy. Doch was haben alte Gött:innen und Helden mit dem Klimawandel zu tun, fragt Christine Lötscher.
https://geschichtedergegenwart.ch/oekofantasy/
Vor mehr als sechzig Jahren machten sich E.P. Thompson und Richard Hoggart in West Yorkshire auf die Suche nach Gemeinschaft in der Industriegesellschaft. Lässt sie sich dort auch noch heute finden? Zwei Fernsehserien geben Aufschluss, meint Moritz Föllmer.
Die deutsche Netflix-Serie „Dark“ ist eine in Bildern und Sound geformte Dystopie über Umweltzerstörung und Verantwortungslosigkeit, erzählt zu Dauerregen und als Sturz durch Raum und Zeit. Und eine Coming-of-Age-Story, die fragt, ob Pop-Kultur uns rettet. Dunkles Vergnügen, findet Christine Lötscher, ist garantiert.
https://geschichtedergegenwart.ch/dark-im-sturz-durch-raum-und-zeit/
Die konservative Revolution in den USA geht weiter, und im Fokus steht der weibliche Körper. Elisabeth Bronfen spricht über die Bedeutung der Aufhebung von Roe v. Wade und erklärt, dass die US-Populärkultur, konkret die Serie Mrs. America, die Analyse zu den gegenwärtigen politischen Entwicklungen bereits geliefert hat.