Die Rubrik für Wörter, die kursieren und unsere Wahrnehmung prägen. Wir fragen nach ihrer Geschichte und ihren Effekten.
Reizwörter
#Ambivalenz: Der Nutzen des Nicht-Entscheidens
Der Begriff Ambivalenz bezeichnet Widersprüche, die nebeneinander existieren. Aktuell wird er oft sehr vage benutzt, was verschleiert, wie aktuell er eigentlich sein könnte. Dies zeigen Beispiele aus der Literatur von Franz Kafka bis Kim de l’Horizon.
#Resilienz. Leitkonzept in der Vielfachkrise?
Mit Resilienz ist die Fähigkeit gemeint, schwierige Situationen unbeschadet zu überstehen. Der Begriff ist nicht neu, gewinnt aber in Zeiten von Krieg, Klimawandel und Pandemie neue Aktualität. Grund genug für eine genauere Betrachtung.
#Dichtestress – Zur politischen Geschichte eines gegenwärtigen Gefühls
Vor kurzem noch ein politischer Kampfbegriff, bezeichnet „Dichtestress“ seit der Pandemie vor allem den Anstieg psychosozialer Belastungen im Privatraum. Die politischen Vektoren des Sprechens über Dichtestress sind jedoch keinesfalls verschwunden.
Theorie des #Hashtags
Der Hashtag ist längst zu einem Zeichen für die kollektive Verschlagwortung der Welt geworden. Er verspricht die Anhäufung öffentlicher Aufmerksamkeit auch für marginale Stimmen. Gleichzeitig bringt er Verwertungslogiken ins Spiel, die selten mitbedacht werden.
Ende der #Globalisierung? Eine historische Perspektive
Mit der Corona-Pandemie scheint der Nationalismus zurückgekehrt und das „Ende der Globalisierung“ gekommen. Nation und Globalisierung sind jedoch kein Widerspruch, sondern stehen in einem engen Wechselverhältnis.
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#Neoliberalismus
Corona hat die Grenzen des neoliberalen Wirtschafts- und Politikmodells schonungslos aufgezeigt: Das Gesundheitswesen kann nicht allein nach Profitabilitätskriterien organisiert werden, und um eine tiefe Depression zu verhindern, braucht es staatliche Hilfen. Die neoliberalen Theoretiker hatten sich das ganz anders vorgestellt – nicht zuletzt autoritärer.
#Afrika
Sklaverei und Kolonialismus erhalten derzeit eine nie gekannte Aufmerksamkeit in der deutschsprachigen Öffentlichkeit. Afrika rückt dabei in seiner historischen Dimension, aber nicht in seiner Vielfalt in den Blick. Aber was ist „Afrika“ überhaupt, wenn nicht ein durch und durch koloniales Konzept?
250 Jahre #Sexualität. Keine Weihnachtsgeschichte
Die Weihnachtsgeschichte erzählt von einem Kind, das Maria nicht von ihrem Mann, sondern vom Heiligen Geist empfangen habe. Entsprechend gespannt war das Verhältnis des Christentums zur Fleischeslust. Das bürgerliche Zeitalter hingegen stellte den Sex ins Zentrum seiner Sorge und Aufmerksamkeit – und erfand die „Sexualität“. Diese Geschichte geht gegenwärtig vielleicht gerade zu Ende.
#Fanatismus – Zur Sprengkraft eines wiederkehrenden Begriffs
Seit den Anschlägen von 9/11 wird der Fanatismus immer wieder als analytische Kategorie bemüht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem religiösen Fanatismus. Doch das Schlagwort erweist sich als vielfach deutbar – und sprengt seine eigene Definition immer wieder.
Mein #Anführer. Die unfreiwillige Wahrheit einer Vorsilbe
Vorsilben sagen manchmal mehr als ganze Worte. Zumindest wenn es um den ‚Führer‘ und den ‚Anführer‘ geht. Über die Schwierigkeiten der deutschsprachigen Presse, den ‚leader‘ ins Deutsche zu übersetzen.
#Fremdworte
Fremdworte sind Reizworte. Ängstliche Sprachbewahrer glauben, dass mit ihnen die Sprache verfällt, dass das „Abendland“ untergeht und das Binnen-I die Freiheit bedroht. Sie verstehen nicht, dass in der Sprache Neues und Altes sich mischen und Eigenes und Fremdes nicht zu unterscheiden sind.