Die Rubrik für Literatur, Kunst und Kultur. In diesen Beiträgen denken wir über ein Buch oder einen Film, ein Theater oder eine Ausstellung nach – und mit ihnen über die Gegenwart.
Lesezeichen
Einen anderen Körper einüben. Édouard Louis’ Geschichte der Gegendressur
Ungleichheit schlägt sich körperlich nieder, das macht die Literatur von Édouard Louis schmerzhaft sichtbar. In „Changer: méthode“ beschreibt er seinen Bildungsgang als gewaltvolle Gegendressur.
Nation der Dichter*innen. Was uns ukrainische Lyriker*innen über Krieg und Sprache lehren
Wie lässt sich die Geschichte einer multiethnischen, schon von unzähligen vergangenen Grausamkeiten gezeichneten Nation erzählen – und wie lassen sich die Schrecken des jüngsten Krieges in Worte fassen? Zeitgenössische ukrainische Lyriker*innen glauben, dass ihre Sprache dafür das richtige Gefäß ist.
Das Leiden anderer in meiner Timeline. Über Fotografie im Ukraine-Krieg
Seit Susan Sontag vor fast zwanzig Jahren über Kriegsfotografien schrieb, hat sich die Medienlandschaft grundlegend verändert. Wie zeigt sich der Schmerz der anderen in Zeiten von Sozialen Medien? Wie ‘funktionieren’ die Bilder aus dem Krieg – und unser Blick auf sie?
Doctor Strange. Das Multiversum erzählen
Seit ein paar Tagen läuft der neue Marvel-Film „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ im Kino. In seiner Verbindung aller möglichen Superheld:innen-Welten treibt er das filmische Erzählen über alle Grenzen hinaus. Das Geheimnis, das die Fiktion verbirgt, ist allerdings ganz von dieser Welt.
„Widdewiddewie“. Kinderbücher sind keine Alternativwelten
Klassiker der Kinderliteratur wie „Alice im Wunderland“, „Heidi“ und „Pippi Langstrumpf“ sind so erfolgreich, dass sie niemand mehr liest. Ihre Figuren und Geschichten wurden zu Schablonen für banale politische Vergleiche und für nicht so banale Verschwörungstheorien. Dabei sind sie viel subversiver, als es scheint.
Und doch bleiben immer wieder Leerstellen
Was kann man über sexuelle Gewalt im Krieg wissen? Was wird von wem beschwiegen, und warum? Und was kann man über diese Gewalt in Erfahrung bringen, wenn das Geschehene Jahrzehnte zurückliegt? Die Historikerin Andrea Pető hat über diese Fragen ein bemerkenswertes Buch geschrieben.
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Der Klang des Kolonialarchivs
Die Neuübersetzung und Kontextualisierung von historischen Sprachaufnahmen lässt die Gegenrede Kolonisierter und ihre Kritik an kolonialer Gewalt noch einmal hörbar werden. Im Buch „Kolonialgeschichte hören“ erzählt Anette Hoffmann von der Ton-Sammlung des österreichischen Arztes und Anthropologen Rudolf Pöch.
Lächelnd die Welt als kurios entdecken. Jacques Tati und der Autoverkehr
In den Metropolen ist die Sehnsucht nach einer Verkehrswende groß. Doch der Trend zum Auto ist ungebrochen. Könnten Filme mit anderen Bildern vom Autoverkehr daran etwas ändern? Die alten Filme von Jacques Tati lassen hoffen.
Nature Writing. Wie Literatur die Augen für die Welt der Tiere öffnet
Um die Klimakatastrophe abzuwenden, braucht es politische Maßnahmen – und darüber hinaus ein grundlegend anderes Verhältnis der Menschen zu den nicht-menschlichen Wesen, mit denen sie zusammenleben. Im Genre des Nature Writing entfaltet sich im besten Fall eine vielschichtige Perspektive auf die Wirklichkeit.
Der goldene Ring. Warum Fredi M. Murer in die Urner Bergwelt aufbrach
Die Alpen haben Konjunktur. Corona hat das Interesse an Immobilien in den Bergen nochmals steigen lassen. Da ist es aufschlussreich, mit Fredi M. Murer zurückzublicken in die Bergwelt der 1970er Jahre, als er diese unter anderem Vorzeichen neu entdeckte.
Alles andere als schwarz-weiß. James Baldwin über Liebe und Rassismus
James Baldwins großer Roman „Ein anderes Land“ von 1962 liegt in einer neuen, wunderbar leicht zu lesenden Übersetzung vor. Er handelt vom Tod und vom Rassismus, der alles durchdringt, aber sein Thema ist die Liebe. Doch das macht die Dinge nicht einfacher.
Vom Ende der „World Revolution“
Dušan Makavejevs Kultfilm „WR – Mysterien des Organismus“ ist ein Dokument der sexuellen Revolution. Am 5. Juni jährt sich zum fünfzigsten Mal die öffentliche Vorführung des Films in Novi Sad. Danach wurde er in Jugoslawien aus den Kinos verbannt. Wie schaut man WR heute?