Die Rubrik für Themen und Hintergrundgeschichten. Die Beiträge analysieren aus geistes- und kulturwissenschaftlicher Perspektive die Gegenwart, befragen Vergangenes und rufen fast Vergessenes ins Gedächtnis.
Geschichten der Gegenwart
Bye Bye Brazil. Eine Kriminalfarce
Die liberale Presse jubelt: Nach dem Sturz der gewählten Präsidentin Rousseff sei Brasilien „auf neuem Kurs“ (NZZ); das Land erwarte „einen radikalen Bruch mit dem linken Interventionismus“ (The Economist). Dabei ist die neue Regierung eine Clique von Korrupten und Kriminellen.
Der kreative Imperativ. Arbeiten – immer schöner und immer prekärer
Der aktuelle Wandel der Arbeit wirft viele Fragen auf. Auch die laufende Manifesta 11 will die Bedingungen, unter denen wir heute arbeiten, künstlerisch-kritisch beleuchten. Paradoxerweise wird die Prekarisierung der Arbeit dabei aber eher verstärkt als reflektiert.
Stacheldraht und volles Boot (Nachtrag: Glarner II)
Es ist nicht das erste Mal, dass das Selbstbild des „Asyllandes Schweiz“ und die reflexartige Abwehr von Flüchtlingen kollidieren. 1942 sprach Albert Oeri von „Grausamkeit auf Vorrat“. Können die Lehren der Geschichte uns davor bewahren, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen?
Hürdenpolitik. Wie Forschungsförderung Forschung verhindert
Die Förderpolitik des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) entfernt sich in den letzten Jahren immer mehr vom Kriterium der Qualität als einzigem Kriterium für die Förderung von Forschung. Stattdessen werden in erzieherischer Manier immer mehr Hürden eingeführt, die zunehmend eine forschende Kunstfigur erschaffen.
Das chronische Leiden der Universität. Auch Hochschulreformen haben eine lange Geschichte
Die Universitäten befinden sich in einer Krise. Doch ist diese alt oder neu – und wird sie durch die Bologna-Reform gemildert oder erst produziert? Vielleicht ist die Krise der Universität gar „chronisch“, wie Jürgen Habermas schon in den 1960er Jahren vermutete.
Unbelehrbare alte Männer. „Der Spiegel“ und der deutsche Kolonialkrieg in Namibia
Anlässlich der Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages empfahl Präsident Erdogan den Deutschen, erst einmal ihre eigene Kolonialvergangenheit aufzuarbeiten. „Spiegel“-Journalist Bartholomäus Grill fuhr zur Geschichtsstunde nach Namibia und kam mit aufgewärmten Thesen und einer Verschwörungstheorie zurück.
Die gute: Sie können unseren Newsletter abonnieren, um keine neuen Artikel zu verpassen.
Die schlechte: Wir publizieren nur zwei Mal pro Woche.
Ausgeschlafen zum Erfolg? Der selbstoptimierte „gute Schlaf“ hat industrielle und militärische Vorgeschichten
Der Schlaf erscheint als natürliche "Maximalschranke“ des Arbeitstages (K. Marx). Die Versuche, diese Schranke zu überwinden, sind ebenso faszinierend wie beängstigend.
Herdologie, oder Worum syt dir so truurig?
Prähistorische Geschlechterdebatten und salopper Rassismus in den Medien: Soll man sich darüber ärgern, gar "Kritik üben"? Nicht immer und nicht nur: Sich an seinen Gegnern abzuarbeiten, macht abhängig, traurig und handlungsunfähig.
Der gestohlene Schlaf, die verlorenen Pausen. Vom Verlust der Kreativität und der Fähigkeit zur Selbstbestimmung
Lichtverschmutzung in den Städten, 24 Stunden Ladenöffnungszeiten, 24 Stunden Onlinepräsenz. Es soll rund um die Uhr konsumiert werden – allein, der Schlaf mit seiner behäbigen Physiologie hindert uns daran. Die Verlockung, ihn zu überlisten, ist gross.
Jenseits von Leitkultur und Multikulti. Wider die ethnische Begründung des Politischen
Das „Volk“ erfährt seit einigen Jahren in der rechtspopulistischen Bewegungs- und Parteienlandschaft Europas eine zweifelhafte Auferstehung. Ursprünglich Ausdruck politischer Emanzipation, verkommt der Begriff wieder einmal zur Rechtfertigung von ethnischer Identitätspolitik und Fremdenfeindlichkeit. Höchste Zeit ihn ad acta zu legen.
Wienerschnitzel-Patriotismus und Sündenbock-Politik. Ein Kommentar zur Wahl in Österreich
Norbert Hofer hat jedem national überkochenden Stammtisch in Österreich den Anstrich der Seriosität gegeben. Seine 49,7 Prozent nobilitieren jetzt die Hetze gegenüber allem, was anders ist. Die FPÖ profiliert sich mit Sündenbockpolitik im Stile von Orbán, der AfD oder Blocher.