Intersektionalität stellt linke Bewegungen oft vor Herausforderungen. Wie kann man die Anliegen einzelner Communities verfechten, ohne die Einheit der Bewegung zu gefährden? Neu ist dieses Dilemma allerdings nicht. Schon im Zarenreich dachten jüdische Revolutionär:innen über seine Lösung nach.

  • Joshua Meyers

    Joshua Meyers ist freischaffender Historiker und forscht zu jüdischer Geschichte, der Geschichte nationaler Identitäten und der Antidiskriminierung. Gegenwärtig ist er stellvertretender Rektor einer Sekundarschule, davor war er Research Fellow an der Harvard University und Lecturer an der Stanford University. Er verfasste seine Dissertation in Stanford über den Jüdischen Arbeiterbund in der Russischen Revolution von 1917.

Auf dem 4. Kongress des „Allge­meinen Jüdi­schen Arbei­ter­bundes von Litauen, Polen und Russ­land“ (kurz: „Bund“) – der größten jüdi­schen Arbei­ter­or­ga­ni­sa­tion im Zaren­reich und der stärksten Sektion der Russ­län­di­schen Sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Arbei­ter­partei – im Jahre 1901 ließ der Dele­gierte Mark Liber eine sonder­bare Bemer­kung fallen. „Wir müssen national sein“, erklärte er. „Man braucht dieses Wort nicht zu fürchten. National bedeutet nicht Natio­na­lismus.“ Die Formu­lie­rung scheint uns heute befremd­lich, doch den Kongressteilnehmer:innen leuch­tete sie ein. Als sozia­lis­ti­sche Partei, die Fragen natio­naler Iden­tität ins Zentrum ihres Programms stellte, ohne von einer Klas­sen­po­litik abzu­rü­cken, brachte der Bund seiner­zeit eine neue Note in die marxis­ti­sche Partei­land­schaft ihrer Zeit. Zugleich griff sie Fragen von Inter­sek­tio­na­lität und Iden­ti­täts­po­litik auf, die die Linke nach wie vor umtreiben.  

Trotz Lippen­be­kennt­nissen zu Diver­sität war und ist ein großer Teil moderner poli­ti­scher Praxis auf mono­li­thi­sche Insti­tu­tionen fokus­siert. Eine zentrale Rolle spielte hierbei sicher­lich der Natio­nal­staat, der die ahis­to­ri­sche Vorstel­lung homo­gener Gesell­schaften voran­trieb und in der Politik fest­schrieb. Doch letzt­end­lich ist jede Politik an bestimmte Commu­ni­ties oder Milieus gebunden. Auch wenn es beispiels­weise die US-amerikanischen Parteien gerne abstreiten, sind die Demo­kraten die Partei der nicht­weißen Bevöl­ke­rung mit Hoch­schul­ab­schluss, während die Repu­bli­kaner Weiße mit Sekun­där­schul­bil­dung reprä­sen­tieren. Diese Diffe­ren­zie­rungen formal anzu­er­kennen grenzt jedoch an ein Tabu und wird als Verrat an der Idee gesehen, in einer modernen Demo­kratie habe eine Partei alle Bürger:innen zu reprä­sen­tieren. Und doch exis­tieren diese Diffe­ren­zie­rungen, und die Unfä­hig­keit, sie anzu­er­kennen, führt zu nur noch stär­kerer gesell­schaft­li­cher Spal­tung. Ein Beispiel, das zeigt, dass solche kogni­tiven Disso­nanzen nicht schick­sal­haft zu modernen Parteien dazu­ge­hören, ist der Bund: eine Partei, die sich voll und ganz sowohl der inter­na­tio­nalen Soli­da­rität als auch der natio­nalen Iden­tität verschrieb.

Die Revo­lu­tion und die natio­nalen Minderheiten

In der Früh­zeit des Marxismus standen revo­lu­tio­näre Denker einer Politik der natio­nalen Iden­tität skep­tisch gegen­über. In den Augen der meisten Marxisten war die Nation besten­falls ein Schritt hin zur Entwick­lung von Klas­sen­be­wusst­sein, viel eher stand sie jedoch in Verdacht, von Letz­terem wegzu­führen. So blieben Sozialist:innen der Klas­sen­so­li­da­rität verhaftet. Ihr Ziel war die Verei­ni­gung von Arbeiter:innen in ihrer Eigen­schaft als Arbeiter:innen, und entspre­chend scheuten sie sich davor, andere konkur­rie­rende Iden­ti­täten zu kultivieren.

Wahl­plakat des Bunds in Kyiv, 1917. Losung oben: „Dortn, vu mir lebn, dort is undzer land!“, Quelle Wikipedia

Die meisten Anhänger:innen der Sozi­al­de­mo­kratie, die sich im frühen zwan­zigsten Jahr­hun­dert in weiten Teilen Europas zu einer führenden poli­ti­schen Kraft entwi­ckelte, sahen darin kein Problem. Sie gingen vom Primat der Klas­sen­iden­tität über das Natio­nale aus und nahmen an, dass die unter­schied­li­chen Kulturen im Prozess der Geschichte allmäh­lich mitein­ander verschmelzen würden. Die natio­nalen Minder­heiten in den euro­päi­schen Ländern sah dies jedoch anders. Assi­mi­la­tion war für sie nicht erstre­bens­wert, da diese nur den großen Nationen zum Vorteil gereichte. Eine klei­nere Nation würde leicht in einer größeren aufgehen, das Gegen­teil jedoch wäre unwahr­schein­lich. Auch für eine post­na­tio­nale Zukunft war ein Weiter­leben etwa der deut­schen oder russi­schen Kultur in irgend­einer Form abzu­nehmen; auch klei­nere Nationen, die in einem klar abge­grenzten Terri­to­rium die Mehr­heit stellten, etwa die Tsche­chen oder die Finnen, konnten in einer Welt, in der Natio­na­lität durch Klasse abge­löst werden würde, ihres Fort­be­stehens sicher sein. Für natio­nale Minder­heiten jedoch, denen ein eigenes Terri­to­rium fehlte – wofür die Juden ein Para­de­bei­spiel waren –, waren die Aussichten düster. Über Jahr­hun­derte hinweg hatten sie trotz der Abwe­sen­heit eines zusam­men­hän­genden eigenen Terri­to­riums eine distinkte Kultur bewahrt, indem sie alter­na­tive Struk­turen der Verge­mein­schaf­tung schufen, oftmals in Form von Selbst­ver­wal­tungs­or­ganen. Das Aufkommen des Libe­ra­lismus und des Kapi­ta­lismus hatte diese Struk­turen bereits viel von ihrer Auto­rität einbüßen lassen, doch nun drohte die von Sozia­listen anvi­sierte Revo­lu­tion, diese komplett abzuschaffen.

Jüd:innen und Arbeiter:innen

Die Jüd:innen im Russi­schen Reich lebten keines­wegs herme­tisch abge­schirmt von ihren Nachbar:innen. Im späten 19. Jahr­hun­dert waren sie jedoch eine klar abge­grenzte Gemein­schaft. Nicht nur hatten sie ihre eigene Reli­gion, sondern mit dem Jiddi­schen auch eine eigene Sprache. Auch in geogra­phi­scher und ökono­mi­scher Hinsicht unter­schieden sie sich von der Mehr­heits­be­völ­ke­rung: Während die Bevöl­ke­rung des Russi­schen Reichs mehr­heit­lich länd­lich und bäuer­lich war, waren Jüd:innen über­wie­gend urban und im Klein­handel und in der Heim­in­dus­trie tätig. Auch dort, wo die Städte durch­mischt waren, waren es die Stadt­viertel in der Regel weniger. Zudem lebten sie im Russi­schen Reich nicht in einem klar defi­nierten, kompakten Gebiet. Zwar beschränkte die zari­sche Gesetz­ge­bung ihren Lebens­raum auf den soge­nannten Ansied­lungs­rayon – ein Gebiet, das unge­fähr das heutige Belarus, Litauen und große Teile der Ukraine und Polens umfasste und knapp über 1,200,000 km² maß. Doch auch dort stellten Jüd:innen ledig­lich ca. 10% der Bevöl­ke­rung. Auch wenn sie in vielen Stadt­vier­teln, Klein­städten und der einen oder anderen Metro­pole die Mehr­heit stellten, so gab es doch keinen Teil des Riesen­rei­ches, den sie als ihr Terri­to­rium hätten ansehen können.

Bundist:innen im sibi­ri­schen Exil, 1904, Quelle: www.macaulay.cuny.edu

Hinzu kam, dass Jüd:innen zu dem Zeit­punkt insge­samt einem gesell­schaft­li­chen Abstieg entge­gen­sahen. Vor 1861 hatten sie in Polen und im Russi­schen Reich eine Nischen­po­si­tion zwischen dem Land­adel und dem Bauerntum einge­nommen – als Hand­werker, Kauf­leute, Verwalter. Doch die Abschaf­fung der Leib­ei­gen­schaft machte die Exis­tenz einer Zwischen­schicht zwischen der Aris­to­kratie und den Bäuer:innen entbehr­lich, und die voran­schrei­tende Indus­tria­li­sie­rung Russ­lands redu­zierte erheb­lich den Bedarf an lokalen Hand­wer­kern. In anderen euro­päi­schen Staaten reagierten Juden auf das Ende des Feuda­lismus und den Anbruch der Indus­tria­li­sie­rung, indem sie in akade­mi­sche Berufe, den Finanz­sektor und ähnliche Tätig­keits­felder der post­feu­dalen Ära auswi­chen. Die Zaren­herr­schaft jedoch verhin­derte solche Aufstiege gezielt, indem sie für Jüd:innen den Zugang zu höherer Bildung wie auch zu Berufs­pa­tenten in entspre­chenden Feldern stark begrenzten. Wenn auch die russ­län­di­sche Juden­heit die zweite Hälfte des 19. Jahr­hun­derts hindurch kultu­rell florierte, tat sie es vor dem Hinter­grund funda­men­taler Unsicherheit.

So ist es kein Wunder, dass viele Jüd:innen den Glauben an eine Zukunft in Russ­land verloren. Zwischen 1880 und 1920 war fast ein Drittel der jüdi­schen Bevöl­ke­rung emigriert. Die bekann­teste poli­ti­sche Kraft, die aus dieser Stim­mung hervor­ging, waren die Zionisten, die – entgegen anders­lau­tender Behaup­tung der Bundist:innen nach dem Zweiten Welt­krieg – von ihren Anfängen in den 1880er Jahre bis zur Shoah eine domi­nie­rende Kraft in der jüdi­schen poli­ti­schen Land­schaft in Osteu­ropa darstellten. Doch eine Mono­pol­stel­lung hatten sie dort nicht. Ihre größte Konkur­renz war die lebhafte revo­lu­tio­näre Bewe­gung, die die Zukunft der Juden­heit in Russ­land sah, die Voraus­set­zung dafür jedoch in einer revo­lu­tio­nären Trans­for­ma­tion des Landes sah.

Der 1897 gegrün­dete Bund war die größte Partei inner­halb dieser Bewe­gung. Dabei war er zuerst gar nicht so sehr an jüdi­scher natio­naler Kultur inter­es­siert, viele seiner Führungs­per­sön­lich­keiten stammten aus russisch­spra­chigen, kultu­rell assi­mi­lierten Fami­lien. Doch sie waren sensi­bi­li­siert für die spezi­ellen Bedürf­nisse der jüdi­sche Arbeiter:innen, die zum einen nur über jiddisch­spra­chige Agita­tion zu errei­chen waren, und zum anderen über­wie­gend in kleinen Werk­stätten und nicht in großen Fabriken schuf­teten. Vor allem jedoch verstand der Bund, dass jüdi­sche Arbeiter:innen im Russi­schen Reich doppelter Unter­drü­ckung ausge­setzt waren: Als Arbeiter:innen und als Jüd:innen. Ledig­lich auf ihre Befreiung als Arbeiter:innen hinzu­ar­beiten würde sie weiterhin dem Anti­se­mi­tismus auslie­fern. Davon zeugten Pogrome wie 1902 in Częs­tochowa und 1903 in Kischinew, die zu Dutzenden jüdi­schen Todes­op­fern führten. Dass diese Pogrome zu großen Teilen von Arbeiter:innen mitge­tragen wurden, bestärkte den Bund in seiner Einsicht, dass das russi­sche Prole­ta­riat – und damit auch ein künf­tiger prole­ta­ri­scher Staat – dem Anti­se­mi­tismus nicht ein Ende setzen, sondern viel­mehr dessen Fort­be­stehen mit sich bringen würde. Umso wich­tiger war folg­lich die Exis­tenz einer Orga­ni­sa­tion, die jüdi­sche Arbeiter:innen als Arbeiter:innen gegen kapi­ta­lis­ti­sche Ausbeu­tung und als Jüd:innen gegen die Zumu­tungen des Anti­se­mi­tismus vertei­digen würde.

Bund-Demonstration in Russ­land, 1917, Quelle: Wikipedia

Der Weg zu einer natio­nale Iden­ti­täten aner­ken­nenden Politik war für den Bund nicht einfach. Als treue Marxist:innen hatten vielen Bundist:innen kein gutes Gefühl dabei gegen­über einer Politik, die von Klas­sen­be­wusst­sein ablenken könnte. Vor allem befürch­teten sie ange­sichts der bereits stark ausge­prägten natio­nalen Iden­tität der jüdi­schen Arbeiter:innen in Russ­land, sie letzt­end­lich in die Arme der Zionist:innen zu treiben. Doch schließ­lich über­wogen die Einflüsse von außen diese Bedenken – so etwa Karl Kaut­skys Konzep­tion geogra­phisch defi­nierter kultu­reller Zonen für das Habs­bur­ger­reich, die als Beleg dafür gesehen wurde, dass natio­nale Kultur und revo­lu­tio­näre Bewe­gung sich in der Revo­lu­ti­ons­theorie nicht gegen­seitig ausschließen mussten. Der Bund ging jedoch darüber hinaus – denn für ihn waren natio­nale Rechte nicht von geogra­phi­schen Bege­ben­heiten abhängig. Viel stärker als auf terri­to­riale Faktoren setzten die Bundist:innen auf Kultur. Nicht nur bestanden sie auf Jiddisch als der jüdi­schen Natio­nal­sprache, sondern sie sahen auch den Staat in der Pflicht, die Arbeit jiddi­scher Schulen und Kultur­in­sti­tu­tionen wie auch den Gebrauch des Jiddi­schen in der Öffent­lich­keit zu gewährleisten.

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Mitglie­der­aus­weis des Bund in russi­scher und jiddi­scher Sprache, frühes 20. Jh., Quelle : www.rusacademfilately.ru

Vor diesem Hinter­grund wird Mark Libers Ausspruch nach­voll­zieh­barer. Seine Partei hatte kein Inter­esse daran, Natio­na­lismus – im Sinne einer natio­nalen Domi­nanz oder eines Sepa­ra­tismus – zu fördern, sondern sie verfocht die Idee, dass die Revo­lu­tion die Frage natio­naler Iden­tität zu berück­sich­tigen hatte, und dass Arbeiter:innen unter­schied­li­cher Natio­na­li­täten unter­schied­liche Bedürf­nisse besäßen, denen Rech­nung zu tragen war, wenn man sie für eine größere Bewe­gung mobi­li­sieren wollte. Der Fokus des Bundes lag auf einer Art Föde­ra­lismus, der nicht nur auf terri­to­rialen Fragen, sondern auch auf solchen der natio­nalen Iden­tität und Kultur basierte. Es war kein Kompro­miss zwischen Klassen- und Natio­nal­be­wusst­sein mit dem Ziel, natio­nale Iden­tität in einer trans­na­tio­nalen Bewe­gung aufzu­lösen. Anstatt Nationen (und Natio­na­li­täten) auszu­ra­dieren, suchte der Bund ein brüder­li­ches Band zwischen ihnen zu knüpfen. Der Vorschlag des Bundes belief sich darauf, das Zaren­reich – und in Folge auch andere Staaten – zu einer Föde­ra­tion natio­naler Arbei­ter­re­pu­bliken umzu­bauen, in denen Natio­na­li­täten ohne eigenes Terri­to­rium (wie die Jüd:innen) wie auch Vertreter:innen von Natio­na­li­täten, deren ange­stammtes Terri­to­rium jenseits ihres Sied­lungs­raumes lag (Pol:innen in Belarus, Russ:innen in der Ukraine) eine weit­ge­hende kultu­relle Auto­nomie genießen würden.

Die Forde­rungen der Bundist:innen hatten jedoch Grenzen – schließ­lich gaben sie als Marxist:innen keines­wegs die Zentra­lität der Klas­sen­so­li­da­rität preis. Der Bund bestand immer wieder darauf, seine natio­nalen Forde­rungen auf die kultu­relle Sphäre zu beschränken – Schulen, Zeitungen, Theater -, lehnte jedoch poli­ti­schen und ökono­mi­schen Sepa­ra­tismus strikt ab. Er hatte keine jüdi­sche staat­liche Souve­rä­nität zum Ziel, sondern wollte Jüd:innen als Natio­na­lität in die revo­lu­tio­näre Bewe­gung bringen, und sah entspre­chend natio­nale Iden­tität als Vehikel und nicht als Hindernis für die Revolution.

Iden­ti­täts­po­litik avant la lettre

Der Bund kam nie dazu, seine Vorstel­lungen in die Tat umzu­setzen. Eine sozia­lis­ti­sche Föde­ra­tion von Natio­na­li­täten – das, was dem histo­risch am nächsten kam, war die Sowjet­union, die wohl kaum als erfolg­reiche Lösung der natio­nalen Frage gelten kann. Doch der Bund hatte inso­fern Erfolg, als dass er für viele Jahre die stärkste jüdi­sche revo­lu­tio­näre Bewe­gung im Russi­schen Reich wurde. Der Bund verstand, dass Nationen und Natio­na­li­täten exis­tieren und in abseh­barer Zukunft nicht verschwinden werden. Doch deren Exis­tenz war für den Bund kein Hindernis für Zusam­men­ar­beit und Soli­da­rität zwischen ihnen. Gesell­schaften sind Mosaike, aus unzäh­ligen Commu­ni­ties zusam­men­ge­setzt – natio­nale, ethni­sche, reli­giöse, sexu­elle und so weiter –, die ihre jewei­ligen legi­timen Bedürf­nisse haben. Die Bedürf­nisse natio­naler Commu­ni­ties – und auch solcher, die etwa auf Sexua­lität basieren – sind nicht Zeug­nisse falschen Bewusst­seins, sondern reale Anliegen, denen Rech­nung getragen werden muss. In den heutigen Debatten um Iden­ti­täts­po­litik werden immer wieder Bedenken geäu­ßert, die Rück­sicht­nahme auf Bedürf­nisse von LGBT- oder migran­ti­schen Commu­ni­ties würde inner­halb progres­siver Bewe­gungen auf Kosten der Einheit gehen. Dabei ist es jedoch nicht notwendig, in ein „Entweder-Oder“-Denken zu verfallen – ebenso wenig wie es der Bund getan hat, der über weite Stre­cken als Teil der russ­län­di­schen Sozi­al­de­mo­kratie für einer Über­win­dung des Zaren­re­gimes gekämpft hat und zugleich die Bedürf­nisse der jüdi­schen Arbeiter:innen im Fokus hatte. Es ist lohnend, sich in den gegen­wär­tigen Debatten dieses Beispiel vor Augen zu führen.

Über­set­zung aus dem Engli­schen: Gleb J. Albert