Die Native Americans leben ganz am Rand der amerikanischen Gesellschaft, und in der grössten „Reservation“ des Landes, der Navajo Nation, wütet auch das Corona Virus besonders stark. Wie ein krasser Fall von Umweltrassismus vor 41 Jahren zeigt, hat die Vernachlässigung der Navajo System.

  • Aram Mattioli

    Aram Mattioli lehrt Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Luzern. Er forscht zum faschistischen Italien und zum indigenen Nordamerika. 2017 erschien bei Klett-Cotta seine Gesamtdarstellung „Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700-1910“.

Scho­nungslos wirft die Corona-Pandemie ein Schlag­licht auf die extrem unglei­chen Lebens­ver­hält­nisse in den USA. Anfang Mai 2020 waren im Bundes­staat New Mexiko über 50 Prozent der an Covid-19 erkrankten Personen Native Ameri­cans, obwohl sie nur etwas mehr als 10 Prozent der Gesamt­be­völ­ke­rung stellen. Beson­ders hart schlug das Virus in der Navajo Nation zu, dem grössten Reservat in den USA. Gleich nach New York und New Jersey wies es die dritt­höchste Anste­ckungs­rate pro Kopf auf. Im verarmten Reservat leben zahl­reiche Menschen in Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­häu­sern und verfügen 30 Prozent der Haus­halte über keinen Zugang zu flies­sendem Wasser, was Distanz- und Hygie­ne­mass­nahmen illu­so­risch macht.

Die staat­liche Vernach­läs­si­gung besitzt hier Tradi­tion, wie ein krasser Fall von Umwelt­ras­sismus aufzeigt, der sich vor 41 Jahren unweit der Navajo Nation zutrug. 1979 ereig­neten sich in den USA inner­halb von bloss 14 Wochen zwei schwere Nukle­ar­un­fälle: der von Three Mile Island nahe der Stadt Harris­burg im Bundes­staat Penn­syl­vania und der von Church Rock, New Mexico. Während der erste inter­na­tional für Schlag­zeilen sorgte und der jungen Antiatomkraft-Bewegung in Nord­ame­rika und Europa weiteren Auftrieb verlieh, blieb der zweite Vorfall ein regio­nales Ereignis, das bald in Verges­sen­heit geriet. Mit der Menge der frei­ge­setzten Radio­ak­ti­vität lässt sich nicht erklären, weshalb die parti­elle Kern­schmelze von Harris­burg zu einem globalen Medi­en­er­eignis wurde und der Unfall von Church Rock kaum Beach­tung fand. Obwohl die fern­seh­schau­ende Welt erst­mals in der privaten Wohn­stube auf die ausser Kontrolle zu gera­tenden Vorgänge im Reak­tor­ge­bäude von Three Mile Island blickte, gelangte hier weit weniger Radio­ak­ti­vität in die Umwelt als drei­ein­halb Monate später in Church Rock. Dort, weitab der grossen Bevöl­ke­rungs­zen­tren und der TV-Kameras, trug sich der bislang grösste zivile Atom­un­fall in den Verei­nigten Staaten zu.

Der Uran­boom in New Mexico

Atom­waf­fen­stütz­punkt Fort Wingate, New Mexico; Quelle: clui.org

Church Rock liegt in der Nord­west­ecke des Glied­staats New Mexico, am südli­chen Rand des Navajo-Reservats. Die kleine, 1979 von etwa 1600 Navajo bewohnte Sied­lung wurde im Zweiten Welt­krieg gegründet, als Schlaf­dorf für india­ni­sche Ange­stellte, die in Fort Wingate, einem riesigen Muni­ti­ons­depot der US-Armee, arbeiteten.

Gallup, New Mexico, heute; Quelle: wikimedia.org

Rund um das Navajo-Dorf, östlich der Stadt Gallup und unweit der Zuni-Reservation gelegen, entwi­ckelte sich während des Kalten Krieges eines der wich­tigsten Zentren des Uran­ab­baus in den USA. In der abge­le­genen Region des länd­li­chen Südwes­tens konnten von 1948 an Berg­bau­firmen (wie Kerr-McGee, Anaconda oder United Nuclear) fast ohne Rück­sicht auf die Umwelt und die hier lebenden Menschen uran­hal­tiges Erzge­stein aus der Erde sprengen. Für ihr Atom­bom­ben­pro­gramm in der System­kon­fron­ta­tion mit der Sowjet­union, aber auch um den uner­sätt­li­chen Ener­gie­be­darf ihrer Massen­kon­sum­ge­sell­schaft zu stillen, benö­tigte die Super­macht Unmengen an Uran. Diesen Rohstoff in ausrei­chenden Mengen zu fördern, war die entschei­dende Voraus­set­zung dafür, um Atom­bomben herzu­stellen und Reak­toren in Kern­kraft­werken zu betreiben.

Allein um Church Rock waren über die Jahre 20 Uran­minen in Betrieb. Wie auf dem Terri­to­rium der Navajo Nation, dem mit mehr als 67.000 Quadrat­ki­lo­me­tern grössten India­ner­re­servat in den USA, schuf der Uran­boom unzäh­lige schlecht bezahlte Arbeits­plätze in einer struk­tur­schwa­chen Gegend. Die von den Betrei­bern beschäf­tigen Navajo schuf­teten in den Minen durch­wegs unter prekären Bedin­gungen, anfäng­lich meist ohne Schutz­klei­dung, Masken und Hand­schuhe sowie ohne jede Aufklä­rung über die beträcht­li­chen Gesund­heits­ge­fahren. Viele der Arbeiter waren des Engli­schen nicht mächtig, wodurch ihnen der Zugang zu unab­hän­giger Infor­ma­tion verwehrt war.

Navajo Arbeiter in der Rico Uran­mine, 1953; Quelle: sciencehistory.org

Über­dies gab es in der Navajo-Sprache kein Wort für Radio­ak­ti­vität und keine Denk­figur, um die Wirkung von Alpha-, Beta- und Gamma-Strahlung zu beschreiben. Nach wenigen Jahren bildeten Hunderte von india­ni­schen Minen­ar­bei­tern schwere Nieren- und Leber­schäden aus, litten an Atem­wegs­er­kran­kungen oder starben an Lungen-, Knochen-, Magen- und Blut­krebs. Schon in den frühen Boom­jahren war das Wissen um die Schäd­lich­keit des Uran­ab­baus in der Wissen­schaft weit verbreitet. Doch Poli­tiker und Konzern­chefs gingen mit grosser Fahr­läs­sig­keit mit diesen Erkennt­nissen um – so wie die Gesell­schaft. In Las Vegas gehörte es bis 1962 zu den touris­ti­schen Attrak­tionen, von Hotel­bal­konen aus mit einem Cock­tail in der Hand die Pilz­wolken voller Atom­staub zu bestaunen, die nach über­ir­di­schen Kern­waf­fen­tests auf der Nevada Test Site nach Südosten zogen. Und die Bürger­schaft von Grants, New Mexiko nannte ihre Stadt stolz die „Uran­ka­pi­tale der Welt“.

Der Damm­bruch

Im verkehrs­tech­nisch günstig gele­genen Church Rock betrieb die United Nuclear Corpo­ra­tion seit 1976 auch eine Uran­mühle. In einem Gebäude zermalmten Maschinen das auf Lastern in riesigen Mengen heran­trans­por­tierte Erzge­stein zuerst zu kleinen Brocken und dann zu Sand, bevor Säuren und Laugen zum Einsatz kamen, die schliess­lich das begehrte gelbe Pulver, „yellow cake“ genannt, aus dem Sand heraus­lösten. Bei dieser Tätig­keit fielen enorme Menge an zerklei­nertem und immer noch strah­lendem Schutt an, welche die United Nuclear – wie alle anderen Firmen in der Four Corner-Region auch – auf riesigen Schutt­halden depo­nierte und dann unmar­kiert sich selbst überliess.

Navajo Dam, Post­karte 1960er Jahre; Quelle: hippostcard.com

Da das Uran­pulver nur mit aggres­siven Löse­mit­teln und viel Wasser extra­hiert werden kann, blieben im Gewin­nungs­pro­zess beträcht­liche Mengen an toxi­schen Abwäs­sern mit radio­aktiv strah­lenden Parti­keln („tailings“) zurück. In Church Rock leitete die United Nuclear diese in drei Rück­hal­te­be­cken unter freiem Himmel, in der Hoff­nung, dass ein Teil dieser Abwässer unter der brütenden Sonne New Mexicos verdunsten würde. Die Rück­hal­te­be­cken wurden durch einen aufge­schüt­teten Erddamm gesi­chert, der auf geolo­gisch insta­bilem Grund erbaut war. Der massive Damm hielt viele Millionen Liter von hoch­to­xi­schen und radio­ak­tiven Abwäs­sern zurück.

Die Kata­strophe kündigte sich über Monate an. Schon 1977 entdeckten Mitar­beiter des Army Corps of Engi­neers kleine Risse im Erddamm und warnten in einem Bericht vor ihnen. Entgegen den Empfeh­lungen unter­liess es United Nuclear, diesen fach­ge­recht zu verstärken, so dass die Risse im Früh­sommer 1979 so gross waren, dass eine mensch­liche Faust in sie passte. Selbst auf diese Meldung eines besorgten Mitar­bei­ters hin reagierte das Manage­ment nicht. Am frühen Morgen des 16. Juli 1979, um 5.30 Uhr, brach der Damm mit einem ohren­be­täu­benden Krach, wie sich der Navajo Robinson Kelly später erin­nerte. Kelly meinte zunächst einen Donner­schlag vernommen zu haben und schaute reflex­artig zum Himmel, ob irgendwo Regen­wolken aufzogen. Als er kein Gewitter bemerken konnte, machte er sich zum Puerco River auf, von wo der Höllen­lärm gekommen war. Dort sah er, wie sich Fluten rauschenden „Wassers“ ihren Weg durch das Fluss­bett bahnten und da und dort sogar über die Ufer traten, wo sich Pfützen und klei­nere Teiche bildeten. Das Gebräu war von gelb­li­cher Farbe und roch schreck­lich faulig. „Ich wusste nicht, was da vor sich ging, aber es war ein häss­li­ches Gefühl.“

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Die verseuchte Lebensader

Norma­ler­weise führt der Puerco River während des Sommers nur wenig Wasser und quält sich träge durch die wüsten­haften Täler in New Mexico und durch die in Arizona gele­gene Painted Desert, bevor er in den Little Colo­rado mündet, den wich­tigsten Zufluss des Colo­rado River. In dieser regen­armen Region bildet der Puerco für viele Tausende von Menschen und ihre Vieh­herden ihre Haupt­was­ser­quelle. Die meisten von ihnen gehören den Diné („dem Volk“) an, wie sich die Navajo selbst nennen. Durch den Damm­bruch von Church Rock gelangten schät­zungs­weise 360 Millionen Liter hoch­to­xi­sche Abwässer und 1100 Tonnen feste radio­ak­tive Rück­stände in den Fluss. Diese unglaub­liche Menge an Schad­stoffen verseuchte diesen bis mindes­tens 125 Kilo­meter unter­halb der Unfall­stelle. Bei keinem anderen zivilen Einzel­er­eignis wurde in den USA jemals so viel Radio­ak­ti­vität in so kurzer Zeit frei­ge­setzt wie bei der Umwelt­ka­ta­strophe von Church Rock.

Nach dem Damm­bruch lösten die verant­wort­li­chen Poli­tiker und Beamten im Bundes­staat New Mexico, dessen offi­zi­eller Spitz­name „Land der Verzau­be­rung“ („land of enchant­ment“) lautet, jedoch keinen Kata­stro­phen­alarm aus; sie erklärten keinen Notstand, orga­ni­sierten keine Evakua­tionen und brachten auch kein umfas­sendes Hilfs­pro­gramm auf den Weg. Auf Anord­nung des Gouver­neurs musste United Nuclear zwar die Produk­tion in der Uran­mühle vorüber­ge­hend einstellen, verbunden mit dem Auftrag, den konta­mi­nierten Fluss voll­ständig zu reinigen. Doch die Firma unter­nahm nur das Aller­nö­tigste. Sie beauf­tragte rund 200 Mann, die mit Schau­feln, Eimern und etwas schwerem Gerät höchs­tens 15 Kilo­meter „sanierten“, in dem sie konta­mi­nierte Erde ober­fläch­lich abtrugen und diese wegkarrten. Um Good­will zu schaffen, versorgte United Nuclear einige Navajo-Familien eine Zeit­lang auch mit Wasser. Schon nach wenigen Wochen durfte die Uran­mühle ihren Betrieb wieder aufnehmen, ohne dass die anfäng­li­chen Auflagen zur Umwelt­sa­nie­rung voll­ständig erfüllt waren.

Unmit­telbar betroffen von der Kata­strophe waren 1700 Navajo, die ihr Trink­wasser dem Fluss entnahmen, ihr Vieh dort tränkten und sich mit dessen Nass wuschen, weil viele ihrer Hogans und Häuser über kein flies­sendes Wasser verfügten, aber fluss­ab­wärts auch viele Tausende weitere Indianer, Hispa­nics und weisse Ameri­kaner. Einige Navajo versengten sich die Füsse, als sie den Fluss kurz nach der Havarie durch­wa­teten. In der ersten Zeit nach dem Desaster veren­deten Hunderte ihrer Schafe und Rinder, die von dessen Wasser tranken. Viele weitere Tiere bekamen auch Jahre später noch über­durch­schnitt­lich hohe Dosen an Radio­ak­ti­vität ab. Fortan weigerten sich regio­nale Schlach­te­reien, den Navajo weiterhin Schafe, Rinder oder Schafe abzu­kaufen. Erst spät durch drei­spra­chige Schilder auf Englisch, Spanisch und Navajo vor dem Gebrauch des Fluss­was­sers gewarnt, konnten die am Puerco lebenden Navajo diesem nicht grund­sätz­lich fern­bleiben oder gar auf dessen Wasser verzichten. Denn Wegziehen war für viele Ältere und Arme keine Option. „Wo können wir denn sonst hin? Es gibt keinen anderen Platz für uns“, brachte eine alte Navajo-Frau das Dilemma 1987 auf den Punkt.

Strah­len­ge­schä­digte Menschen

Der Unfall, aber auch der Uran­bergbau zeitigte lang­an­hal­tende Auswir­kungen auf das Leben aller am Puerco River lebenden Menschen. Er verseuchte ihre Lebens­ader und das um sie liegende Weide­land, aber durch die strah­lenden Schutt­halden auch etliche andere Wasser­quellen. Unter den betrof­fenen Navajo nahm die Zahl der Krebs­er­kran­kungen über­durch­schnitt­lich stark zu. Über­dies kamen immer mehr ihrer Babys mit schweren körper­li­chen oder geis­tigen Behin­de­rungen zur Welt. Bis heute sind die in der Gegend wohnenden Navajo einer hohen Strah­len­be­las­tung ausge­setzt. 1994 förderte eine Studie des US Geolo­gical Survey zu Tage, dass zwischen 1968 und 1986 auch Kerr McGee und andere Minen­be­treiber radio­aktiv belas­tetes Wasser in den Puerco River pumpten. Unter­halb der Unfall­stelle ist der Uran­pegel im Grund­wasser jeden­falls um ein Viel­fa­ches höher als in den frühen 1960er Jahren.

Church Rock, Warn­schild; Quelle: wikipedia.org

Der Staat von New Mexicos versagte darin, die Navajo vor den Lang­zeit­folgen des Uran­berg­baus und des Nukle­ar­un­falls von Church Rock zu schützen. Als die Opfer Klagen gegen United Nuclear einreichten, zogen sich die Vorun­ter­su­chungen endlos hin, bis die Navajo in einen Vergleich einwil­ligten. Der Konzern spies die einzelnen Kläger mit lumpigen 2’000 Dollar Schmer­zens­geld ab, aber nur unter der Bedin­gung, dass sie bei künftig eintre­tenden Erkran­kungen ganz auf weitere Ansprüche verzich­teten. Ursprüng­lich hatten sie sich 25’000 Dollar pro Person erhofft. Etwas Hilfe kam ledig­lich aus Washington. Seit Aufgabe der Minen 1983 ist das Gebiet rund um Church Rock eine Stätte des soge­nannten „Super­fund“. Der Zweck dieses staat­lich finan­zierten Programms besteht darin, einige der durch indus­tri­elle oder mili­tä­ri­sche Tätig­keiten „am meisten konta­mi­nierten Stätten der Nation“ zu sanieren, um dadurch die öffent­liche Gesund­heit und die Umwelt zu schützen. Verteilt über die 50 Bundes­staaten standen 2019 insge­samt 1344 Stätten auf der Superfund-Liste, was belegt, wie rück­sichtslos Indus­trie­be­triebe, Berg­bau­firmen, Kommunen und das Militär während des Anthro­po­zäns mit den Ökosys­temen umsprangen.

Umwelt­ras­sismus

Weshalb fand die Umwelt­ka­ta­strophe von Church Rock, die Umwelt­or­ga­ni­sa­tionen nach den Reak­tor­ka­ta­stro­phen von Fuku­shima und Tscher­nobyl als dritt­schwerstes ziviles Scha­den­er­eignis des ganzen Atom­zeit­al­ters einschätzen, nicht jene Beach­tung, die sie eigent­lich verdient? Im System­wett­streit mit der Sowjet­union wären die USA mit Sicher­heit nicht beson­ders gut dage­standen, wenn sie nur kurz nach Three Mile Island einen noch weit gravie­ren­deren Nukle­ar­un­fall hätten einräumen müssen. Aller­dings finden sich keine Anhalts­punkte dafür, dass die Admi­nis­tra­tion von Präsi­dent Jimmy Carter (1977-1981) eine kriti­sche Bericht­erstat­tung in den natio­nalen Medien unter­drückt oder irgendwie behin­dert hätte. Die Antwort kann sich auch nicht im Argu­ment erschöpfen, dass der Damm­bruch keine spek­ta­ku­lären Bilder produ­zierte und keine unmit­telbar sicht­baren Spuren hinterliess.

Zum „Non-lieux de mémoire“ entwi­ckelte sich der Unfall von Church Rock insbe­son­dere deshalb, weil er sich in einer abge­schie­denen, dünn besie­delten Region des länd­li­chen Südwes­tens ereig­nete und Native Ameri­cans seine Haupt­be­trof­fenen waren. In der neueren „Envi­ron­mental Justice“-Forschung gilt er als ein eindeu­tiger Fall von Umwelt­ras­sismus. Die in den USA verbrei­tete Ungleich­be­hand­lung ethni­scher Minder­heiten zeigt sich nicht zuletzt darin, dass diese über­durch­schnitt­lich oft in der Nähe von Fabriken, Müll­de­po­nien, Test­ge­länden oder Minen, aber auch stärker mit verun­rei­nigtem Grund­wasser, verpes­teter Luft und am Rand oder gar auf ökolo­gisch verwüs­teten Gelände leben müssen. Dass unter den Poli­ti­kern beider grosser Parteien in den 1970er Jahren ein Denken in den Kate­go­rien von „national sacri­fice zones“ verbreitet war, spielte eine zusätz­liche Rolle. Im Inter­esse der „natio­nalen Sicher­heit“ und zur Deckung des immensen Ener­gie­be­darfs der brum­menden Massen­kon­sum­ge­sell­schaft schien es vertretbar und ökono­misch sinn­voll zu sein, einige angeb­lich wert­lose Land­striche dem Bergbau zu opfern – mit Auswir­kungen bis heute.