Im März 2011 ereignete sich die Reaktorkatastrophe von Fukushima. Die Schriftstellerin Miri Yū ist in die Gegend gezogen und spricht seit Februar 2012 in ihrer wöchentlichen Radiosendung „Yū Miri: 2 plus 1“ mit den dort lebenden Menschen über die Folgen der Katastrophe.

  • Kristina Iwata-Weickgenannt

    Kristina Iwata-Weickgenannt ist Literaturwissenschaftlerin und Japanologin. Sie lehrt als Associate Professor an der Graduate School of Humanities der Nagoya University, Japan, und publizierte unter anderem "Alles nur Theater? Gender und Ethnizität bei der japankoreanischen Autorin Yū Miri" (2008).
  • Miri Yū

    Miri Yū ist Schriftstellerin und Radiomoderatorin; sie lebt in der Gegend von Fukushima. Auf Deutsch erschien bisher von ihr der Roman „Gold Rush“ (übersetzt von Iwata-Weickgenannt, 2010). Yū kommentiert laufend auf twitter und auf ihrer privaten Webseite .

Im März 2011 löste das Tōhoku-Erdbeben – eigent­lich ein Seebeben – einen Tsunami aus; bei den Kata­stro­phen starben 16.000 Menschen unmit­telbar. Es folgte eine Über­flu­tung der Reak­toren von Fuku­shima Dai’ichi, die Notstrom­ver­sor­gung fiel aus und damit auch die Kühlung. Nachdem Explo­sionen das Kraft­werk erschüt­tert hatten, kam es in den Blöcken 1, 2 und 3 zur Kern­schmelze. Die Regie­rung ordnete die Evaku­ie­rung aller Bewoh­ne­rinnen und Bewohner in einem Radius von zehn Kilo­me­tern an, am 20. März wurde der Radius dann auf 20 Kilo­meter erwei­tert und etwa 160.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Bis zur defi­ni­tiven Erklä­rung des Sperr­ge­bietes am 22. April hatten sie Zeit, persön­liche Gegen­stände aus ihrem Zuhause zu holen. Auch ausser­halb der Evaku­ie­rungs­zone mass Green­peace extrem hohe Strah­len­werte. Kurz nach der Kata­strophe kamen die Infor­ma­tionen zum grössten Teil von der Betrei­ber­ge­sell­schaft Tokyo Elec­tric Power Company (TEPCO), zu deren Krisen­stab auch Regie­rungs­ver­treter gehörten, während die japa­ni­sche Atom­auf­sichts­be­hörde (NISA) keine eigenen Messungen durch­führte. Der Boden wurde einige Zenti­meter abge­tragen und luft­dicht in Plas­tik­sä­cken verpackt. 29 Millionen Kubik­meter verstrahlte Erde in 80.000 Müll­de­po­nien – ein gigan­ti­sches Atommülllager.

Die Schrift­stel­lerin Yū Miri sendet von einer Radio­sta­tion in Minamisoma aus – ursprüng­lich temporär einge­richtet, um die Bevöl­ke­rung mit aktu­ellen Nach­richten nach der drei­fa­chen Kata­strophe zu versorgen – jede Woche ihre Gespräche mit Betrof­fenen. Nachdem sie bereits unmit­telbar nach der Kata­strophe auf Twitter dezi­diert Kritik an der TEPCO und der japa­ni­schen Regie­rung geübt hatte, erhielt sie rassis­ti­sche Hate-Mails, die sich auf ihre korea­ni­sche Herkunft bezogen. Hau doch ab, dorthin, wo Du herge­kommen bist, ist auch in Japan eine geläu­fige rassis­ti­sche Rede­figur des Natio­na­lismus, die beson­ders in Inter­net­foren Verbrei­tung findet. In ihren Radio-Gesprächen erfuhr Miri Yū viel über das unmit­tel­bare Leid ihrer Gesprächs­part­ne­rinnen und Gesprächs­partner, aber auch über den lang­samen Struk­tur­wandel der Region und die lang­fris­tigen Auswir­kungen der Kata­stro­phen. Trotz massiver Proteste in den Groß­städten, und obwohl sich 70% der japa­ni­schen Bevöl­ke­rung in Umfragen – jedoch nicht unbe­dingt in Wahlen – gegen Atom­kraft ausspre­chen, will die Regie­rung keinen Ausstieg aus der Kern­energie – letztes Jahr durften zwei Reak­toren nach einem Beschluss des Obersten Gerichts in Osaka wieder hoch­ge­fahren werden und immer wieder wird kolpor­tiert, neue Anlagen seien in Planung. (Red.)

Kris­tina Iwata-Weickgenannt: Miri Yū, Sie sind bereits sechs Wochen nach der Reak­tor­ka­ta­strophe in die Evaku­ie­rungs­zone um das hava­rierte AKW gereist und haben Fuku­shima auch danach regel­mässig besucht. Warum war es Ihnen so wichtig, die 20km-Zone vor der Absper­rung zu sehen?

Die Schrift­stel­lerin Miri Yū wurde 1968 als Tochter südko­rea­ni­scher Einwan­derer in der Nähe von Tokyo geboren, spricht und schreibt jedoch ausschliess­lich Japa­nisch. Aufge­wachsen in einer bildungs­fernen, sozial margi­na­li­sierten und von Gewalt geprägten Familie begann Yū mit sech­zehn Jahren eine Schau­spiel­aus­bil­dung. Nur zwei Jahre später debü­tierte sie als Thea­ter­au­torin. Seit Mitte der 1990er Jahre schreibt sie Romane und wurde bereits nach kurzer Zeit mit den wich­tigsten japa­ni­schen Lite­ra­tur­preisen ausge­zeichnet. Ihr eben­falls preis­ge­krönter Roman Gold Rush liegt seit 2010 in deut­scher Über­set­zung vor. Einen Monat nach der Reak­tor­ka­ta­strophe am 11. März 2011 in Nord­ost­japan besuchte Yū Fuku­shima, und hat sich seither mit zahl­rei­chen Reisen mit der Situa­tion vor Ort vertraut gemacht. Ihre Berichte fokus­sieren jenseits von einer direkter poli­ti­schen Stoss­rich­tung auf die Stimmen der dort lebenden Menschen, ihre Geschichten und ihr Leben mit der Kata­strophe. Im April 2015 zog sie mit ihrer Familie nach Minamisoma, einer direkt an der Evaku­ie­rungs­zone um das hava­rierte Kraft­werk gele­genen Klein­stadt. Mit der Autorin sprach die Japa­no­login Kris­tina Iwata-Weickgenannt, die an der Univer­sität Nagoya lehrt und sich seit vielen Jahren mit dem Werk von Yū Miri beschäf­tigt.
(Daniela Tan)

Miri Yū: Ich war am Tag vor der Abrie­ge­lung dort. Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass die Zone so schnell wieder zugäng­lich würde [Anm. d. Übers.: seit 1.4.2012 wurde die Zugangs­be­schrän­kung schritt­weise aufge­hoben]. Ich war über­zeugt, dass die Sper­rung dreißig, vierzig Jahre dauern würde, deswegen habe ich mich sofort auf den Weg gemacht, als der Sperr­be­schluss bekannt gegeben wurde.

Was haben Sie von dem Besuch erwartet?

Nun, dazu muss ich etwas ausholen. Wie Sie wissen, gibt es an der Küste von Fuku­shima zwei Atom­kraft­werke mit insge­samt 10 Reak­toren. Darüber hinaus gibt es im Landes­in­neren drei sehr grosse Wasser­kraft­werke; die Strom­ge­win­nung ist also der wich­tigste Wirt­schafts­zweig der Präfektur. Auch wenn Atom- und Wasser­kraft­werke tech­nisch gesehen zwei­erlei sind, glei­chen sie sich doch in struk­tu­reller Hinsicht, denn der in Fuku­shima produ­zierte Strom wird nicht lokal verbraucht, sondern dient zu hundert Prozent der Ener­gie­ver­sor­gung des Groß­raums Tokyo. Die Menschen in Fuku­shima kaufen den Strom für den eigenen Verbrauch von einem anderen Ener­gie­er­zeuger. Fuku­shima muss inso­fern als eine Art innere Kolonie bezeichnet werden, als Stromerzeugungskolonie.

Nun fühlte ich mich aber nicht nur als Verbrau­cherin von der Kata­strophe betroffen, sondern ich habe auch fami­liäre Verbin­dungen nach Fuku­shima. Meine Mutter verbrachte ihre Jugend in der Nähe der Stau­dämme und hat mich später oft dorthin mitge­nommen. Am Rand des Stau­sees erzählte sie mir jedes Mal von dem Ort, der dort versunken lag. Da drüben standen Häuser, hier vorne eine Schule, dazwi­schen schlän­gelte sich ein Fluss, da hinten war ein Tempel und ein Hügel mit einem grossen Kirsch­baum… Dabei vergass sie nie, mich zu ermahnen, nicht zu sehr ins Wasser zu starren, denn sonst würde ich gewiss von der Trau­rig­keit der Leute erfasst, deren Heimat dort  unter­ge­gangen war. Den versun­kenen Ort kann man nicht mehr besu­chen, aber die Zone um das hava­rierte AKW wollte ich vor der Sper­rung unbe­dingt mit eigenen Augen sehen.

Es blieb nicht bei dem einen Besuch. Seit Februar 2012 bis zur Schlies­sung des Senders im März 2018 unter­halten Sie in Minamisoma ehren­amt­lich eine wöchent­liche Radio­sen­dung, in der Sie Ihre Gesprächs­partner zu ihren Kata­stro­phen­er­fah­rungen inter­viewen. Bis heute hatten Sie fast über 500 Gäste in ihrer halb­stün­digen Sendung – haben Sie sich diesmal doch von der Trau­rig­keit einfangen lassen? 

Eine Art Gefäss für den Schmerz

Yū: Die Sendung heißt „Yū Miri: 2 plus 1“ und wird von einer tempo­rären Radio­sta­tion gesendet, die errichtet wurde, um unmit­telbar nach der Kata­strophe prak­ti­sche Infor­ma­tionen etwa zur Vertei­lung von Hilfs­gü­tern usw. zur Verfü­gung zu stellen. Wenn die Kata­stro­phen­si­tua­tion als beendet erklärt wird, wird der Sender geschlossen, aber derzeit können allein in Fuku­shima noch 47.046 Menschen nicht in ihre Häuser zurück­kehren. Ich lade jedes Mal zwei Gäste ein, die mitein­ander befreundet oder verwandt sind, das redu­ziert die Nervo­sität. Ich mache keine Themen­vor­gaben, aber in Minamisoma gibt es niemanden, der nicht von der Reak­tor­ka­ta­strophe und dem Tsunami betroffen wäre, deswegen geht es meis­tens doch darum.

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Ich werde oft gefragt, was ich mit dieser Sendung eigent­lich bezwecke. Die Leute vor Ort leben in einer unglaub­lich schwie­rigen Situa­tion und natür­lich kann ich ihnen keine Antwort auf ihre Sorgen und Nöte geben. Was ich aber kann, ist ihnen das Gefühl zu geben, dass ihnen jemand zuhört. Zuhören klingt zunächst viel­leicht sehr passiv, aber man spricht ja auch davon, jemandem sein Ohr zu leihen, und tatsäch­lich verstehe ich das Zuhören als etwas Aktives. Jemandem zuzu­hören bedeutet für mich, einen Raum zu eröffnen, wo man Trauer und Schmerz zulassen kann. Wenn man solche Gefühle nur für sich behält und kein Ventil dafür findet, richten sie großen Schaden an. Die Radio­sen­dung dient meinem Verständnis nach also dazu, dem Schmerz eine Stimme zu geben, ihn zu verba­li­sieren und ein wenig zu veräus­sern. Mich selbst sehe ich dabei als eine Art Gefäss, das den Schmerz und die Trauer auffängt.

Sie sind keine ausge­bil­dete Psycho­the­ra­peutin, wie halten Sie das ange­sichts der hohen Zahl von Gesprächs­part­nern aus? Läuft das Gefäss nicht irgend­wann über? 

Ja, das ist nicht ganz einfach. Aber ehrlich gesagt besteht für mich kein sehr grosser Unter­schied zwischen dem Zuhören und meinem eigenen Schreiben. Ich habe mit acht­zehn Jahren begonnen, Thea­ter­stücke aufzu­führen und habe später ins Roman­fach gewech­selt. Die Lite­ratur war für mich immer ein Ort, an dem ich meine eigene Trau­rig­keit und meine Seelen­qualen ausdrü­cken konnte. Meine Schreib­mo­ti­va­tion lag von Anfang an im Schmerz begründet.

Sie verfolgen mit der Sendung also eher einen thera­peu­ti­schen Ansatz als einen journalistischen? 

Auf jeden Fall. Ich versuche, mich deut­lich von der Heran­ge­hens­weise der japa­ni­schen Massen­me­dien abzu­setzen. Nach der Kata­strophe sind Jour­na­listen in die betrof­fenen Gebiete geströmt, um Inter­views zu führen, aber sehr häufig ging es nur darum, sich die eigene Sicht der Dinge bestä­tigen zu lassen. Ich habe in Fuku­shima viele Menschen getroffen, deren Inter­view­aus­sagen von Repor­tern verdreht wurden und die das offen­sicht­liche Desin­ter­esse daran, was die Menschen vor Ort wirk­lich denken, als demü­ti­gend empfunden haben. Ich bemühe mich daher, meine Gesprächs­partner nicht als Reprä­sen­tanten einer bestimmten Gruppe – wie „Kata­stro­phen­opfer“ oder „Einwohner von Fuku­shima“ – zu sehen. Eine solche Kate­go­ri­sie­rung macht die Leute und ihr Schicksal austauschbar, deswegen bemühe ich mich, sie als Indi­vi­duen anzu­spre­chen. Deswegen lasse ich auch meine Gesprächs­partner entscheiden, wo wir die Aufnahme machen. Einmal habe ich eine Familie begleitet, als sie für einige Stunden in ihr Haus in der Sperr­zone zurück­kehren durften, und wir haben das Gespräch dann nach der Rück­kehr aufge­nommen, nachdem wir die Schutz­klei­dung wieder ausge­zogen hatten.

Perspek­ti­ven­wechsel

Fuku­shima, März 2011: Quelle: nbcnews.com

Minamisoma hat nach der Reak­tor­ka­ta­strophe einen Groß­teil seiner Einwohner verloren. Inzwi­schen sind viele zurück­ge­kehrt, doch Sie waren wahr­schein­lich die Einzige, die aus der Haupt­stadt­re­gion dorthin gezogen ist. Welche Gründe hatten Sie für den Umzug?

Nun, einer­seits gab es prak­ti­sche Gründe. Minamisoma ist seit dem Reak­tor­un­glück verkehrs­tech­nisch schwer zu errei­chen, so dass mich die An- bzw. Abreise jedes Mal fünf, sechs Stunden kostete. Es war einfach wahn­sinnig zeit- und kosten­in­tensiv, ständig hin und her zu fahren. Aber wich­tiger war eigent­lich, dass mir irgend­wann klar wurde, dass die Sorgen und Nöte der Menschen in ihrem Alltag liegen, und dass ich sie nur würde verstehen können, wenn ich den mit ihnen teilte. Tatsäch­lich bereitet nicht nur die Radio­ak­ti­vität Probleme, sondern z.B. auch die verän­derte Sozi­al­struktur des Ortes. Vor 2011 hatte Minamisoma etwa 72.000 Einwohner, derzeit sind es um die 50.000. Dazu kommen aber etwa 10.000 Arbeiter, die entweder mit Stabi­li­sie­rungs­mass­nahmen am AKW, der Dekon­ta­mi­na­tion von Wohn­ge­bieten oder dem Bau des Tsuna­mi­schutz­walls beschäf­tigt sind. Aller­dings zieht es die gut ausge­bil­deten Arbeits­kräfte aus ganz Japan derzeit in den Groß­raum Tokyo, wo der Zuschlag für die Olym­pi­schen Spiele 2020 einen Bauboom sonder­glei­chen ausge­löst hat. Rekru­tiert wird daher in ausge­spro­chen sozial schwa­chen Gegenden wie dem Nishinari-Bezirk in Osaka, in dem sehr viele Obdach­lose leben, die im großen Stil ange­heuert und nach Fuku­shima gebracht wurden. Diese Menschen haben weder einen festen Wohnort noch eine Kranken- und Sozi­al­ver­si­che­rung, so dass ihre Iden­tität oft gar nicht zwei­fels­frei fest­ge­stellt werden kann, was beson­ders bei Todes­fällen proble­ma­tisch ist. Minamisomas Sozi­al­struktur hat sich radikal verän­dert, auch die Krimi­na­li­täts­rate ist stark ange­stiegen. Natür­lich sind nicht alle Arbeiter krimi­nell, aber insbe­son­dere bei Sexu­al­ver­bre­chen ist ein deut­li­cher Anstieg zu verzeichnen. Das hat dazu geführt, dass die Einwohner den Arbei­tern äußerst miss­trau­isch gegen­über stehen. Es ist sehr schwierig, solche Dinge mitzu­be­kommen, wenn man nur zu Besuch da ist.

Sie wollten also die Perspek­tive wech­seln, weg vom Haupt­stadt­dis­kurs, hin zu den Betrof­fenen vor Ort?

Ja. Meiner Meinung nach geht diese Kata­strophe alle Japaner an, insbe­son­dere die Strom­kunden im Gross­raum Tokyo, aber das Bewusst­sein der eigenen Verwick­lung nimmt mit der geogra­phi­schen Entfer­nung stark ab. Mir ging es darum, mich mit den Menschen vor Ort soli­da­risch zu zeigen und ihren Schmerz zu teilen, soweit mir das möglich ist.

Sie müssen aller­dings zugeben, dass insbe­son­dere ihr Umzug nach Minamisoma und die Tatsache, dass Sie ihren Sohn mitge­nommen haben, auch ganz anders verstanden werden kann. Aus einem früheren Gespräch weiß ich, dass Sie direkt nach der Kata­strophe große Anstren­gungen unter­nommen haben, sichere Nahrungs­mittel für ihn zu beschaffen, aber zugleich haben Sie auf Ihrem Blog bereits 2011 Fotos von Lebens­mit­teln aus Fuku­shima gepostet, die Freunde Ihnen geschickt haben. Auch das kann sehr leicht als Verharm­lo­sung der Strah­len­ge­fahr inter­pre­tiert werden.

Das stimmt, beson­ders aus der Anti-Atombewegung sind mir massiv Vorwürfe gemacht worden, wobei aller­dings oft Fakten verdreht oder igno­riert wurden. Als ich beispiels­weise auf meinem Blog von einer Erkäl­tung berichtet habe, wurde im Netz daraus eine Strah­len­krank­heit gemacht. Ich versuche, mich der Situa­tion ideo­lo­gie­frei zu nähern und Entschei­dungen gut infor­miert auf Fakten­basis zu treffen. Gefah­ren­ein­schät­zung ist indi­vi­duell verschieden, aber ich halte die Strah­lung in meinem Haus für niedrig genug. Lebens­mittel aus Fuku­shima werden streng kontrol­liert und sehr häufig sind die Cäsi­um­werte unter der Nach­weis­grenze. Pilze, Fluss­fi­sche oder Zitrus­früchte sind weiterhin belastet, aber das wissen die Leute. Über­haupt werden in den Super­märkten nur wenige lokal ange­baute Produkte verkauft. Ich sehe meinen Umzug ganz sicher nicht als Teil staat­li­cher Sicher­heits­pro­pa­ganda – tatsäch­lich habe ich die Atom­po­litik der Regie­rung wieder­holt als unethisch kriti­siert. Es heißt immer wieder, ohne Atom­strom käme die japa­ni­sche Wirt­schaft nicht wieder auf die Beine, aber man darf das physi­sche und psychi­sche Wohl­ergehen der Menschen nicht gegen die Wirt­schaft ausspielen. Dabei verlieren immer die Menschen.