

„Visitez l’Afghanistan“ – Briefmarke 1969; Quelle: spiegel.de
Es ist noch nicht so lange her, da war Afghanistan ein lockendes Reiseziel – oder eine landschaftlich umwerfend schöne Etappe auf dem Weg nach Indien. Doch die Fotografien und Super-8-Filme, auf denen Hippie-Touristen mit bunten VW-Bussen durch das Land reisen und von Gastfreundschaft und gutem Essen schwärmen, wirken heute surreal. Die Jahre des Krieges, die mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Jahr 1979 begannen und mit dem „War on Terror“ 2001 ihre Fortsetzung fanden, haben Afghanistan zerrüttet.
Das Land ist zum Synonym für Gewalt, Krieg und Fanatismus geworden. Afghanische Männer gelten als besonders kriegerisch – in den 1980er Jahren als „Freiheitskämpfer“ gegen die Sowjetunion, seit 2001 jedoch als „mittelalterlich“ religiös, brutal und extremistisch. Von der Wahrnehmung eines wilden und kämpferischen Volkes, das sich auch für „unsere“ Freiheit einer übermächtigen Sowjetunion entgegenstellt, bis zur Warnung vor einer weltweiten terroristischen Bedrohung war es offenbar nur ein kleiner Schritt. Afghanische Frauen hingegen werden entweder als gesichtslose Opfer oder aber als Ikonen des Feminismus dargestellt – andere Rollen gesteht die westliche Vorstellung ihnen kaum zu.
Ein umkämpftes und abhängiges Land

Ahmad Shah Durrani; Quelle: wikipedia.org
Die westliche Wahrnehmung von Afghanen, Afghaninnen und Afghanistan änderte sich mit fast vorhersehbarer Regelmäßigkeit, und zwar aufgrund der Einbindung des Landes in globale Konflikte, mit denen es selbst ursprünglich nichts zu tun hatte. Als der Kriegsfürst Ahmad Schah Durrani im Jahr 1747 das Reich gründete, welches heute als Afghanistan bekannt ist, war noch nicht absehbar, dass das Land nur hundert Jahre später ein wichtiger Streitgegenstand im imperialen Konkurrenzkampf zwischen dem Britischen Weltreich und dem Russischen Zarenreich werden würde. Die Geschichte des Durrani-Reichs war zwar schon vor der Einbindung in das „Great Game“ des Imperialismus von kriegerischen Auseinandersetzungen und Machtkämpfen durchzogen, doch erst durch das Kräftemessen der beiden Kolonialmächte geriet Afghanistan in eine Abhängigkeit, in der es bis heute verharrt. Maurus Reinkowski stellte diese Entwicklung kürzlich auf dieser Plattform dar. Er beschreibt, wie durch lokale Machtkämpfe und durch die russische Expansion vom Norden und die britische vom Süden das afghanische Kerngebiet zusammenschrumpfte, so dass sich das bergige Land aufgrund der geografischen Gegebenheiten bald nicht mehr selbst ernähren konnte. Was zurückblieb war ein Land, das auf ausländische Zuwendungen angewiesen war.

Schülerinnen in Kabul, 1968; Quelle: ndr.de
Eine Isolationspolitik war für afghanische Machthaber in der Folgezeit also nicht mehr möglich. Durch politische und ökonomische Abhängigkeiten, insbesondere von den Großmächten, war Afghanistan immer auch den Entwicklungen der Weltpolitik ausgesetzt. Dass eine der friedlichsten Perioden des Landes in den 1960er und 1970er Jahren lag, also in einer Zeit, in der sich das Britische Weltreich offiziell aufgelöst hatte und der Kalte Krieg sich nach der Kuba-Krise in seiner „Détente“-Phase befand, ist kein Zufall. Je besser die internationale Zusammenarbeit außerhalb Afghanistans funktionierte, desto besser ging es dem Land auch selbst. Und es ist daher auch kein Zufall, dass in solchen Zeiten der internationalen Bedeutungslosigkeit afghanische Männer nicht vornehmlich als männlich, hart und gewalttätig wahrgenommen wurden.
Dieses heute wieder dominierende Bild ist allerdings älter als der Krieg gegen die Sowjetunion. Es geht primär auf die Rolle Afghanistans im imperialen, das heißt späten 19. Jahrhundert zurück, als das Land wie erwähnt zur Pufferzone zwischen den kolonialen Bestrebungen der Briten und der Russen wurde.
Projektionen der Afghanistandarstellung

Quelle: abebooks.com

Costume of Bokhara, in: Alexander Burnes, Travel into Bokhara, London 1834
Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten offiziellen diplomatischen Beziehungen zwischen Afghanistan, das man damals noch „Königreich von Kabul“ nannte, und dem Britischen Weltreich hergestellt wurden, erschien 1815 mit dem mehr als tausendseitigem Bericht An Account of the Kingdom of Caubul des britischen Diplomaten Mountstuart Elphinstone ein für die Zeit nüchternes Werk, das sich dem Land und seiner Kultur relativ neutral näherte. In den folgenden Jahren herrschte ein Interesse vor, das zwar nicht frei vom imperialen Blick war, sich aber einer faktischen Darstellung verschrieb. Reiseberichte wie Narrative of various journeys in Balochistan, Afghanistan, and the Panjab von Charles Masson oder Travels into Bokhara. Being an account of a Journey from India to Cabool, Tartary and Persia von Alexander Burnes beschrieben Land und Leute zum Teil bewundernd. Dabei stand nicht im Vordergrund, ob man Afghanen durch westliche Erziehung „zivilisieren“ oder durch eine Einbindung die britisch-koloniale Armee „disziplinieren“ könne. Masson und Burnes betrachteten das Land, wie Elphinstone vor ihnen, als unabhängiges Königreich. Dies sollte sich jedoch bald ändern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts versuchten sowohl das russische als auch das britische Kolonialreich ihr Territorien durch diplomatische Verbindungen mit lokalen Mächtigen zu erweitern. Dies wurde im Jahr 1837 zum Problem, als der Brite Alexander Burnes am Hof des afghanischen Königs auf den Russen Jan Prosper Witkiewicz traf. Beide waren im Auftrag ihrer jeweiligen Regierungen unterwegs und bemühten sich, den afghanischen König Dost Mohammad Khan auf ihre Seite zu ziehen.

Elizabeth Thompson, „The remnants of an Army, Jellalabad, January 13, 1842“, 1879; Quelle: wikipedia.org
Als sich Dost Mohammad Khan weigerte, Partei zu ergreifen, beschloss die britische Führung ihn durch einen anglophilen König zu ersetzen, was im Jahr 1838 den ersten Anglo-Afghanischen Krieg auslöste. Vier Jahre später gelang es afghanischen Aufständischen, das britische Heer vernichtend zu schlagen. Es gab kaum Überlebende; Afghanistan hatte sich mit einem blutigen Krieg auf die Bühne des Weltgeschehens katapultiert. Dreißig Jahre später, im Jahr 1878, sollten es die Briten wieder versuchen, Afghanistan in ihr Weltreich einzugliedern, scheiterten im zweiten Anglo-Afghanischen Krieg im Jahr 1880 jedoch erneut. So festigte sich in der britischen Wahrnehmung die Vorstellung, dass das Land und seine Menschen unbesiegbar seien.

Louis and Charles Haghe: The Wild Pass of Siri-Kajoor, 1840; Quelle. nam.co.uk
Die Verluste in den anglo-afghanischen Kriegen beflügelten die britische Fantasie. Während Burnes und Masson mit dem afghanischen Volk noch sympathisierten, wurden die eher militärisch geprägten Reiseberichte in den Jahren nach 1842 zunehmend feindseliger. Plötzlich ging es nicht mehr darum, Afghanistan als fremde, aber schöne Kultur wahrzunehmen, sondern Gründe für die vermeintliche afghanische Überlegenheit zu finden. Erklärungen wurden gesucht, warum Afghanen unbesiegbar seien: Lag es am religiösen Fanatismus, an der kriegerischen Kultur, am Klima? Schon bald fand das mysteriöse Afghanistan Eingang in die britische Unterhaltungsliteratur.
1888 verfasste der Literaturnobelpreisträger Rudyard Kipling mit The Man Who Would Be King ein fantastisches Abenteuer, das im Gebirge von Nuristan spielt, wo von einem isolierten, europäisch-aussehenden Volk die Rede ist, mit dessen kriegerischem Talent man ein „weißes“ Weltreich in Asien aufbauen könnte. In seinem 1890 erschienenen Gedicht „The Young British Soldier“ empfahl Kipling den Selbstmord, bevor man in afghanische Gefangenschaft geriet, da sogar afghanische Frauen grausam mit dem Feind umgingen.
Der Sherlock Holmes-Autor Arthur Conan Doyle schließlich fantasierte in seinen weniger bekannten Gruselgeschichten Geister und buddhistische Attentäter aus Afghanistan herbei, die sich in Großbritannien mit übernatürlichen Kräften an britischen Widersachern rächten. Auch seine Figur Dr. Watson wurde den Lesern übrigens als Afghanistanveteran vorgestellt – ein Detail, das in der modernen BBC-Adaption beibehalten werden konnte, weil mehr als hundert Jahre später schon wieder ein Krieg mit britischer Beteiligung in Afghanistan herrschte.

James Rattray: „Afghaun foot soldiers in their winter dress with entrance to the valley of Urgundeh“, 1842; Quelle: mam.ac.uk
In all diesen Darstellungen ist Afghanistan ein fantastisches, blutrünstiges Land. Nur furchtlose, starke, dem maskulinen Ideal entsprechende Männer können sich, diesen westlichen Vorstellungswelten gemäß, gegenüber den als sehr männlich beschriebenen afghanischen Kriegern behaupten. Mit dem Erstarken der Frauenrechtsbewegung in Großbritannien wuchs in der britischen Gesellschaft die Angst, dass Frauen mit ihren Angriffen auf das Patriarchat auch das Königreich in Gefahr bringen könnten. Man fürchtete, dass die „new woman“ den britischen Mann mit ihren Forderungen nach mehr Rechten entmannen würde. In vermeintlich rückständigen Ländern wie Afghanistan konnten Männer jedoch so sein, wie die Natur es vorgesehen hatte. Deswegen verzieh man den bärtigen Kriegern auch ihre vermeintlich moralische Rückständigkeit, ja, man hatte sogar Respekt vor ihrer Gewalttätigkeit. Afghanen sind in den Darstellungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts edle Wilde, die ihren größten Lebenssinn im Töten von würdigen Widersachern sehen.

Quelle: raptisrarebooks.com
Mit dem Ende des imperialistischen „Great Game“ musste Afghanistan nicht mehr als Pufferzone zwischen Großmächten dienen, die vermeintliche „Kriegerkultur“ wurde wieder weniger wichtig. So erschien 1958 mit dem von Eric Newby verfassten Reisbericht A Short Walk in the Hindu Kush ein Buch, der das Gebiet Nuristan hauptsächlich als Spielplatz für ein verrücktes britisches Kletterabenteurer versteht, und nicht als Stammesgebiet unbesiegbarer Kriegervölker. Filme wie „The Horsemen“ aus dem Jahr 1971 beschreiben Afghanistan als wildes, unbezwungenes Land, eine Art „Wilder Westen“ des Ostens, in dem man noch ungezwungen archaisch leben kann. Der Bildband Afghanistan der Fotografen Roland und Sabrina Michaud, der sich auf Bilder aus den Jahren 1964 bis 1978 konzentriert, setzt sich mit dem Land vorwiegend ästhetisch auseinander. Es geht in diesen Werken nicht primär darum, eine Kultur vor dem Hintergrund ihrer Kriegslust zu bewerten. Das ändert sich jedoch mit dem Einmarsch der Sowjetunion im Jahr 1979.
Helden, die aus Afghanistan kommen
Der sowjetische Einmarsch nach Afghanistan bedeutete für das Land eine Zäsur, es sollte nach 1979 kein Jahr mehr ohne Krieg erleben. Der Krieg wurde von den sowjetischen Truppen brutal geführt, auch wenn er auf russischer Seite als „humanitäre Intervention“ dargestellt wurde. Anders sah es im Westen aus: Als die US-amerikanische Regierung mit der „Operation Cyclone“ begann, islamistische Kämpfer mit Waffen und Munition zu versorgen, wurden diese schnell zu Freiheitskämpfern gegen ein gottloses System stilisiert.

Quelle: kinorium.com
Als der Film „Rambo III“, bei dem der Titelheld zu einer Rettungsaktion nach Afghanistan aufbricht, im Sommer 1988 in die US-amerikanischen Kinos kam, befanden sich die sowjetischen Truppen bereits auf dem Rückmarsch. Der Afghanistankrieg war also gewonnen, und der Film, in dem Sylvester Stallone an der Seite mutiger Afghanen gegen die Sowjets kämpft, war keine US-amerikanische Kriegsmobilisierung mehr, sondern Heldenverehrung. Islamistische Ideale werden im Film als edel dargestellt, selbst der Kindersoldat Hamid ist nur ein niedlicher Sidekick für den US-Kriegsveteranen Rambo. Die dschihadistischen Krieger erklären Rambo, dass der Krieg gegen die Sowjetunion heilig sei und Mudschaheddin den Tod nicht fürchteten, weil sie sich bereits als tot sehen. So findet die Verherrlichung des Märtyrertods Eingang in einen US-amerikanischen Blockbuster, und zwar in besonderer Weise. Denn auch der US-amerikanische Colonel Trautmann, den Rambo schließlich doch mit Hilfe der Mudschahiddin befreit, erklärt seinem russischen Widersacher, dass ein Krieg gegen Afghanen sinnlos sei, weil man Männer, die lieber sterben als Sklaven ausländischer Okkupation zu werden, nicht besiegen kann. Mit dieser Darstellung wird der Tod von Afghanen romantisiert und als eigenständige Entscheidung dargestellt. Afghanen kämpfen nicht für ihre Freiheit, sondern für ihre Ehre. Uns verteidigen sie nebenbei.

Massoud-T-Shirt; Quelle: joom.com
Diese Verherrlichung afghanischer Krieger findet sich aber nicht nur in Unterhaltungsfilmen, sondern auch in journalistischen Darstellungen. In einer Dokumentation aus dem Jahr 1998 des französischen Filmemachers Christophe de Ponfilly, die heute wieder in der Arte Mediathek zu sehen ist, wird der charismatische Warlord Ahmad Schah Massoud als eine Art Che Guevara beziehungsweise Bob Dylan bezeichnet und so der Guerillakampf mit Popkultur verglichen. Über den afghanischen Widerstand gegen die Sowjetunion sagt de Ponfilly, dass es für die Sowjets nicht möglich gewesen sei, dem Volk der Afghanen eine Weltanschauung aufzuzwingen, die diese nicht verstanden. In der Dokumentation heißt es daher: „Sie hatten sich sogar bewahrt, was uns schon fast verloren gegangen ist: Gemeinschaftssinn, Respekt vor dem Alter, und den Stolz eines Volkes, das nie unter Kolonialherrschaft stand“.
Probleme einer Kriegergesellschaft
Solche Formen der Heldenverehrung und Kriegermythologie fanden mit den Taliban und mit dem Eintritt der NATO in den Afghanistankrieg nach den Anschlägen des 11. September 2001 ein jähes Ende. Auch wenn die Krieger der Taliban ähnlich aussahen und ähnlich radikale Ansichten vertraten, wie die Mudschaheddin vor ihnen – zu denen viele von ihnen ursprünglich auch gehörten –, wurde auf einmal sichtbar, wie wenig hilfreich eine im ständigen Krieg geschmiedete Ideologie ist, wenn es darum geht, ein Land zu befrieden und aufzubauen.
So beschrieb die Soziologin Edith Schlaffer vor wenigen Wochen in der taz die gleichen Eigenschaften, die für de Ponfilly noch bewundernswert waren, als problematisch: „Afghanistan ist eine Stammesgesellschaft, die in ihrer sozialen Ordnung hierarchisch und oft repressiv organisiert ist und wenig Spielraum für den Einzelnen vorsieht. Die Alten herrschen über die Jungen mit der Macht der Tradition, schüchtern sie oft ein mit quasireligiösen Vorschriften und untermauern dies mit ritualisierter Gewalt“, heißt es bei Schlaffer. Aber auch die Soziologin vergisst zu erwähnen, dass die Repression im afghanischen Gesellschaftssystem nicht traditionell „afghanisch“ ist, sondern durch den jahrzehntelangen Krieg verfestigt wurde.
Gesellschaften, die ständiger Bedrohung und Armut ausgesetzt sind, können sich ausgeprägte Individualität nicht leisten. Wenn es ums nackte Überleben geht, zählt die Gruppe oder die Familie mehr als das Glück des Einzelnen. So nuanciert wird Afghanistan aber nicht betrachtet. Mittlerweile hat sich die Weltöffentlichkeit an den Gedanken gewöhnt, dass in Afghanistan nur deshalb so viel Krieg herrscht, weil die afghanische Bevölkerung es selbst so möchte. Dabei war das Narrativ des Kriegers, der den Tod als edle Verpflichtung begreift, bereits in der Literatur des 19. Jahrhunderts ein imperialer Taschenspielertrick, weil die anglo-afghanischen Kriege als zivilisierende Missionen und nicht als Angriffskriege wahrgenommen werden sollten. Dass viele afghanische Soldaten letztes Jahr gegen die Taliban ihre Waffen niederlegten, liegt nicht daran, dass sie insgeheim selbst Talibananhänger waren. Wie die meisten Afghanen waren und sind sie vielmehr kriegsmüde. Das vermeintliche Kriegervolk, das „für uns“ erst gegen die übermächtige Sowjetunion und später gegen den internationalen Terrorismus kämpfen sollte, hat sich dem Krieg in den letzten 43 Jahren nicht aus kultureller Eigenheit heraus verschrieben. Das Kämpfen wurde zur Notwendigkeit, und nur dadurch zur vermeintlichen Normalität.

Quelle: twitter.com
Mittlerweile ist aus dem Hippie-Paradies ein traumatisiertes Land geworden, indem die Verbrechen der letzten Jahrzehnte – begangen von allen Kriegsparteien – nie aufgearbeitet wurden. Das Schlimmste, was Afghanistan jetzt passieren kann, ist ein weiterer Bürgerkrieg, bei dem die jeweils machthabende Fraktion die Kriegsverbrechen der jeweils anderen Fraktionen als Vorwand für eigene Gräueltaten nutzt. Eine solche Spirale der Gewalt wäre kein Zeichen afghanischer Rachekultur, sondern eine weitere Konsequenz internationaler Kriege. In seiner Ansprache zum Abzug der Truppen im August 2021 stellte der US-amerikanische Präsident Joe Biden fest, dass es im Afghanistankrieg immer nur um Al-Qaeda, nicht um Afghanistan gegangen sei; es sei deswegen nur logisch, irgendwann wieder abzuziehen. Für den Moment ist Afghanistan also aus den Schlagzeilen verschwunden, doch eine neue Einbindung in internationale Spannungen deutet sich an. Sowohl Russland als auch China bemühen sich derzeit um eine Eingliederung Afghanistans in die eigene Machtsphäre. Es bleibt abzuwarten, wie die westliche Welt auf diese Annäherung reagiert. Das Land könnte also erneut zur umkämpften Pufferzone in einer konfliktreichen, multipolaren Welt werden.