Die Schweiz sei eine „Erfolgsgeschichte“. So steht es in Parteiprogrammen, Leitartikeln und öffentlichen Geschichtsdarstellungen. In der populären und politischen Geschichtskultur der Schweiz breiten sich Formen der patriotic correctness aus, die noch kaum Beachtung und Kritik erfahren haben.

  • Pascal Germann

    Pascal Germann ist Oberassistent am Institut für Medizingeschichte der Universität Bern. Er promovierte an der Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich mit einer Arbeit zur Geschichte der Vererbungsforschung in der Schweiz.

In Zeiten, die als unsi­cher und krisen­haft erfahren werden, steigt die Nach­frage nach Geschichte. So auch in der Schweiz: Das Fern­sehen strahlt Geschichte zu den besten Sende­zeiten mittels neuer Formate des Histo­ry­tain­ment aus, die Neue Zürcher Zeitung produ­ziert seit zwei Jahren ein haus­ei­genes Geschichts­ma­gazin, und mit dem Blog History Reloaded setzt jetzt auch der Tages-Anzeiger auf den News­wert von Vergan­genem. Histo­ri­ke­rInnen betei­ligen sich selbst rege an dieser Entwick­lung – und das ist gut so.

Geschichte ist indessen stets auch ein poli­tisch umkämpftes Terrain, und histo­ri­sche Forschungs­er­geb­nisse werden nicht selten so über­setzt, bewertet und gefil­tert, dass sie bestimmten poli­ti­schen Anfor­de­rungen entspre­chen. Beson­ders häufig werden sie in ein Korsett gezwängt, das sich mit dem Begriff der patriotic correct­ness beschreiben lässt. Dieser Begriff wurde in kriti­scher Absicht in den USA nach 9/11 geprägt, als Auffor­de­rungen zur patrio­ti­schen Geschlos­sen­heit den Raum akzep­tierter Meinungen einschränkten.

Vor dem Hinter­grund des neuen Natio­na­lismus, wie er in jüngster Zeit in den USA und Europa aufflammt, erhält der Begriff eine unmit­tel­bare Aktua­lität. Bezüg­lich der Geschichts­po­litik lässt sich patriotic correct­ness als ein Zusam­men­spiel von sprach­li­chen Regu­lie­rungen, norma­tiven Deutungen, parti­ellen Auslas­sungen und poli­ti­schen Imagi­na­tionen bezeichnen, die darauf abzielen, Erzäh­lungen eines natio­nalen Exzep­tio­na­lismus zu stabi­li­sieren, die eigene Nation in einem poli­tisch erwünschten Licht erscheinen zu lassen und ambi­va­lente Aspekte der Natio­nal­ge­schichte auszu­blenden. Diese patrio­ti­sche Korrektur von Geschichte geht mit der Diffa­mie­rung von poli­tisch nicht genehmen Intel­lek­tu­ellen und Histo­ri­ke­rInnen einher, die als ‚unpa­trio­tisch‘, ‚maso­chis­tisch‘ oder – so ein beson­ders beliebtes Schlag­wort – als ‚poli­tisch korrekt‘ bezeichnet werden. Gerade in der Schweiz gehörte – wie kürz­lich der Kultur­wis­sen­schaftler David Eugster heraus­ge­ar­beitet hat – die Unter­stel­lung einer „poli­tisch korrekten Vergan­gen­heits­auf­ar­bei­tung“ zu den Stan­dard­vor­würfen der sich in den 1990er Jahren formie­renden natio­na­lis­ti­schen Rechten. Der Vorwurf einer ‚poli­tisch korrekten‘ Denk­zensur dient dabei der Kaschie­rung des eigenen Bestre­bens, Geschichte gemäss den Anfor­de­rungen der patriotic correct­ness umzuschreiben.

Patrio­tisch korrekte Geschichts­dar­stel­lungen können unter­schied­liche Formen annehmen und diver­gie­renden ideo­lo­gi­schen Zielen dienen. Gegen­wärtig domi­nieren in der Schweiz zwei patrio­ti­sche Natio­nal­nar­ra­tive, die als verfein­dete Brüder mitein­ander konkur­rieren. Das erste lässt sich – mit dem Ideen­his­to­riker Mark Lilla – als reak­tionär bezeichnen. Es will in der Vergan­gen­heit ein wohl geord­netes und klug geführtes Gemein­wesen erkennen, dessen Prin­zi­pien – Neutra­lität, Unab­hän­gig­keit, Wehr­haf­tig­keit – in der Gegen­wart verraten worden seien. Da die Vergan­gen­heit stets glanz­voller als die Gegen­wart erscheint, folgt diese Form der Geschichte im Wesent­li­chen einem Narrativ des Nieder­gangs, der – so die reak­tio­näre Botschaft – in der Zukunft nur durch eine radi­kale Umkehr, die als Rück­kehr imagi­niert wird, aufge­halten werden könne.

Die Schweiz als ‚Erfolgs­mo­dell‘

Igor Kravarik: „Histoire suisse“, in: L’Hebdo, April 2015

Schweizer Histo­ri­ke­rInnen haben diesem reak­tio­nären Narrativ öffent­lich schon oft die Stirn geboten. Auffal­lend wenig inter­es­sierten sie sich bislang für die zweite Ausprä­gung einer patrio­tisch korrekten Natio­nal­ge­schichte – viel­leicht, weil sie stärker mit Auslas­sungen, Verein­fa­chungen, Hyper­beln und Euphe­mismen als mit offen­sicht­li­chen Unwahr­heiten arbeitet. Diese zweite Ausprä­gung folgt dem Modell der Schweiz als ‚Erfolgs­ge­schichte‘.

Das Erfolgs­nar­rativ erzählt nicht von Verrat und Nieder­gang, sondern von einem konti­nu­ier­li­chen Aufstieg. Es verspricht, den Topos eines ‚Erfolgs­mo­dells Schweiz‘ histo­risch zu unter­mauern, und ist deshalb sowohl ideo­lo­gisch als auch als Vehikel des Stand­ort­mar­ke­tings attraktiv. Zugleich erweist es sich als poli­tisch flexibel, da sich der Erfolg auf demo­kra­ti­sche Insti­tu­tionen, auf einen wenig regu­lierten Arbeits­markt oder auch auf christlich-konservative Werte beziehen lässt. Dem narra­tiven Plot einer natio­nalen Erfolgs­er­zäh­lung folgen daher nicht nur Rechts­kon­ser­va­tive und Wirt­schafts­li­be­rale, sondern auch jene Links­li­be­ralen, die sich seit einigen Jahren darum bemühen, das Revo­lu­ti­ons­jahr 1848 als Ausgangs­punkt einer neuen Natio­nal­erzäh­lung stark zu machen.

Beson­ders beliebt ist die Erfolgs­ge­schichte indes bei Akteuren, die Affi­ni­täten zur poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Elite aufweisen. Im Unter­schied zum reak­tio­nären Natio­nal­nar­rativ bezieht sich die Erfolgs­ge­schichte denn auch positiv auf den Status Quo, dessen Bewah­rung sie legi­ti­mieren will. Imagi­niert die reak­tio­näre Erzäh­lung ein ‚einfa­ches Volk‘ von Tellen und Winkel­rieds, das sie zugleich mit dem ‚Volk‘ als Abstam­mungs­ge­mein­schaft iden­ti­fi­ziert, neigt das Erfolgs­nar­rativ zu einer ,Geschichte von oben‘, die den ‚Erfolg‘ der Elite als Erfolg für alle ausgibt. Die Erfolgs­ge­schichte bezieht sich dabei gerne auf Zahlen und Statis­tiken. Weisen diese nicht alle steil nach oben, von der Lebens­er­war­tung bis zum Bruttoinlandprodukt?

Doch so sehr Erfolgs­ge­schichten einzelne ‚Fakten‘ hervor­heben, so stark blenden sie wesent­liche Zusam­men­hänge aus. Erstens homo­ge­ni­siert das Erfolgs­nar­rativ unter­schied­liche Erfah­rungen auf unzu­läs­sige Weise. Es blendet die Ausschluss- und Verlust­er­fah­rungen jener aus, welche die Schweiz nicht oder nur bedingt als Erfolgs­ge­schichte erlebten. Zwei­tens führt das Erfolgs­nar­rativ – und darin besteht im Wesent­li­chen sein patrio­ti­scher Mehr­wert – Erfah­rungen von Gewinn oder erspartem Leid auf inten­tio­nales Handeln voraus­schau­ender Akteure zurück, die als erfolg­reiche Voll­stre­cker natio­naler Prin­zi­pien erscheinen. Es negiert die Kontin­genz histo­ri­scher Ereig­nisse und Entwick­lungen und stellt damit – mit Rein­hard Koselleck gespro­chen – „zu hohe Konsis­tenz­an­sprüche“ an die Geschichte. Und vor allem blenden natio­nale Erfolgs­ge­schichten die Verfloch­ten­heit der Welt aus und bleiben damit in einem selbst­re­fe­ren­ti­ellen System gefangen, indem jede Leis­tung stets auf sich selbst verweist. Dies nährt Illu­sionen der Souve­rä­nität, so etwa die hart­nä­ckige Vorstel­lung, es sei der Neutra­lität zu verdanken, dass die Schweiz von den beiden Welt­kriegen verschont blieb, oder es sei unser Arbeits­ethos, der uns Wohl­stand beschert habe.

Das Erfolgs­nar­rativ als NZZ-Code

Ganz schön selbst­be­wusst: NZZ-Werbung der Agentur Roth&Maerchy, 2015

Als eigent­li­ches Sprach­rohr des helve­ti­schen Erfolgs­nar­ra­tivs fungiert die Neue Zürcher Zeitung. Sie folgt dabei weit­ge­hend dem poli­ti­schen Programm der FDP. Ihr 2014 verfasstes, program­ma­ti­sches Leit­pa­pier mit dem Titel „Zukunfts­stra­tegie“ ist ganz der Schweiz als „Erfolgs­ge­schichte“ gewidmet, die gegen­wärtig nicht nur von den linken und rechten Polen, sondern auch „von aussen durch den Druck von weniger erfolg­rei­chen Staaten“ bedroht sei. Analog dazu schreibt Chef­re­daktor Eric Gujer uner­müd­lich gegen angeb­liche Schwarz­maler von links und rechts an, die nicht einsehen würden, was die Schweizer Geschichte im 20. Jahr­hun­dert „eigent­lich“ sei, nämlich eine „grosse Erfolgs­ge­schichte einer Nation“, die sich positiv vom übrigen, weniger erfolg­rei­chen Europa abhebe. Der ideo­lo­gi­sche Kern von Gujers Geschichts­be­trach­tung steckt im „eigent­lich“: Es geht nicht um eine Gewich­tung, um eine stär­kere Beto­nung von Erfolgen; auf dem Spiel steht viel­mehr die Essenz dessen, was Schweizer Geschichte sei. Eine solche geschichts­ideo­lo­gi­sche Posi­tion erweist sich als unver­einbar mit Wider­sprü­chen und Ambi­va­lenzen. So rüffelt Gujer denn auch alle „Mahner und Warner“, die „auf die dunklen Episoden fixiert“ seien, „auf Raub­gold und Judenstempel“.

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Wie sich am Beispiel von NZZ Geschichte zeigen lässt, liefert das Modell der Erfolgs­ge­schichte nicht selten auch den patrio­tisch korrekten Deutungs­rahmen für populär präsen­tierte Geschichts­dar­stel­lungen. Hinsicht­lich vieler Themen erweist sich das meist­ver­kaufte Geschichts­ma­gazin der Schweiz als offen und auf der Höhe der Forschung. Einfäl­tiger und forschungs­ferner gestaltet sich der Inhalt jedoch bei zentralen Themen der modernen Schweizer Geschichte: In welchem Verhältnis stand die Schweiz zum euro­päi­schen Kolo­nia­lismus? Und: Welche Bezie­hungen pflegte sie zum zuneh­mend faschis­tisch und natio­nal­so­zia­lis­tisch domi­nierten Europa der 30er und frühen 40er Jahre? Zu beiden Fragen exis­tiert eine breite Forschungs­li­te­ratur. Sie zeigt, wie die Schweiz nicht einfach ausser­halb eines expan­si­ons­ori­en­tierten Europas der Gewalt stand, sondern viel­fältig in dieses invol­viert war. Aus den Befunden der Forschung wird klar: Diese beiden Kapitel lassen sich weder in eine natio­nale Erfolgs­ge­schichte inte­grieren noch als „dunkle Episoden“ minia­tu­ri­sieren. Wie also geht NZZ Geschichte mit den zwei Themen um, denen das Magazin lange Artikel und mehrere Kommen­tare widmet?

„patriotic correct­ness“ in der NZZ Geschichte

Der Rolle von Schweizer Akteuren im Kolo­nia­lismus widmete das Magazin eine Titel­story (Nr. 5, April 2016). Eine Rezep­tion der aktu­ellen Forschung zum Thema hielten die Heft­ma­cher für unnötig, da diese durch poli­ti­sche Korrekt­heit und einen „Wett­be­werb der nach­träg­li­chen Selbst­kas­teiung“ geprägt sei. Die Histo­riker Harald Fischer-Tiné und Bern­hard C. Schär sowie die Philo­so­phin Patricia Purtschert, die zu den bedeu­tendsten Forsche­rInnen auf diesem Gebiet zählen, kriti­sierten die Heft­nummer fundiert. Sie wiesen fakti­sche Fehler, quel­len­kri­ti­sche Versäum­nisse und sogar eine – ziem­lich haar­sträu­bende – Bild­ma­ni­pu­la­tion nach, die alle dem Zweck dienten, die Schweiz im kolo­nialen Kontext „als neutral und unschuldig erscheinen zu lassen“.

Bundesrat Philipp Etter, BR 1924-1959 [ohne Jahr]; Quelle: m.bote.ch

Auch die Beiträge zur Geschichte der Schweiz während des Natio­nal­so­zia­lismus zielen darauf ab, Schweizer Macht­träger mora­lisch und poli­tisch zu entlasten. Der Dokto­rand Thomas Zaugg bemühte sich um eine Ehren­ret­tung der beiden Bundes­räte Pilet-Golaz und Etter (Nr. 6, Juli 2016). Insbe­son­dere will sein Beitrag die Magis­traten von „anpas­se­ri­schen“ und auto­ri­tären Tendenzen frei­spre­chen. Etters auto­ri­täre Umge­stal­tungs­pläne bleiben dabei ebenso uner­wähnt wie seine engen Bezie­hungen zum Fron­tismus. Dementspre­chend kappt der Artikel die trans­na­tio­nalen Verbin­dungs­li­nien zu anti­de­mo­kra­ti­schen Strö­mungen in Europa. Die von den zwei Bundes­räten um 1940 forcierte Erneue­rungs­rhe­torik weise keine Verbin­dung zu den auto­ri­tären Erneue­rungs­be­we­gungen in Europa auf, sondern sei auf ein fleis­siges Bibel­stu­dium zurück­zu­führen (als würde das eine das andere ausschliessen). Zu Etter wird ledig­lich einge­räumt, er habe „eine Schwäche für katholisch-konservative Regime“ entwi­ckelt, „ohne sie genau zu kennen“. Um Etters aussen­po­li­ti­sche Sympa­thien zu beschö­nigen, werden die äusserst repres­siven Dikta­turen in Öster­reich, Spanien und Portugal also kurzer­hand als „katholisch-konservative Regime“ verharmlost.

Die Repu­ta­tion der poli­ti­schen Elite in der Schweiz liegt auch Marco Jorio am Herzen, der in jeder Ausgabe eine Kolumne mit dem Titel „Stunde der Wahr­heit“ schreibt. Mit Vorliebe widmet er sich der Rolle der Schweiz während des Natio­nal­so­zia­lismus und vor allem der Flücht­lings­po­litik – ein Thema, das sich beson­ders schwer in eine schwei­ze­ri­sche Erfolgs­ge­schichte inte­grieren lässt. Der schwei­ze­ri­sche Vize­konsul Carl Lutz, der von 1942 bis 1945 in Ungarn Zehn­tau­senden von Juden Schutz­pässe ausstellte und dadurch vor der Depor­ta­tion rettete, wird kritisch beur­teilt (Nr. 7, Oktober 2016). Dieser sei „ein schwie­riger Mensch“ gewesen, der nach 1945 „verbissen“ für eine Aner­ken­nung seiner Taten gekämpft und die Schweiz zu Unrecht des „Undankes“ beschul­digt habe. Wesent­lich milder fällt das Urteil über Hein­rich Roth­mund aus (Nr. 5, April 2016). Der Chef der Eidge­nös­si­schen Frem­den­po­lizei wird als ein „ethisch“ handelnder Gegner des Anti­se­mi­tismus darge­stellt, was nach­weis­lich falsch ist. Roth­mund, der nach eigenen Aussagen eine „Verju­dung der Schweiz“ verhin­dern wollte, teilte einen Anti­se­mi­tismus, wie er in der Schweiz der 1930er Jahre verbreitet war.

Dieses Ausblenden eines schwei­ze­ri­schen Anti­se­mi­tismus bildet den Auftakt für eine Apologie der bundes­rät­li­chen Flücht­lings­po­litik. Im Jahr 1938 habe zur restrik­tiven Politik keine Alter­na­tive bestanden, behauptet der Beitrag. Dementspre­chend wird die schwei­ze­ri­sche Flücht­lings­po­litik mit einer „grie­chi­schen Tragödie“ vergli­chen, in der man „der Schuld nicht entrinnen“ könne. Damit mündet die „Stunde der Wahr­heit“ in einer Argu­men­ta­ti­ons­figur, die patrio­ti­sche Natio­nal­erzäh­lungen stets bemühen, um ‚dunkle Kapitel‘ narrativ zu verdauen.

Bild­ma­ni­pu­la­tionen, Auslas­sungen und Verharmlosungen

Argu­men­ta­ti­ons­muster der patriotic correct­ness folgen einem einfa­chen Prinzip: Erfolge werden als eigene Leis­tungen heraus­ge­stri­chen und auf das inten­tio­nale Handeln natio­naler Akteure zurück­ge­führt, Verfeh­lungen der natio­nalen Elite werden demge­gen­über als nicht­in­ten­dierte Folgen anonymer, schick­sal­hafter Prozesse exter­na­li­siert. Im ersten Fall wächst der zuge­schrie­bene Hand­lungs­spiel­raum natio­naler Akteure ins Uner­mess­liche, im zweiten Fall tendiert er gegen Null.

NZZ Geschichte erweist sich hier als safe space einer patrio­tisch korrekten Geschichts­schrei­bung. Um das poli­tisch erwünschte Narrativ der Schweizer Erfolgs­ge­schichte von Wider­sprü­chen und Inkon­sis­tenzen abzu­schirmen, bedient sie sich des ganzen Instru­men­ta­riums der patriotic correct­ness, von Bild­ma­ni­pu­la­tionen über Auslas­sungen und Verharm­lo­sungen bis zu Pole­miken gegen dieje­nigen, die sich um eine histo­ri­sche Aufar­bei­tung verdient machen. Die Redak­toren lassen sich in ein poli­ti­sches Projekt einspannen, das den Topos des ‚Erfolgs­mo­dells Schweiz‘ mental veran­kern und ideo­lo­gisch absi­chern will. Der Gewinn öffent­lich darge­stellter Geschichte wandelt sich so in einen Verlust um: Während der kriti­sche Blick in die Vergan­gen­heit Illu­sionen der Gegen­wart zu erhellen vermag, verführt die Brille der patrio­ti­schen Korrekt­heit dazu, die Illu­sionen der Souve­rä­nität zu befeuern.