Jahrestage sind für Historiker:innen so eine Sache. Keine Geschichtsschreibung kommt ohne die einschneidenden Ereignisse aus, die sich als Fixpunkte des öffentlichen Erinnerns festgesetzt haben. Aber zugleich legen sie die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf einen festen Kanon an Daten und historischen Zusammenhängen fest, an dem in regelmäßiger Wiederkehr die immer gleichen Fragen debattiert werden. Anderes tritt hinter dieser „Endlosschleife“ zurück. Auch deshalb, so hat der Historiker Frank Bösch zurecht angemerkt, fehle es in der politischen Diskussion der Gegenwart oftmals an „Geschichtsbewusstsein“. Das „Aufkommen von Klima- und Umweltschutz, von Migration oder Rassismus“ etwa lasse sich „kaum von den etablierten Jahrestagen aus erzählen“. Deshalb, so sein Vorschlag, brauche es „neue Jahrestage“, die „den Kanon um andere Ereignisse erweitern, die aus heutiger Sicht mehr Aufmerksamkeit verdienen“.
Das ritualisierte Spiel des Jahrestagsgedenkens, aber auch die Schwierigkeiten, dessen Routinen zu durchbrechen, haben sich gerade wieder einmal anschaulich an „30 Jahre deutsche Einheit“ beobachten lassen. Auch wenn das zentrale Bürgerfest in diesem Jahr wegen des Pandemieschutzes nur in abgespeckter Version stattfinden konnte, lenkte der Jahrestag die mediale Aufmerksamkeit wieder auf jene Fragen, die auch in den vergangenen Jahren stets zu diesem Datum diskutiert wurden: Wie steht es um die Einheit der Deutschen? Haben sie zusammengefunden in dem vereinten Land? Und was genau eint sie heute?
3. Oktober und 9. November: Jahrestage zwischen politischer und persönlicher Geschichte
Ein wichtiger Grund für die Beharrlichkeit der Jahrestagsroutinen, aber auch für die Schwierigkeit, Jubiläen einfach neu zu stifften, ist der Umstand, dass sich in diesen Daten nicht nur allgemeine Geschichte spiegelt, sondern sie auch Ankerpunkte persönlicher oder familiärer Erinnerungen sind. An ihnen berühren sich historisches Geschehen und das eigene Leben oder das der Eltern und Großeltern, was sich vor allem in der Erinnerung daran bündelt, wo man an diesem Tag gewesen ist und wie man von dem Ereignis erfahren hat. Da ergeht es Historiker:innen nicht anders als anderen Zeitgenossen: Zu meinen ersten Erinnerungen gehören schemenhafte Bilder von den Fernsehnachrichten der geöffneten Mauer, die ich als Sechsjähriger am 9. oder 10. November 1989 gesehen habe. So ziemlich jeder, der vor 1985 geboren wurde, hat seine persönliche Geschichte zum 9. November.

Die offizielle Feier zur Vereinigung von BRD und DDR am 3. Oktober 1990; Quelle: hdg.de
Mit dem 3. Oktober 1990 verhält es sich anders. An ihm bündelt sich kaum individuelle Erinnerung, was mit der Entstehung des „Tages der deutschen Einheit“ zu tun hat: Das Datum für die Vereinigung von DDR und BRD hatte sich 1990 aus pragmatischen Gründen ergeben. Dass man es im Einigungsvertrag auch zum Nationalfeiertag erhob, ist vor allem als eine Entscheidung gegen den 9. November zu verstehen, an dem sich die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts so besonders aufgeschichtet hat: die Ausrufung der ersten deutschen Demokratie am 9. November 1918; der Hitler-Putsch 1923, der sich dieses Datum zum Anlass nahm; der Judenprogrom 1938, der aus dem zentralen Gedenkmarsch für die 1923 „gefallenen Blutzeugen“ der NS-Bewegung in Gang gesetzt wurde.
Dass der Fall der Mauer auch auf dieses Datum fiel, war eine Laune der Geschichte, mit der sich an diesem Tag die politische Ambivalenz der Idee des „geeinten Volkes“ wie in einem Brennglas bündelte: Das geeinte „Volk“ und seinen „Willen“ hatte die Deutsche Revolution 1918 endgültig zum unhintergehbaren Bezugspunkt politischer Herrschaft erhoben; an dieser Vorstellung scheiterte der klandestine Putschversuch von 1923, dessen „Marsch auf Berlin“ eben nicht zur Massenbewegung „des Volkes“ anwuchs; mit ihr wurde 1938 der Pogrom als Ausdruck des „Volkszornes“ gegen die vermeintlich „artfremden“ Juden ausgegeben; 1989 bildete sie das zentrale Argument, mit dem die Legitimität der DDR-Regierung in Frage gestellt und schließlich mit der Losung „Wir sind das Volk“ gestürzt werden konnte.
Von dieser historischen Komplexität wollte man den neuen Nationalfeiertag freihalten: Bundeskanzler Helmut Kohl, so hat es der damalige Kanzleramtschef Rudolf Seiters zum diesjährigen Jubiläum der deutschen Einheit noch einmal beschrieben, „war der Meinung, man sollte nicht einen Tag nehmen wie den 9. November, der ja belastet war auch von so vielen negativen Ereignissen – der Putsch in München, dann die Reichskristallnacht.“ Vielmehr „wollten wir einen Tag haben, der noch einigermaßen gutes Wetter verspricht und der auch ein ausschließlicher Tag der Freude ist“ – auch wenn man dafür auf ein Datum zurückgreifen musste, dem kaum persönliche Erinnerungen anhaften.
Ein anderer 3. Oktober

Gedenktafel, die seit Oktober 2003 am Hünxer Flüchtlingsheim hängt; Quelle: spd-huenxe.de
Ich hingegen verbinde mit dem Datum des 3. Oktober ausgesprochen starke Erinnerungen, wenn sie sich auch auf das Jahr 1991 beziehen und damit auf die historische Aufschichtung, die die Begründung des „Tags der deutschen Einheit“ 1990 ihrerseits in Gang setzte. Ihre Bilder sind nicht so verschwommen wie jene zum 9. November 1989, sondern klar und detailreich. Ich erinnere mich an eine Autofahrt am Nachmittag, auf der ich mit meinem Bruder herumalberte, bis uns unsere Mutter scharf unterbrach, weil das Radio meldete, dass in Hünxe am Niederrhein in der Nacht das örtliche Asylbewerberheim angezündet und zwei kleine Mädchen schwer verletzt worden seien. In dem Dorf bin ich aufgewachsen. Mit einem der verletzten Mädchen bin ich zur Schule gegangen. Ich erinnere mich noch an die Straße, auf der wir unterwegs waren, als wir die Radiomeldung hörten, und den erschrockenen Ton in der Stimme meiner Mutter. Ich erinnere mich an meine Angst in den folgenden Tagen, weil mein Vater nach dem Anschlag nachts zu der Mahnwache ging, die den schnell wieder ins „Asylantenheim“ einquartierten Flüchtlingen ein Gefühl von Schutz und Sicherheit geben sollten. Die Erinnerungen haben mich umgetrieben: Als Jugendlicher habe ich 2001 mit Freunden aus dem Dorf eine Ausstellung erarbeitet, die wir zum 10. Jahrestag des Brandanschlags gezeigt haben, und für eine Gedenktafel gestritten, die heute an dem noch immer als Flüchtlingsheim genutzten Haus hängt. Im folgenden Jahr habe ich begonnen, Geschichte und Politikwissenschaft zu studieren. Der Hünxer Brandanschlag ist ein Grund dafür, warum ich Historiker geworden bin.
Oktober 1991: Veralltäglichung rassistischer Gewalt

Titelseite der tageszeitung am 4. Oktober 1991; Quelle: privat
Gewalt gegen Flüchtlinge und „Ausländer“ gab es am 3. Oktober 1991 nicht nur in Hünxe. Ähnliches ereignete sich auch an anderen Orten. „Tag der Einheit: Tag des Hasses“, titelte die taz am 4. Oktober 1991 angesichts der zahlreichen Angriffe und Überfälle und auch die Frankfurter Rundschau sprach von der „Eskalation der Gewalt zum Tag der Einheit“. In Mönchengladbach etwa war unter den Augen von zahlreichen Passanten ein „47-jähriger Türke“ von einem „Deutschen“ mit acht Stichen niedergestochen und schwer verletzt worden. An anderen Orten war auf Flüchtlingsheime geschossen worden oder es hatten Menschenmengen vor ihnen randaliert. Viele dieser Angriffe waren ganz unmittelbar aus den Einheitsfeiern entstanden. So auch in Hünxe, wo sich junge Rechtsradikale auf ihrer Feier zum Tag der deutschen Einheit mit Alkohol und Musik aufgeputscht hatten, bis die Idee im Raum stand, das symbolische Datum zu nutzen, um „Asylanten zu vertreiben“. Gegen 1 Uhr fuhren drei der Feiernden zum örtlichen „Asylantenheim“ und warfen Molotowcocktails auf das Gebäude.
„Hünxe“ ist also kein Einzelfall, vielmehr ein Beispiel – und dies nicht nur für das Geschehen am 3. Oktober 1991. Bis zum 15. September 1991 waren in diesem Jahr offiziell bereits 370 Anschläge gegen Flüchtlinge gezählt worden, darunter 59 Brandanschläge. Gewalt gegen „Ausländer“ und „Asylanten“ hatte es auch bereits vor der Wiedervereinigung gegeben. Am Ende der 1980er Jahre registrierte das Bundeskriminalamt in seiner Kriminalstatistik bereits durchschnittlich 250 „fremdenfeindliche Straftaten“ jährlich. Doch im Herbst 1991 sprangen die Zahlen auf ein völlig neues Niveau: Allein im September 1991, in den die tagelangen und medial intensiv verfolgten Ausschreitungen im sächsischen Hoyerswerda fielen, waren es 314, im Oktober dann 961 fremdenfeindliche Straftaten. Am Ende des Jahres hatte sich die Zahl aus dem Vorjahr 1990 auf 2.427 Fälle im Jahre 1991 fast verzehnfacht. Die begonnene Entwicklung setzte sich fort: 1993 wies die Statistik 6.336 fremdenfeindliche Straftaten aus, 1994 dann 6.721. Erst danach sanken die Zahlen wieder, ohne dabei jemals auf das Niveau von 1990 zurückzugehen. Rassistische Gewalt war im Herbst 1991 alltäglich geworden.
„Hünxe“ als Chiffre und Ereignis

Titelseite der Bild-Zeitung am 4. Oktober 1991; Quelle: privat
In diesem Kontext der Gewalt fand „Hünxe“ besondere mediale Aufmerksamkeit: „Hünxe – Asylantenkind (8) angezündet. Schande!“ titelte etwa die BILD am 4. Oktober 1991, die den Brandanschlag in den kommenden vier Tagen noch drei Mal auf die Titelseite setzte. Nicht nur der Boulevard, auch Qualitätszeitungen, Radio und Fernsehen berichteten aus Hünxe und vom Prozess gegen die drei jugendlichen Täter, die rasch ermittelt werden konnten. Im Januar 1993 strahlte die ARD eine noch immer sehr sehenswerte Dokumentation über den Hünxer Brandanschlag und dessen Folgen aus. Mit den vielen Medienberichten wurde „Hünxe“ in den frühen 1990er Jahren zu einer Chiffre für „ausländerfeindliche Gewalt“, die bis heute aufgerufen wird: „Hünxe, Solingen, Halle und jetzt Hanau“, eröffnete der Hanauer Anzeiger im Frühjahr dieses Jahres seinen Kommentar zum Terroranschlag in der hessischen Kleinstadt.
Hinter dieser Chiffre ist die Geschichte des Brandanschlages weitgehend verschwunden. Dabei sind im Rückblick die Gründe dafür, dass im Herbst 1991 gerade der Anschlag in Hünxe in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückte, aufschlussreich. Mit Hünxe erhielten die Opfer der fremdenfeindlichen Gewalt in den frühen 1990er Jahren zum ersten Mal ein öffentliches Gesicht: Einer der drei Molotowcocktails, die die Täter auf das Flüchtlingsheim geschleudert hatten, war im Kinderzimmer einer libanesischen Flüchtlingsfamilie explodiert und hatte dort vier Kinder im Schlaf überrascht. Zwei Mädchen im Alter von acht und fünf Jahren erlitten schwerste Verbrennungen. Vor allem das ältere Mädchen, dessen Haut zu 80 Prozent verbrannt war, kämpfte tagelang um ihr Leben. Die Bilder des ausgebrannten Kinderzimmers und vor allem der schwerverbrannten Kinder brachten etwas Neues in die Berichterstattung über die rechte Gewalt der frühen 1990er Jahre, in der bis dahin vor allem die Täter und ihre Beweggründe im Mittelpunkt gestanden hatten. Ihre Opfer waren bislang kaum zu Wort gekommen, fanden aber nun am Beispiel der jungen Mädchen große Aufmerksamkeit: Kinder und Erwachsene aus ganz Deutschland schickten Briefe an die beiden Mädchen, in denen sie ihre Bestürzung ausdrückten oder versuchten, Trost zu spenden. Und Journalist:innen fragten immer wieder und auch noch Jahre später danach, wie es den Opfern von Hünxe ergangen war. Sie ließen die Mädchen von ihren Erlebnissen und den Auswirkungen erzählen, die der Anschlag auf ihr Leben hatte. Die beiden Kinder gehörten damit zu den ersten migrantischen Stimmen, die im öffentlichen Diskurs zur rechten Gewalt Gehör fanden.

Der Vater der beiden verletzten Mädchen in dem ausgebrannten Kinderzimmer, Ausschnitt aus der Bildzeitung vom 6.10.1991; Quelle: privat
Zugleich fand „Hünxe“ aber auch deshalb so große mediale Aufmerksamkeit, weil sich der Brandanschlag als Argument im politischen Streit um die Ursachen der rechten Gewaltwelle am Beginn der 1990er Jahre gebrauchen ließ. Angesichts zahlreicher rechtsextremer Vorfälle in den „neuen Ländern“ war in der öffentlichen Diskussion schnell die These aufgekommen, bei der rassistischen Gewalt handle es sich vornehmlich um ein Erbe des realexistierenden Sozialismus. Statt als Problem des gegenwärtigen Vereinigungsprozesses wurde sie damit als Überbleibsel einer gerade überwundenen Vergangenheit begriffen, wenn auch diese Deutung hoch umstritten war. Ihren Kritikern lieferte Hünxe ein wichtiges Beispiel dafür, dass die neue rassistische Gewalt kaum der DDR in die Schuhe geschoben werden konnte. Die drei Täter, 18 und 19 Jahre alt, waren in dem Dorf aufgewachsen. Ihre rechtsextreme Gesinnung war allgemein bekannt gewesen, aber weitgehend ignoriert worden, wie Journalisten nun recherchierten. Zudem hatte der Hünxer Gemeinderat nur Tage vor dem Brandanschlag auf Initiative der CDU-Fraktion eine gemeinsame Resolution verabschiedet, die sich gegen den Missbrauch des Asylrechts richtete und von Bundes- und nordrhein-westfälischer Landesregierung eine „konsequente Abschiebepraxis“ gegenüber „reinen Wirtschaftsflüchtlingen“ forderte. Dahinter stand eine koordinierte Kampagne der CDU, deren Generalsekretär im September 1991 per Rundschreiben alle Kommunalpolitiker seiner Partei auffordert hatte, die „Asylpolitik zum Thema“ zu machen, um mit dem Unmut der Bevölkerung die SPD herauszufordern. Die bereits viel debattierte Frage, ob nicht eigentlich vor allem die bereits seit Sommer 1990 laufende „Asyldebatte“, die der Historiker Ulrich Herbert einmal als eine der „schärfsten, polemischsten und folgenreichsten innenpolitischen Auseinandersetzungen der deutschen Nachkriegsgeschichte“ bezeichnet hat, die rassistische Gewalt hervorbrachte, gewann so mit Hünxe noch einmal an Brisanz – und damit auch die Frage, ob es nicht doch der Vereinigungsprozess selbst war, der die Welle der Gewalt gegen „Asylanten“ und „Ausländer“ am Beginn der 1990er Jahre antrieb.
Ein anderer „Tag der deutschen Einheit“
Dieser komplexe Zusammenhang zwischen rechter Gewalt und der deutschen Wiedervereinigung ist noch lange nicht historisch aufgearbeitet. Aber im Rückblick ist unübersehbar, dass die Frage nach der „Einheit der Deutschen“ in den frühen 1990er Jahren nicht nur mit Blick auf „Ossis“ und „Wessis“ geklärt wurde. Das geeinte Deutschland wurde auch in der Abgrenzung „nach außen“ entworfen: Mit der Verschärfung des Asylrechtes im Mai 1993, die am Ende der polemischen Debatte um Flüchtlinge und „Ausländer“ stand und die Bundesrepublik gegen jene Migrationsbewegungen abschottete, die die Maueröffnung am 9. November 1989 angestoßen hatte oder die durch sie möglich geworden waren. Und mit der massiven Gewalt, die die Zugehörigkeit auch jener „Ausländer“ zum geeinten Deutschland bestritt, die bereits hier lebten. Auch in der Wiedervereinigung zeigte sich der ambivalente Charakter der Idee vom „geeinten Volk“, die in den 1990er Jahren weiterhin Demokratisierung und Partizipation ebenso einschloss wie Ausgrenzung und Gewalt.
Es ist wichtig, dass dieser Zusammenhang seit einigen Jahren aus der Zivilgesellschaft heraus mehr Aufmerksamkeit findet: in dem neuen Buch Erinnern stören, das migrantischen und jüdischen Erinnerungen an die Wende Raum gibt, oder in neuen Gedenktafeln an rassistische Anschläge und Übergriffe, deren Anzahl seit einiger Zeit deutlich wächst. Offen ist hingegen die Frage, welchen Stellenwert diese Erfahrungen und Ereignisse in der offiziellen Erinnerungspolitik der Bundesrepublik einnehmen sollen. Wäre es nicht eine Idee, den „Tag der deutschen Einheit“ im kommenden Jahr als dezentrale Veranstaltung, als Feiertag und als Gedenktag, in Hünxe und den anderen Orten auszutragen, an denen sich Übergriffe und Anschläge vom 3. Oktober 1991 dann zum dreißigsten Mal jähren werden? Um dem Erschrecken über aktuelle rassistische Anschläge, über Hanau und Halle etwa, mehr Geschichtsbewusstsein zu verleihen, braucht es keine „neuen Jahrestage“. Nötig ist allein, die Aufmerksamkeit auf die komplexere Geschichte der deutschen Wiedervereinigung zu lenken und auch den anderen, vor allem migrantischen Erinnerungen an Gewalt und Rassismus Raum zu geben, die sich auch mit ihr verknüpfen. Der 3. Oktober wäre so nicht mehr jener „ausschließliche Tag der Freude“ über das Zusammengehen von Ost und West, den sich Helmut Kohl gewünscht hat. Aber er wäre ein Nationalfeiertag, an dem jene Gesellschaft der Einheit in Vielfalt gefeiert würde, die dieses Land ausmacht.