Der Franc CFA, die Währung der ehemals französischen Kolonien in Afrika, steht seit Jahren in der Kritik. Seine Abschaffung steht bevor, eine neue gemeinsame Währung soll ihn ablösen. Doch ändern sich dadurch auch die postkolonialen Abhängigkeitsverhältnisse? Ein Blick in die aktuellen Debatten.

  • Robin Frisch

    Robin Frisch promoviert zur Währungsgeschichte Westafrikas mit einem Fokus auf die Kritik am Franc CFA. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte Afrikas an der Universität Bayreuth.

Auch 60 Jahre nach der Unab­hän­gig­keit ist Frank­reichs domi­nante Rolle in den ehema­ligen afri­ka­ni­schen Kolo­nien unüber­sehbar. Konzerne wie Total Bolloré, Orange und Castel BGI beherr­schen den Öl- und den Bausektor sowie die Tele­kom­mu­ni­ka­tion und Geträn­ke­pro­duk­tion. Die ökono­mi­schen, mili­tä­ri­schen und kultu­rellen Bezie­hungen mit den ehema­ligen Kolo­nien sind durch profi­table Abkommen, soge­nannte accords de coopé­ra­tion, gere­gelt.

Aktuell steht vor allem die Währungs­ko­ope­ra­tion im Rahmen des Franc CFA in der Kritik. Das Fort­be­stehen dieser kolo­nialen Insti­tu­tion, die kurz nach dem Zweiten Welt­krieg ins Leben gerufen wurde, stößt beson­ders in West­afrika auf große Kritik. Der Ökonom Ndongo Samba Sylly und die Jour­na­listin Fanny Pigeaud bezeichnen den Franc CFA als eine „unsicht­bare Waffe der Fran­çafrique“. Als die fran­zö­si­sche Regie­rungs­spre­cherin Sibeth Ndiaye im Mai 2020 das Ende des Franc CFA verkün­dete, passten die Medi­en­bilder in Macrons Symbol­po­litik. Denn Ndiaye ist eine Poli­ti­kerin mit west­afri­ka­ni­scher Herkunft, in Dakar geboren, wo Ende des 19. Jahr­hun­derts die erste fran­zö­si­sche Kolo­ni­al­bank (BAO) stand und sich auch heute noch die Zentral­bank der west­afri­ka­ni­schen Wirt­schafts­union (BCEAO) befindet.

Was steckt hinter der Abschaf­fung des CFA – und warum gibt es ihn noch?

Die acht Länder der West­afri­ka­ni­schen Währungs­union dürfen fortan den Namen ihrer Währung in ECO wech­seln und müssen ihre Währungs­re­serven nicht mehr in der Banque de France depo­nieren. Die so elemen­tare Kopp­lung der Währung an den Euro wird jedoch bestehen bleiben. Bereits im Dezember 2019 hat der fran­zö­si­sche Präsi­dent bei einem Treffen mit seinem ivori­schen Amts­kol­legen Ouat­tara signa­li­siert, dass er einer Reform des Franc CFA nicht im Weg stehen werde. Er verstehe, so Macron, dass der Franc CFA inzwi­schen als ein „Über­rest der Fran­çafrique“ empfunden werde, auch wenn die Aner­ken­nung der engen Bindung an Frank­reich in den 1960er Jahren noch eine Freund­schafts­er­klä­rung des ivori­schen Präsi­denten Félix Houphouët-Boigny an Charles De Gaulle gewesen ist. Seit den 1990er Jahren wurde Fran­çafrique hingegen zu einem akti­vis­ti­schen Slogan gegen den fran­zö­si­schen Neokolonialismus.

Sylvanus Olympio, erster Präsi­dent von Togo; Quelle: savoirs.rfi.fr

Viele Präsi­denten der neuen unab­hän­gigen Staaten in West­afrika haben sich in den 1960er Jahren für eine eigene natio­nale Währung und eigene Zentral­banken einge­setzt: Sékou Touré in Guinea, Modibo Keïta in Mali und Sylvanus Olympio in Togo. Olym­pios Pläne, am west­deut­schen libe­ralen Modell orien­tiert, wurden nie imple­men­tiert, doch über­ra­schen­der­weise ähnelt die aktu­elle Reform stark seinem ursprüng­li­chen Vorhaben zur Einfüh­rung einer natio­nalen Währung. Er versuchte ähnlich wie einige west­afri­ka­ni­sche Poli­tiker heute, Währungs­be­zie­hungen zu anderen stabilen Währungen aufzu­bauen. Beraten wurde Olympio dabei von einem deut­schen VWL-Professor. Die Regie­rung der Bundes­re­pu­blik wollte sich jedoch nicht zu sehr in Frank­reichs Einfluss­zone in West­afrika einmi­schen. Die deut­sche Bundes­bank und das Finanz­mi­nis­te­rium lehnten eine Währungs­ko­ope­ra­tion mit Togo ab. Kurz nachdem Olympio, der für seine BRD-freundliche Politik bekannt war, den fran­zö­si­schen Plan für die Franc-Zone ablehnte, starb er 1963 infolge eines Atten­tats. Der von der fran­zö­si­schen Regie­rung unter­stütze Nach­folger Nicolas Grunitzky unter­schrieb die Pläne kurz darauf.

25 Francs CFA, 1957; Quelle: coinshome.net

Frank­reich hat über Jahr­zehnte ein Netz­werk aus loyalen Eliten in West­afrika geför­dert. Der Franc CFA war dabei ein Schlüs­sel­ele­ment, indem er die Handels­be­zie­hungen zwischen der Franc-Zone und Frank­reich erleich­terte. Fran­zö­si­sche Unter­nehmen konnten aufgrund der Kopp­lung an den Franc und des damit einher­ge­henden über­be­wer­teten Wech­sel­kurses leichter Produkte in die Region expor­tieren. Die Franc-Zone wurde so zu einem profi­ta­blen Absatz­markt. Der Franc CFA ist zugleich eines der sicht­barsten Symbole des fran­zö­si­schen Kolo­nia­lismus. Für den Wirt­schafts­wis­sen­schaftler Tala­didia Thiom­biano aus Burkina Faso steht fest, dass Frank­reich auch nach der Einfüh­rung der neuen Währung ECO tonan­ge­bend sein wird, weil die Währung weiterhin an den Euro gekop­pelt ist. Für viele Intel­lek­tu­elle in West­afrika ist die Reform alles andere als ein histo­ri­scher Schritt. Cheikh Tidiane Dieye etwa kriti­siert die Reform als einen „poli­ti­schen Betrug“, denn sie verhin­dere die Entste­hung einer auto­nomen regio­nalen Währungs­union und verschärfe Span­nungen zwischen den ehema­ligen briti­schen und fran­zö­si­schen Kolonien.

Auch ist der ECO nicht so neu wie er scheint, denn er wurde bereits seit 1997 geplant. Dies aller­dings nicht unter fran­zö­si­scher Feder­füh­rung, sondern vor allem von den nicht-Franc CFA Ländern Ghana, Nigeria, Guinea, Gambia, Sierra Leone und Liberia, die über diese Insti­tu­tion ihre Währungs­pro­bleme lösen und den regio­nalen Handel fördern wollten. Doch anstatt eine Gemein­schafts­wäh­rung von 15 Staaten zu werden, wird nun wohl erst einmal der ECO für die acht Länder der Franc Zone eingeführt.

In aktu­ellen Debatten um die Geschichte und Gegen­wart der Währung zeigen sich drei große Span­nungs­felder: Erstens das kolo­niale Erbe, zwei­tens ein geopo­li­ti­sches Problem, das sich durch natio­na­lis­ti­sche bzw. regional orien­tierte Diskurse ausdrückt, und drit­tens schließ­lich eine immer wieder auftre­tende Debatte zwischen Protek­tio­nismus und Liberalismus.

Das kolo­niale Erbe

Hervé Youmbi; Quelle: icicameroun.com

Seit 2017 kam es im Rahmen der Bewe­gung „Urgences panaf­ri­ca­nistes“ in vielen afri­ka­ni­schen und euro­päi­schen Städten zu Demons­tra­tionen gegen den Franc CFA. Die afri­ka­ni­schen Staats­chefs und Fran­çois Hollande erklärten noch Anfang 2017 bei einem Treffen in Bamako, dass die Währung beibe­halten werden sollte, da sie ein Stabi­li­täts­anker und Wachs­tums­in­stru­ment sei. Kurz darauf verbrannte der Akti­vist Kémi Séba einen 5.000 F CFA Schein (ca. 8€) in Dakar. Er wurde von der Zentral­bank verklagt und von der sene­ga­le­si­schen Justiz des Landes verwiesen. Dem Medi­en­echo und der Mobi­li­sie­rung auf den Straßen hatte diese Reak­tionen jedoch nicht geschadet. Seitdem gab es zahl­reiche Initia­tiven gegen die unge­liebte Währung – darunter auch weitere Kunst­ak­tionen wie die des kame­ru­ni­schen Künst­lers Hervé Youmbi, der eine fiktive panafri­ka­ni­sche Währung, den „Afro“ mit afri­ka­ni­schen Persön­lich­keiten, erfand.

Felwine Sarr, 2017; Quelle: frenchculture.org

Der Ökonom Felwine Sarr hingegen warnt davor, zu viel Bedeu­tung in den Franc CFA zu phan­ta­sieren. Eine (neue) Währung sei zwar ein wich­tiges finanz­po­li­ti­sches Instru­ment, aller­dings kein Allheil­mittel. Zudem sei der Franc CFA bereits seit langer Zeit eine souve­räne Währung und über die Jahr­zehnte habe der Einfluss Frank­reichs abge­nommen. Seit den 1960er Jahren hat sich die Archi­tektur der Franc-Zone gewan­delt. In den 1970ern wurden Zentral­banken in Dakar und Yaoundé instal­liert und die fran­zö­si­sche Vertre­tung hat sich nach und nach aus den Gremien zurück­ge­zogen. Dennoch ist Paris der Dreh- und Angel­punkt der Franc-Zone geblieben. Wich­tiger sei es nun, so Sarr, das unvor­teil­hafte Koope­ra­ti­ons­ab­kommen mit Frank­reich aufzu­lösen. Dennoch spricht er sich eben­falls für eine Gemein­schafts­wäh­rung aller Staaten der West­afri­ka­ni­schen Wirt­schafts­ge­mein­schaft aus, da so eine proak­tive Währungs­po­litik möglich wäre.

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Schon die frühere Bezeich­nung Franc des Colo­nies Fran­çaises d’Afrique – heute heißt die Währung Franc de la Commun­auté Finan­cière d’Afrique – verweist auf die kolo­niale Herkunft der Währung. Viel tief­grei­fender war jedoch die Kolo­ni­sie­rung des lokal kursie­renden Geldes, die mit der Verbrei­tung eines einheit­li­chen Zahlungs­mit­tels verbunden war. Im frühen 20. Jahr­hun­dert haben die euro­päi­schen Mächte Deutsch­land, Frank­reich und Groß­bri­tan­nien in West­afrika nicht nur versucht, die Kolo­nien durch Steuern ertrag­rei­cher zu machen, sondern auch die Wech­sel­kosten durch die Einfüh­rung der impe­rialen Währungen zu redu­zieren. Dies erfor­derte die Zentra­li­sie­rung und Verein­heit­li­chung von Geld.

Die impe­riale Mone­ti­sie­rung in der fran­zö­si­schen Einfluss­zone war aller­dings alles andere als eine Erfolgs­ge­schichte, und lässt sich nicht mit einem linearen Modell vom tradi­tio­nellen Tausch­handel zur modernen Geld­wirt­schaft zusam­men­fassen. Die Idee von der fran­zö­si­schen Kolo­ni­al­wäh­rung als zivi­li­sa­to­ri­scher Errun­gen­schaft blieb Teil einer Kolo­ni­al­pro­pa­ganda, welche die Viel­zahl und Komple­xität vorko­lo­nialer Währungen igno­rierte. Zudem hatten Tausch­handel und Geld­wirt­schaft immer neben­ein­ander exis­tiert. Bis Mitte des 20. Jahr­hun­dert wurden auch Währungen wie die impor­tierten Kauri-Muscheln oder auch Eisen­stäbe und Manilas, also Eisen­ringen, komple­mentär zu den mangel­haft einge­führten euro­päi­schen Münzen und Scheinen verwendet.

Das geopo­li­ti­sche Problem

Eine gemein­same Währung und die Abkopp­lung von Frank­reich könnten zu einer Stär­kung der Region führen, zugleich aber stehen natio­nale Beson­der­heiten und Inter­essen einer abge­stimmten Wirtschafts- und Währungs­po­litik weiterhin entgegen. Noch fehlt eine nuan­cierte Debatte über die Vorteile und Nach­teile der Währungs­ge­mein­schaft für einzelne Länder und nur wenige Analysen gehen über­haupt auf die Viel­sei­tig­keit und Diver­genzen der verschie­denen Länder West­afrikas ein.

Ein Land, das in der Debatte um den Franc CFA selten auftaucht, ist Guinea-Bissau, eine ehema­lige portu­gie­si­sche Kolonie, seit 1997 Teil der Franc-Zone. Hier wird deut­lich, dass es nicht mehr nur um fran­zö­si­sche Inter­essen geht. Die Exporte in das west­afri­ka­ni­sche Land sind so profi­tabel für portu­gie­si­sche Unter­nehmen, dass sogar Mine­ral­wasser in Flaschen aus der ehema­ligen Metro­pole impor­tiert wird. Inso­fern sind es nicht nur fran­zö­si­sche Unter­nehmen, die von dem real über­be­wer­teten Franc CFA profi­tieren, sondern im Grunde alle stär­keren und export­ori­en­tierten Volks­wirt­schaften. Importe aus China und Europa sind meist güns­tiger als lokal produ­zierte Waren, da der starke Wech­sel­kurs des Euros sich direkt auf den Franc CFA auswirkt. Ob kleine Länder wie Guinea-Bissau mit einer eigenen Währung ökono­misch stabiler wären, ist unklar. Fest steht, dass die Kopp­lung an den Euro die lokale Produk­tion hemmt.

Warum sollten Staaten, die fast keinerlei ökono­mi­sche Bezie­hungen zuein­ander haben, wie zum Beispiel Guinea-Bissau und Nigeria, eine gemein­same Währung benutzen? Statt einer gemein­samen regio­nalen Währungs­po­litik könnte es mehr natio­nale Allein­gänge geben, wie das Beispiel Nigeria zeigt, das wirtschafts- und bevöl­ke­rungs­stärkste Land der Region, von dem ganz maßgeb­lich die Einfüh­rung einer gemein­samen Währung für ganz West­afrika abhängt. Letztes Jahr hatte Nigeria die Grenzen für mehrere Monate geschlossen, um die heimi­sche Wirt­schaft zu schützen. Dies konnte sich Präsi­dent Buhari erlauben, weil Nigeria nicht von den Nach­bar­län­dern abhängig ist, sondern vom trans­kon­ti­nen­talen Handel mit den USA, China und Europa. Verlierer dieser Maßnahmen waren vor allem die Nach­bar­länder aus der Franc-Zone. Von einer abge­stimmten Wirt­schafts­po­litik, die in einer Währungs­union notwendig ist, war diese Politik weit entfernt.

Zwischen Protek­tio­nismus und Liberalismus

In den 1960er Jahren, vor dem Hinter­grund des Kalten Krieges, haben ameri­ka­ni­sche und west­deut­sche Berater für die Einrich­tungen von unab­hän­gigen Noten­banken mit wenig Regie­rungs­kon­trolle geworben. Das ameri­ka­ni­sche Modell der Federal Reserve Bank mit privaten Anteils­eig­nern und großer Unab­hän­gig­keit von der Regie­rung ermög­lichte eine flexible Geld­po­litik. Die Franc Zone wurde insti­tu­tio­nell und ideo­lo­gisch anders geformt, da sie nicht mit dem Ziel des Wirt­schafts­wachs­tums gegründet wurde, sondern mit dem Ziel der Wech­sel­kurs­sta­bi­lität. Der stabile Wech­sel­kurs schuf einen profi­ta­blen Absatzmarkt.

Kako Nubukpo; Quelle: togotribune.com

So bezeich­nete der Ökonom Kako Nubukpo den Franc CFA als Währung der post­ko­lo­nialen Eliten, da die Kopp­lung an den Euro das Import-Export-Gewerbe fördert, und sieht ein zentrales Problem der Währungs­union in der schwa­chen Zentral­bank. Wenn der Euro stark ist, ist der Franc CFA stark, jedoch zum Nach­teil einer proak­tiven Geld­po­litik. Seit den Struk­tur­an­pas­sungs­pro­grammen in den 1980ern konnten die Regie­rungen noch weniger wachs­tums­för­dernde Politik betreiben, da nun die Redu­zie­rung der Staats­aus­gaben Prio­rität hatte. In den Berichten des IWF Anfang der 1990er Jahre tauchte denn auch eine harsche Kritik an der Franc-Zone auf. Sie sei zu protek­tio­nis­tisch und verhin­dere die Anpas­sung des Wech­sel­kurses an die realen Verhält­nisse. 

Aktuell wird die Währungs­po­litik in Dakar, Abidjan oder Yaoundé von orthodox geschulten Makroökonom:innen domi­niert. Die Analysen, Indi­ka­toren und Konver­genz­kri­te­rien beruhen meis­tens auf Erfah­rungen der Euro­zone. Das vorherr­schende Inte­gra­ti­ons­mo­dell in West­afrika ist die Euro­päi­sche Union. Es gilt hier, die Fehler bei der Inte­gra­tion von ungleich starken Volks­wirt­schaften (z.B. Nigeria und Guinea-Bissau) zu vermeiden.

Geld­po­li­ti­sche Inno­va­tionen auf der Straße

Mobile Wech­sel­stube; Quelle: zoom-eco.net

Die Geld­po­litik wird nicht nur von Zentral­banken, ob unab­hängig oder von Frank­reich kontrol­liert, fest­ge­legt. Es gibt eine „Geld­po­litik von unten“, wie sie sich zum Beispiel auf den Straßen von Lomé beob­achten lässt. Wer in Togos Haupt­stadt Geld wech­seln möchte, geht nicht in die Bank, sondern vor die Bank. Auf dem sehr geschäf­tigen zentralen Markt, umrahmt von unab­läs­sigem Motor­rad­hu­pen­lärm, arbeiten die Monna­y­eurs, die inter­na­tio­nalen Geld­wechsler. Unter einem kleinen Sonnen­schirm auf einem Plas­tik­stuhl wippend, mit einem Taschen­rechner und einem dicken Geld­bündel ausge­rüstet wartet Komlan Atalan. Er präsen­tiert die verschie­denen Währungen auf seinem impro­vi­sierten, hölzernen Geld­wech­sel­tisch: engli­sche Pounds, Dollars aus Kanada und den USA, chine­si­sche Yuan, Cedi aus dem Nach­bar­land Ghana und Naira-Scheine aus Nigeria. Der Devi­sen­handel ist hier ein profi­ta­bles Geschäft, weil die Stadt dank eines Tief­see­ha­fens ein Dreh­kreuz für den Handel in der ganzen Region ist.

In Togo wech­seln selbst die Banken ihr Geld auf der Straße. Das Geld­wech­sel­ge­schäft ebenso wie selbst­or­ga­ni­sierte kollek­tive Spar- und Kredit­gruppen sind prag­ma­ti­sche und krea­tive Aneig­nungen der Geld­po­litik „von oben“. Menschen aus den verschie­densten Milieus und Berufs­fel­dern sparen hier Geld, etwa für den Bau eines Hauses oder den Kauf eines Motor­rads, an. Alle Mitglieder zahlen regel­mäßig einen fest­ge­legten Betrag in die Kasse ein und wenn eine größere Erwer­bung ansteht, wird das gemeinsam ange­sparte Guthaben ausge­schüttet. Nach der nächsten Spar­pe­riode profi­tiert dann eine andere Familie bzw. ein anderes Mitglied der Gruppe. Ein Kredit bei einer staat­li­chen oder privaten Bank ist hingegen aufgrund des hohen Zinses sehr unat­traktiv. Solche Insti­tu­tionen zeigen Stra­te­gien, mit der Domi­nanz der entfernten poli­ti­schen und ökono­mi­schen Netz­werke umzu­gehen. Auch wenn die inter­na­tio­nale Währungs­po­litik immer Rück­wir­kungen auf das Lokale hat, lohnt es sich, den Blick auf die Inno­va­tionen und Reak­tionen auf den Straßen zu richten.