Zur Hochzeit des Dritte-Welt-Internationalismus der 1960er Jahre prangte in vielen Schüler- und Studierendenbuden ein Konterfei von Ernesto „Che“ Guevara, vor allem die nachbearbeitete Aufnahme von Alberto Korda, die den Guerillero in heroischer Pose zeigt. An diese Idolisierung erinnert die ikonische Darstellung eines anderen Stadtguerilleros aus den 1950er Jahren, Ali Ammar. Sein aus einem Steckbrief abgezogenes Konterfei führen junge Algerier*innen heute oft bei den Freitagsdemonstrationen des 2019 aufgeflammten Hirak (arab. für „Bewegung“) mit sich. So heißt der Massenaufstand gegen das Regime in Algier, der im Februar 2019 einsetzte, durch die Pandemie unterbrochen und Februar 2021 in ungebrochener Vehemenz wieder aufgenommen wurde.
Das ursprüngliche Ziel der „Bewegung“, eine fünfte Kandidatur des amtierenden Staatspräsidenten Abdelaziz Bouteflika zu verhindern, wurde mit dem Verzicht und Rücktritt des schwerkranken Bouteflika zwar erreicht, doch damit war es nicht getan. Nicht mehr nur junge Leute demonstrierten weiter Freitag für Freitag auf den Straßen Algeriens für eine umfassende Reform des politischen Systems, das vom algerischen Militär dominiert war (und ist). Die Machtelite herrscht seit der Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich 1962 und bezieht ihre Legitimation aus dem Befreiungskampf des Front de Libération Nationale (FLN), der vom 1. November 1954 bis zur Unabhängigkeit des Landes im Juli 1962 dauerte.
Man kann diese von allen Bevölkerungsteilen getragene Protestbewegung als verspätete Welle des „arabischen Frühlings“ ansehen; doch eigentlich steht sie in der Kontinuität einer frühen Protestwelle 1988, die den Aufständen in anderen arabischen Ländern vorangegangen war, in einen blutigen Krieg zwischen Armee und islamistischen Aufständischen mündete und hunderttausend Opfer forderte. Auch deswegen geht der Hirak bei aller Entschlossenheit behutsam vor und deklariert sich als „silmiya“ (friedlich) und „handeriyya“ (zivilisiert). Islamistische Gruppierungen spielen keine sichtbare Rolle bei diesem demokratischen, bewusst führerlos gebliebenen Massenprotest, der auch Forderungen der berberischen Bevölkerung einschließt und sich vom Regime weder vereinnahmen noch spalten ließ. Nach der Verhängung der Corona-Ausgangssperre im März 2020 verlagerte sich der Protest in die sozialen Medien und es kam zu Verhaftungen einzelner Aktivisten; zugleich geriet das Regime weiter in die Defensive und stellte Reformen und eine neue Verfassung in Aussicht.
Seit Februar 2021 marschieren erneut Zigtausende, die weiterhin auf Gewaltlosigkeit beharren und den kollektiven Rückzug der alten FLN- und Militärelite verlangen, die als „Mumien“ bezeichnet werden. Dieses Ancien Régime bezog seine historische Legitimation aus eben jenem Befreiungskrieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, für den auch Ali Ammar als Märtyrer einsteht. Dieser, besser bekannt als „Ali La Pointe“, wurde im Oktober 1957 von französischen Spezialeinheiten in seinem Versteck in der Altstadt (Kasbah) von Algier in die Luft gesprengt; ob dem ein Verrat seiner Mitstreiter vorausgegangen war, ist bis heute umstritten und ungeklärt.
Alis kriminelle Vergangenheit
Warum aber halten fast 60 Jahre nach der Unabhängigkeit des Landes junge Algerier*innen das Bild eines FLN-Kämpfers hoch? Drei Viertel der Algerier*innen waren 1962 noch gar nicht geboren – warum tragen sie die algerische Nationalflagge aus dem Schrank ihrer Großeltern nun wie eine Reliquie auf die Strassen, warum singen sie voller Inbrunst die Nationalhymne? Und warum kann man – wie seinerzeit Che Guevara-Poster – heute T-Shirts mit dem Konterfei von Ali la Pointe erwerben, die zur Bezeugung einer solidarischen Haltung mit dem Slogan „Hirak ist zurück“ versehen sind? Wer oder was ist hier überhaupt „zurück“?

„Fanartikel“, Quelle: www.redbubble.com
Um diesen langen historischen Sprung von 1957 in die Gegenwart zu verstehen, muss man zunächst bis in die 1830er Jahre zurückgehen, als französische Truppen die damalige osmanische Provinz in Nordafrika eroberten. In der alten Römerstadt Miliana organisierte Emir Abdelkader, der heute als Urvater der algerischen Nation verehrt wird, den ersten Widerstand gegen französische Siedler und Soldaten und errichtete ein kurzlebiges Kalifat. 1844 legten französische Soldaten die Stadt in Schutt und Asche, doch brandeten lokale Aufstände in der Mittelgebirgsregion südwestlich von Algier immer wieder auf. In diesem Miliana wurde im Jahr 1930 Ali Ammar als jüngster Sohn einer bitterarmen Familie geboren, im Viertel Pointe des Blagueurs (Ecke der Spötter), dem er wohl seinen Spitznamen verdankte. Für den Besuch der Schule reichte das Geld nicht; Ali stahl, prügelte sich und wanderte mit 13 erstmals hinter Gitter. Man schickte ihn als Maurerlehrling nach Algier, wo er dann als Trickbetrüger und Zuhälter den Ruf eines „petit caïd“ erwarb, eines Nachwuchsganoven im tiefkriminellen Milieu der Altstadt. Als Ali wegen Widerstandes gegen die Polizei, Raub und versuchtem Mord eine zweijährige Haftstrafe im berüchtigten Gefängnis Barberousse verbüßte, nahmen Angehörige des Front de Libération Nationale mit ihm Kontakt auf, jener dezentral in Algerien und Frankreich agierenden Nationalbewegung, die am 1. November 1954 zum bewaffneten Guerillakampf übergegangen war. Viele Kader stammten aus ähnlich delinquentem Milieu, und mit Ali trat nun ein guter Teil der Halbwelt Algiers mit in die Dienste des FLN. Sein Boss war der kaum ältere Yacef Saâdi, und Ali wurde bald dessen rechte Hand, die bedenkenlos vermeintliche und tatsächliche Spitzel und Verräter aus dem Weg räumte. Eine solche Verbindung von revolutionärer Bewegung und krimineller Halbwelt war an sich nichts Außergewöhnliches. Die Geschichte (vor)revolutionärer Bewegungen lehrt, dass sie immer wieder delinquente Protagonisten anzogen, die auf ihre Weise gegen die Obrigkeit kämpften, und das revolutionäre Milieu gelegentlich eine temporäre Symbiose mit dem kriminellen Milieu einging. Die Aktivität des FLN begann mit einem Banküberfall des späteren Staatspräsidenten Ahmed Ben Bella und Komplizen auf die Hauptpost von Oran im April 1947. Das erinnert an anarchistische Gruppen wie die französische „Bonnot-Bande“ in den 1910er Jahren ebenso wie an die frühen Bolschewiki im Kaukasus. Auch später noch gab es eine Stilisierung von „Bambule“-Delinquenten zur Avantgarde von Rebellion in den Schriften der „Rote Armee Fraktion“ (RAF) der frühen 1970er Jahre.

Von links nach rechts, hintere Reihe: Djamila Bouhired, Yacef Saâdi, Hassiba Ben Bouali. Vorne: Samia Lakhdari, Petit Omar, Ali la Pointe mit einem Gewehr und Zohra Drif. Quelle: Wikipedia
Dasselbe gilt nun eben auch für die hier auf dem Bild zu sehende Bombenleger-Gruppe um Yacef Saâdi (mit beachtlich hohem Frauenanteil). Mit Terror gegen Zivilisten wie Sicherheitskräfte trug sie den bis dahin überwiegend auf dem Land geführten Kampf in die Hauptstadt, wo 1957 die „Schlacht um Algier“ begann, mit aller nur denkbaren Härte und schmutziger Kriegsführung auf beiden Seiten. Die französischen Fallschirmjäger-Eliteeinheiten unter dem Kommando von General Jacques Massu machten beim Durchkämmen der Häuser keine Gefangenen, die auf eigene Rechnung vorgehenden Bombenleger kannten ebenso wenig Gnade im Straßen- oder besser Gassenkampf.
Warum ist Ali heute ein Held?
Angesichts der kriminellen Vergangenheit Alis und seiner überaus gewalttätigen revolutionären Praxis drängt sich die Frage auf, wieso der heutige Hirak, der sich ausdrücklich als „friedlich“ und „zivilisiert“ bezeichnet, Ali zu einem Helden macht. Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach, und sie beginnt damit, dass Ali in Algerien schon lange als Held der Revolution gefeiert wird. In Miliana steht an einem nach ihm benannten Platz eine Statue Ali Ammars, den der FLN nach der Unabhängigkeit 1962 in den Status eines Märtyrers der Revolution erhoben hatte.

„Die Schlacht um Algier“, I 1966, Gillo Pontecorvo, Jean Martin, Yacef Saadi, Brahim Hadjadj, Quelle: babylonberlin.eu
Dazu kommt, dass die herausgehobene Ikonizität des Ali La Pointe nicht zuletzt auf einer filmischen Re-Inszenierung der „Battaglia di Algeri“ in der italienisch-algerischen Doku-Fiktion von 1966 beruht, die niemand Geringerer als der überlebende Yacef Saâdi auf den Weg gebracht hatte. Regisseur Gillo Pontecorvo, journalistisch geschult, drehte faktengetreu in „veristischer“ Kameraführung an Originalschauplätzen der Kasbah. Der Terror und die Verbrechen beider Seiten werden ausgewogen dargestellt, und so entstand kein Propagandastreifen, sondern ein bis heute herausragender Film, der 1966 den Goldenen Löwen in Venedig gewann. In Frankreich war er lange verboten, gegen ihn lief vor allem die Terrororganisation Organisation de l’armée secrète (OAS) Sturm, die sich aus unversöhnlichen Algerienfranzosen rekrutierte. Yacef Saâdi war übrigens nicht nur der Initiator, er spielte sich auch selbst, neben markanten Laiendarstellern wie Brahim Hadjadj, der Ali La Pointe verkörperte (und später als professioneller Schauspieler tätig war). Dessen Gesicht vor allem prägte das Bild des sagenumwobenen Revolutionärs Ali La Pointe im kollektiven Gedächtnis der Algerierinnen und Algerier.
Angesichts dieses, wenn auch vielschichtigen Heldenkults kann man an der Person Alis und seiner ehemaligen revolutionären Zelle allerdings auch die überaus problematischen Aspekte der algerischen Revolution demonstrieren: Die fragliche Legitimität revolutionärer Gewalt im „gerechten“ Kampf um Unabhängigkeit und Entkolonialisierung, die gezielt unbeteiligte Zivilisten traf, oder auch die Omnipräsenz des Verrats und immense Rivalität in den klanartig organisierten Fraktionen des FLN und der Nationalbewegung. Dazu kommt, auf der anderen Seite, die „Counterterrorism“-Strategie der Kolonialmacht, die in Algerien mit Terror und Folter, summarischen Exekutionen und großflächiger Vertreibung an die Grenze zum Genozid ging und der Guerillabekämpfung bis in heutige Schauplätze im Mittleren Osten Modell stand. Und nicht zuletzt die Langzeitfolgen der traumatisierenden Gewaltgeschichte Algeriens, die phasenweise wie ein Blutbad wirkt.
Doch das alles erklärt immer noch nicht, warum Ali la Pointe, in einer Art zweiten Wiederauferstehung, heute als Held verehrt wird, und zwar nicht als Märtyrer der algerischen Revolution per se, sondern als Antipode zu der seit 1962 herrschenden FLN-Partei, die den Mythos der Moudjahidins ganz für sich usurpiert und ausgeschlachtet hat – für eine Diktatur, gegen die Jugendliche und wachsende Teile der Bevölkerung gerade zu Hunderttausenden aufstehen. Es erscheint paradox, wenn der Kampf von Ali La Pointe und weiteren, meist lange verstorbenen Kämpfern aus der Frühzeit der algerischen Befreiungsfront auf die heimische Machtclique von heute projiziert wird. Doch in der kollektiven Wahrnehmung des Hirah muss die unvollendete Revolution von 1954ff. weitergehen – und wird erst gesiegt haben, wenn die „Mumien“ des FLN endlich gestürzt sind. Ali La Pointe mag ein Gangster gewesen sein, aber die wahre ‘issaba (Gang) saß und sitzt in dieser Sichtweise in der „Casa del Mouradia“, im Präsidentenpalast, dessen Okkupatoren dem Volk über Jahrzehnte hinweg die Ressourcen und Chancen geraubt haben.
Auch dieses Phänomen, die Idealisierung der Frühzeit einer Revolution gegen ihre spätere Usurpation und Fälschung, ist aus der Nach-Revolutionsgeschichte bekannt. In der Sowjetunion war etwa in der 2. Hälfte der 1920er zu beobachten, dass politisierte Jugendliche, die sich gegen die Neue Ökonomische Politik Lenins als Verrat an den Maximalzielen der Oktoberrevolution auflehnten, die Bürgerkriegszeit verklärten und deren Gräuel ausblendeten oder zu unvermeidbaren Kollateralschäden bagatellisierten. Dass sich eine Bewegung, die bisher konsequent friedlich geblieben ist, unter dem Bild eines Bombenlegers versammelt, wird folglich nicht als Widerspruch empfunden. Den Ausschlag für die Identifikation mit Ali la Pointe gibt die von ihm erfahrene, von den (männlichen) Jugendlichen heute symbolisch nachvollzogene und auch täglich erfahrene Marginalisierung, die ihn in die Delinquenz getrieben habe. Der Hirak ist für viele verzweifelte Algerier*innen eine Alternative zur Emigration über das Mittelmeer nach Europa. Die U30 stellen über die Hälfte der 42 Millionen Algerier, mehr als ein Viertel von ihnen ist arbeitslos, und auch wer ein Diplom hat, findet einen guten Job nur mit „pistons“, durch Zugänge ins Klientelsystem der Nomenklatur. Die Nähe Europas und die Beziehungen nach Frankreich macht die algerische Jugend ihren dortigen Cousins und Peers gleich; routiniert nutzt sie soziale Netzwerke, aber sie kann kaum reisen und die Geschlechter wachsen, meist in öden Plattenbausiedlungen, getrennt auf, so dass der Konsum von Drogen und Pornoseiten die Hauptbeschäftigung bleiben. Ganze Hundertschaften von harragas („die ihre Papiere verbrennen“) haben in Schlepperbooten die gefährliche Überfahrt nach Spanien gewagt; seit Februar 2019 sind allerdings solche riskanten Fluchtversuche algerischer Boat people stark zurückgegangen. Die „Dezemberkids“, wie ein jüngst übersetzter Roman von Kaouther Adimi die aufsässige (Fußball-)Jugend nennt, weiß sich zu wehren.
Die revolutionäre Kontinuität
Es kommt daher nicht von ungefähr, wenn jetzt vor allem früh gefallene Märtyrer des Befreiungskampfes wie eben Ali la Pointe als Idole der Revolution herangezogen werden. In die korrupten Machtgeschäfte nach 1962 sind sie nicht involviert gewesen, haben also niemanden verraten oder sind selbst unter bis heute nicht aufgeklärten Umständen verraten worden. Wenn sich eine überlebende Protagonistin der Schlacht um Algier wie Djamila Bouhired seit 2019 mit dem Hirak solidarisiert, stößt das bei den Aktivist*innen auf frenetische Begeisterung, da sie zum einen als auch „unschuldig“ gebliebene Kämpferin den Transfer von der Frühzeit der Revolution in die heutige verkörpert, zum anderen, da sie, anders als der FLN an der Macht, Frauen keine bloß passiv-repräsentative Rolle zuteilt.

Statue von Ali la Pointe auf dem gleichnamigen Platz in Miliana, Quelle: Wikipedia
Diese Referenzen belegen die intensive Rückwendung zur algerischen Geschichte, die der Hirak 60 Jahre nach der Unabhängigkeit des Landes mit sich gebracht hat. Die Zeit zwischen dem 1. November 1954 und dem Unabhängigkeitstag 1962, die beide jährlich begangen wurden, gilt als immer noch unvollendete Revolution – nur das Territorium wurde befreit, nicht das Volk. Die Gesänge und Slogans, die Poster und Fahnen, die Graffiti und die virtuellen Netzwerke des Hirak seien eine „formidable Kommunion zwischen der Generation des 1. November 1954 und den Kindern der Revolution“, notierte die Tageszeitung El Watan schon am 1. März 2019. Die Revolution, die von den Eliten der alten Kämpfer nach napoleonischem (und realsozialistischem) Vorbild zum „Block“ erklärt und sterilisiert wurde, wird zum Leben erweckt, der von toten Revolutionshelden eröffnete Erfahrungsraum weitet sich in einen wieder offenen Erwartungshorizont, und zwar nicht nur als intellektuelle Spekulation, sondern im reflexiven Massenereignis.
Dieses findet statt auf Straßen und Plätzen, die Namen toter Revolutionär*innen tragen – Larbi M’Hidi, Didouche Mourad, Amirouche Aït Hamouda, Hassiba Ben Bouali und auch die überlebende Djamila Bouhired – und assoziiert werden mit Held*innen, die noch keinen Ehrenplatz erhalten haben oder gezielt „vergessen“ wurden wie Messali Hadj, der eigentliche Gründer der algerischen Nationalbewegung. Die Schlacht von Algier geht weiter, ein Graffito lautete:
Ali Ammar, unser Land ist in Gefahr, lasst uns die Schlacht von Algier weiterkämpfen, es gibt kein Zurück, wir werden uns unsere Unabhängigkeit holen.
So wähnt man sich heute noch an Schauplätzen der Kämpfe in den 1950er Jahren, an deren algerische Opfer Gedenkplaketten überall erinnern. Auch der Mathematiklehrer Maurice Audin, der auf Seiten des FLN kämpfte und 1957 „verschwunden“ war, genießt die Verehrung der Hirak-Aktivisten; sie überhäufen seinen Gedenkort in Algier mit kleinen Post-it-Zetteln, auf denen sie ihre Wünsche für eine bessere Zukunft des Landes deponieren. Die beiden letzten französischen Staatspräsidenten François Hollande und Emmanuel Macron haben die Schuld Frankreichs an der Ermordung Audins und anderer FLN-Unterstützer eingeräumt und eine ernsthafte Aufarbeitung der Vergangenheit auf den Weg gebracht. Doch die Frontstellung gegen die einstige Kolonialmacht und die Kooperation des algerischen Regimes mit Frankreich blieb fest; Macron wird vom Hirak mit derselben Wut attackiert wie das alte FLN-Regime und die Militärs, in denen man Wiedergänger der Kolonialarmee sieht. Auch unter diesem Gesichtspunkt behalten Ali La Pointe und seine Kamerad*innen ihre heroische Aura. Ob diese einer historisch-kritischen Aufarbeitung der inneren Gegensätze der algerischen Nationalbewegung standhalten würde, steht auf einem anderen Blatt. Bisher setzt die Demokratiebewegung andere Prioritäten.